"Immer für Stadtentwicklung"
Erwiderung auf Leserbrief "Wie ein Löwe vor seinem Rudel"

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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Erwiderung auf Leserbrief "Wie ein Löwe vor seinem Rudel" vom 31. Juli

Vor kurzem noch kämpfte Herr Schneidereit vehement gegen eine SW-Umfahrung der B 294. Nun kämpft er für den Rückbau der Wilhelmstraße. Alles im Namen von Ökologie und Klima. Würde er das Motto der Weltumwelt-Konferenz von Rio 1992 kennen: „Halte die Welt im Gleichgewicht. Beherrsche den Ausgleich im magischen Dreieck aus Ökonomie, Ökologie und dem Sozialen“, dann müsste er einmal ernsthaft über seine selbsternannte Rolle eines Retters von Bretten nachdenken.

Kein Mensch, demzufolge auch kein Bewohner Brettens, kann allein von einer moralisch überhöhten Einstellung als Klimaretter leben. Alle Wohltaten, ob im Sozial- oder im Umweltbereich, müssen zur Finanzierung erst erwirtschaftet werden. Siehe magisches Dreieck. Und genau so stellte sich dieses Problem Anfang der 80er Jahre dar.

Damals stand Bretten nach den Pleiten von AEG-Neff und Malag sowie dem Niedergang der anderen traditionsreichen Industriefirmen im Brettener Süden vor größten Problemen. Die Kaufkraftbindung, die bei einem Mittelzentrum bei 100 Prozent liegen soll, war auf 70 Prozent gesunken und die Arbeitslosigkeit lag bei zehn Prozent. Unter Paul Metzger als OB wurde mit dem Industrie-Karussell und mit größter Anstrengung der Verwaltung eine Handelsmeile von der Diedelsheimer Höhe über dm, Aldi, ZG, Malag-Center, Röther, Kraichgau-Center und dem Ärztezentrum geschaffen. Damals verlief der Süd-Nord-Verkehr der B 294 noch mit 10.300 Kfz durch das Schulzentrum MGB/Hebelschule, über den Marktplatz und durch die Pforzheimer Straße.

Nur mit dem Ausbau einer leistungsfähigen Wilhelmstraße mit zwei Stau-Spuren vor den Knoten konnte in überzeugter Einigkeit mit dem Straßenbauamt die Voraussetzung für die Steigerung der Kaufkraftbindung bis 2010 auf 121 Prozent(!) im Kurzfristbedarf geschaffen und die Arbeitslosigkeit auf zwei Prozent zurückgedrängt werden. Erst dadurch konnte über Marktplatz und Pforzheimer Straße auch eine Einbahnspur eingerichtet werden, weil der Süd-Nord-Verkehr durch die neue Wilhelmstraße abgenommen wurde. Leider entzieht sich dieser Realitätsblick Herrn Schneidereit mit seiner einseitigen Fahrrad- und Fußgängerfokussierung. Der Mensch braucht neben Füßen und einem Fahrrad auch motorisierte Transport- und Fortbewegungsmittel, als älterer und kranker Mensch im Kraichgauer Hügelland ohnehin. Sollen nun wirklich durch einen Rückbau der Wilhelmstraße auf zwei gegenläufige Spuren und einen funktionsunfähigen Einbahnring erneut Schließungen von Handelsbetrieben und ein Rückfall in die 80er Jahre riskiert werden? Und das alles, weil ein Landschafts-Architekt es so wollte und der Gemeinderat bedenkenlos folgte? Von den Kosten und dass die SW-Umfahrung als Voraussetzung 2031 noch gar nicht in Betrieb sein wird, einmal abgesehen.

Mich so hinzustellen, als sei mein Leitbild eine autogerechte Stadt und als würde ich nur zweidimensional denken, betrachte ich als Frechheit. Schon meine Diplom-Arbeit 1971 „Modell einer städtebaulichen Grundeinheit für 8.000 Einwohner“ war keine autogerechte Stadt, ebenso wenig wie erfolgreiche städtebauliche Wettbewerbsarbeiten mit Referendar-Kollegen. Dafür werde ich nie kämpfen, aber immer für Stadtentwicklung im Sinne von § 1 BauGB mit Abwägung der vielen genannten, relevanten Belange. Herr Schneidereit hat offenbar das Glück, dass ihm jegliche Gewissensnot als Architekt erspart bleibt. Welche Hybris gibt ihm das Recht, anderen ein zweidimensionales Denken zu unterstellen? Si tacuisses ...

Gunter Lange,
Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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