"Wie ein Löwe vor seinem Rudel"
Erwiderung auf Leserbrief "Kollaps spätestens gegen 16 Uhr"

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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„Verkehrskollaps“ und „Verkehrsinfarkt“ sind die dramatisierenden Begrifflichkeiten, welche Herr Gunter Lange gerne verwendet, um seine vorgetragenen Argumentationen in Veranstaltungen und den Pressebeiträgen zu untermalen. Subtil werden damit Assoziationen geweckt zu menschlichen Schicksalsschlägen. Ein gekonnter Schachzug zu Lasten des Unterbewusstseins der Zuhörerschaft und den Lesern seiner Artikel. „Denke nicht an einen rosa Elefanten“, und schon formen sich bunte Bilder in unseren inneren Vorstellungen.

Ich schätze Herrn Lange sehr für seine Verdienste in der Stadtverwaltung Bretten von 1976 bis 2006. 30 Jahre, in denen er unter den Prämissen einer wachsenden Gesellschaft das Stadtbild mitgestaltet hat. Auch heute ist er noch engagiert in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen in Bretten.

Wie ein Löwe vor seinem Rudel verteidigt er die Straßenbauprojekte seiner Zeit, zu der auch bekennenderweise der vierspurige Ausbau der Wilhelmstraße gehört. Sie entstand im Zuge seines Verkehrskonzeptes von 1983, dem innerstädtischen Ring um die Altstadt von Bretten, mit groß angelegten Straßen und Parkplatzflächen wie die Sporgasse.

Diese Projekte wurden entwickelt unter dem seinerzeit gültigen Leitbild der „autogerechten Stadt“. Städtebau richtete sich nach dem Platzbedarf des immer weiter zunehmenden motorisierten Individualverkehrs. Alles ordnete sich dem Maßstab des Autos unter. Der Verkehr musste fließen. Selbst die Straßenverkehrsordnung (StVO) weicht erst mit ihrer aktuellen Novellierung vom Grundsatz ab, eine Beschränkung des fließenden Verkehrs nur dort vorzusehen, wo auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht. Inzwischen vollzieht unsere Gesellschaft einen Wandel, aus den Erkenntnissen heraus, dass uneingeschränktes Wachstum seine Grenzen hat. Der Maßstab Mensch rückt in den Vordergrund – als Fußgänger, Radfahrer und Bewohner einer Stadt. Die rasanten Entwicklungen des Klimawandels ermahnen uns zu einem konsequenten Umdenken. Und das ist gut so!

Die an der Wilhelmstraße geplante Verlagerung des motorisierten Verkehrs auf die Seite der Gewerbenutzung schafft verkehrsberuhigende Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Beruflichen Schulen mit ihren rund 2.000 Schülern, der ASB-Seniorenresidenz mit über 87 Zimmern und nicht zuletzt der Mehrfamilienhäuser, die sich allesamt über eine Entlastung freuen.

Den Weg, innerörtliche Bundesstraßen mit Tempo 30 zu entschleunigen, haben zahlreiche Kommunen bereits erfolgreich beschritten. Die neue StVO erleichtert explizit die formale Umsetzung. Gilt es doch unsere Stadt attraktiv zu gestalten, mit sicheren Wegen für Jung und Alt.

Statt zweidimensional zu denken in Straßenzügen und Ampelanlagen, die den fließenden Verkehr unterbrechen und Fußgänger vor Hindernisse führen, haben erfolgreiche Städte den Stadtraum in seiner dreidimensionalen räumlichen Qualität entdeckt. So ließen sich im Bereich der Haltestelle Stadtmitte die täglichen Wege der Schüler auf einer Ebene barrierefrei und sicher von der Haltestelle über die Wilhelmstraße hinweg bis zum Schulgelände führen.

Neue Wege zu gehen, bedarf den Mut zur Veränderung. Lassen Sie uns die weiteren Schritte mit Zuversicht beschreiten!

Frank Schneidereit, Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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