In Bretten werden kaum Baulücken geschlossen
Fehlender Wohnraum trifft auf ungenutztes Potential

Gegenüber des Edith-Stein-Gymnasiums befindet sich in prominenter Lage eine von vielen Baulücken. | Foto: kuna
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Bretten (kuna) Der Wohnraum in Bretten ist knapp. Doch in der Melanchthonstadt gibt es auch zahlreiche Baulücken, die ihrem eigentlichen Zweck enthoben sind und somit ungenutztes Potential darstellen. Die privaten Flächen liegen zwischen bereits bebauten Grundstücken, werden aber nicht als Wohnraum genutzt. Was die Schließung dieser Lücken betrifft, hat sich in den letzten beiden Jahren nicht viel getan – das zeigt das aktualisierte Baulückenkataster, das Alexander Ranoarivony vom Amt für Stadtentwicklung und Baurecht am Dienstag, 18. April, dem Gemeinderat vorgestellt hat.

Anzahl der Baulücken gestiegen

Waren es bei der letzten Offenlegung im Jahr 2021 noch 234 Baulücken, so zählt Bretten derzeit sogar 268 leerstehende Flächen. Nur vereinzelt konnten sie geschlossen werden. Hinzu kommt die Erschließung der Neubaugebiete „Näherer Kirchberg II“ in Neibsheim und „Neibsheimer Weg II“ in Büchig, die die Anzahl der Baulücken um 15 Prozent erhöht haben. Für solche Gebiete gilt nun jedoch die Verpflichtung, sie nach maximal sechs Jahren zu bebauen – andernfalls fallen sie wieder in die Verfügungsgewalt der Stadt zurück. Deshalb werden die Lücken in Neibsheim und Büchig voraussichtlich in wenigen Jahren wieder aus dem Baulückenkataster verschwinden.

Kernstadt bleibt Spitzenreiter

Die meisten Baulücken gibt es nach wie vor in der Kernstadt mit 92 leerstehenden Flächen. Dort wurde im Vergleich zu 2021 nur eine einzige Lücke geschlossen. Neu tun sich – aufgrund ihrer Neubaugebiete – Büchig mit 40 und Neibsheim mit 32 Baulücken hervor. Aber auch in den Stadtteilen Ruit (23), Diedelsheim (23) und Rinklingen (22), die 2021 bereits weit vorne lagen, wurden maximal nur zwei Flächen geschlossen. Die Stadtteile mit den wenigsten Baulücken bleiben Sprantal (sieben) und Dürrenbüchig (sechs).

Potentieller Raum für 930 Menschen

Wie groß das Wohnraumpotential ist, verdeutlichte Cornelia Hausner, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Baurecht. „Die Baulücken umfassen insgesamt eine Fläche von mehr als 16 Hektar, das ist enorm viel“, meinte sie. Die Stadtverwaltung hat zudem eine einfache Rechnung aufgestellt: Mit der Annahme, auf einer Baulücke gäbe es Raum für durchschnittlich 1,5 Wohneinheiten und ein Haushalt umfasse 2,3 Personen, so wäre Platz für etwa 930 Menschen da.

"Bretten muss sich nicht verstecken"

Die Verwaltung zeigte sich dennoch erfreut über die gelungene Schließung zahlreicher Baulücken in den letzten Jahrzehnten. „Bretten muss sich wirklich nicht verstecken“, meinte Bürgermeister Michael Nöltner. „Die Stadt hat sich in den letzten 30 Jahren sehr verantwortungsvoll verhalten.“ Dabei verwies er auf die Gemeinde Gondelsheim, die ebenfalls in dem Baulückenkataster aufgenommen ist. „Dort gibt es inzwischen 4.000 Einwohner und 104 Baulücken. In der Brettener Kernstadt gibt es dagegen 15.000 Einwohner und nur 92 Baulücken“, so Nöltner. Das führte zu seinem Fazit: „Wir erfreuen uns einer großen Beliebtheit als Arbeits- und Wohngemeinde.“

"Stadt darf nicht als Immobilienmakler auftreten"

Auf Nachfrage von Fabian Nowak (Die Grünen), wie es gelungen ist, einige der Baulücken zu schließen, führte Hausner aus: „Die Stadt darf nicht als Immobilienmakler auftreten und die Adressen von Eigentümern weitergeben. Wir empfehlen den Interessenten daher, sich vor Ort umzuschauen und mit den Nachbarn zu sprechen.“ Auch in einer Stadt wie Bretten sei es meist problemlos möglich, auf diesem Weg die Grundstücksbesitzer ausfindig zu machen. Bei Einwilligung der Eigentümer sei es in Einzelfällen aber auch schon vorgekommen, dass die Stadt den Kontakt hergestellt habe.  Oberbürgermeister Martin Wolff ergänzte das Bild: „Wir haben schon vor einigen Jahren verschiedene Eigentümer angeschrieben. Die Resonanz war aber gleich null.“ Die Stadt habe wenig Handhabe gegen unwillige Eigentümer. Viele von ihnen würden die Grundstücke behalten, um sie für enge Verwandte aufzuheben, so Hausner.

"Sollen es immer mehr Bürger werden?"

Martin Knecht (CDU) veranlasste die Problematik dazu, eine Grundsatzfrage zu stellen. „Wie wollen wir uns als Stadt weiterentwickeln? Sollen es immer mehr Bürger werden?“, fragte er. Das Wachstum der Bevölkerung hätte immerhin Auswirkungen auf die benötigte Infrastruktur oder die Bereitstellung von Schulplätzen. Auch Bernd Diernberger (Freie Wähler) konstatierte: „Alles ist endlich, auch unsere Gemarkung“. Er plädierte deshalb für einen „regulierten und bewussten Wachstum“. OB Wolff entgegnete, dass diese Grundsatzdebatte mit der Fortschreibung des Regionalplans bereits geklärt worden sei.

Grundsteuer C als möglicher Hebel

Ein möglicher Hebel, um den Baulücken Herr zu werden, könnte die Grundsteuer C werden. Laut OB Wolff sollen Kommunen ab 2025 selbst entscheiden können, ob sie diese einführen. Der Kämmerer Dominique Köppen sei bereits damit beauftragt, sich mit der Grundsteuer C zu befassen und auzuloten, ob und wie diese in Bretten umgesetzt werden könnte.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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