Antrag der Brettener Grünen auf Neugestaltung des Radwegs Büchig - Kernstadt abgelehnt
"Geld sinnvoller anderswo investieren"

Bretten (swiz) Der Umstieg vom Auto auf alternative Fortbewegungsmittel wie Rad, Bus oder Bahn ist derzeit in aller Munde. Woran es allerdings oft fehlt, ist die nötige Infrastruktur, um Mobilitätsformen neben dem Auto attraktiv zu machen. Ein Beispiel sind fehlende Radwege. Nach intensiver Diskussion wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Bretten nun ein Antrag der Grünen mit 16 zu zehn Stimmen abgelehnt. Durch den Vorstoß der Fraktion sollte die Verwaltung beauftragt werden, "den Radweg von Büchig direkt in die Kernstadt einzuführen". Dazu sollte auch eine Querung der B35 auf der Höhe "Am Hagdorn" eingerichtet werden. Die Umsetzung sollte dann im Zuge des Neubaus des Gölshäuser Dreiecks durch das Regierungspräsidium Karlsruhe erfolgen. Für den Umbau des Knotenpunkts ist laut Verwaltung derzeit das Planfeststellungsverfahren vorbereitet.

Verwirrung um Baukosten

Die Querung des Radwegs über die B35 mittels einer Brücke erfordert laut dem Planungsbüro ISTW eine Rampe in Richtung "Am Hagdorn". Diese hätte aufgrund der sechsprozentigen Steigung eine Länge von 130 Metern. Durch den Bau dieser langen Rampe sowie der Brücke an sich, komme man, so Stadtbaumeister Karl Velte, auf Baukosten von 1,1 Millionen Euro. Darüber hinaus müsse man auch eine weitere Anbindung in Richtung "Heilbronner Straße" neu herstellen. Für diese würden noch einmal Baukosten von rund 1,2 Millionen Euro anfallen, so Velte. Eine Rechnung, die laut Grünen-Sprecher Otto Mansdörfer so nicht richtig ist. Dies bekräftigte er auch noch einmal gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news: „Wir Grüne wollten nichts anderes, als eine Querung der B 35. Es war die Verwaltung, die auch die andere Trassenvariante mit Führung zur Heilbronner Straße vom Büro zusätzlich untersuchen ließ.“ Dabei habe es wohl einen Kommunikationsfehler gegeben, so dass das Büro davon ausgegangen sei, die Stadt wolle beides. „Nur so kommt die Addition 1,1 Millionen Euro für die Querung B 35 plus 1,2 Millionen Euro für die Anbindung an die Heilbronner Straße zustande.“ Möglicherweise seien dadurch auch einige Gemeinderäte verwirrt worden. Daher sei auch der Eigenanteil der Stadt an den Baukosten ein anderer, so der Grünen-Sprecher. Durch den Bund sei, so hatte Oberbürgermeister Martin Wolff erklärt, eine Förderung von bis zu 80 Prozent der Projektkosten möglich. Der Eigenanteil der Stadt liege daher bei 220.000 Euro. Und das nicht im schwierigen Haushaltsjahr 2020, sondern voraussichtlich erst 2022.

Kein positives Echo

Das Projekt stieß indes bei den Gemeinderäten auf kein positives Echo. "Die CDU lehnt den Radweg auch wegen der Ressourcenknappheit ab", erklärte Stadträtin Isabel Pfeil. Zudem gebe es bereits eine Unterführung unter der B35, die genutzt werden könne. Negativ bewertete auch Bernhard Brenner (FWV) den Antrag der Grünen, den er als "verspäteten Wahlkampf" bezeichnete. Das Geld sei sinnvoller anderswo investiert, denn vor allem außerhalb der Stadt, solle man die Radwege ausbauen. Zudem, stimmte Brenner CDU-Kollegin Pfeil zu, gebe es schon jetzt Alternativen zur Querung der Bundesstraße.

Radwege sollten nicht erste Priorität haben

Armin Schulz (die aktiven) betonte in seinem Statement zwar, es sei noch viel Luft nach oben, was die Aufwertung der bestehenden Radwege anging. Doch bevor man einen Neubau in Angriff nehme, solle man lieber Radwege, die "gefährliche Schotterpisten" seien, asphaltieren. Widerspruch zum Antrag kam auch von AfD-Mann Andreas Laitenberger. Selbst wenn man 80 Prozent Förderung bekomme, sollte ein neuer Radweg nicht unbedingt Priorität Nummer eins sein. Zudem solle man vorher prüfen, wie viele Menschen den aktuell bestehenden Radweg überhaupt nutzten. Den Reigen der Kritiker beendete schließlich Hermann Fülberth (Aufbruch Bretten). Er attestierte den Grünen, man könne es auch übertreiben, schließlich komme man die Gartenstraße bei der aktuellen Wegeführung mit dem Rad schon noch hoch.

"Wir müssen mehr für unsere Radfahrer tun"

Für die so massiv kritisierte Grünen-Fraktion musste in der Folge Sprecher Otto Mansdörfer in die Bresche springen. Es sei doch eindeutig so, dass derzeit keine gute Anbindung für Radler von Büchig nach Bretten bestehe. Die schon existierende Anbindung führe in ein "tiefes Loch" bei der Gartenstraße und stoße zudem auf eine Einbahnstraße, die man in die betreffende Richtung gar nicht befahren dürfe, so Mansdörfer. Zudem werde der Radweg Büchig in Richtung Oberacker im Zuge der Flurbereinigung sowieso erweitert. Wie sähe es dann aus, den Ausbau vor dem Brettener Stadtrand plötzlich zu beenden? Er appelliere daher an die Kollegen, nicht schon jetzt "die Bremse reinzuhauen", sondern der Verwaltung den Auftrag zur Prüfung zu erteilen. Unterstützung bekam er von SPD-Mann Edgar Schlotterbeck ("Wir müssen mehr für unsere Radfahrer tun") und Büchigs Ortsvorsteher Uve Vollers, der betonte, "den momentanen Radweg in die Stadt will man nachts nichts fahren". Weiter appellierte er an die Ratsmitglieder: "Habt Mut und schaut, was mit den Förderungen möglich ist". Letztendlich half jedoch weder Vollers Appell, noch der Vorschlag von Bürgermeister Michael Nöltner, eine alternative Route durch die Einbeziehung des Friedhofsareals zu prüfen. Der Antrag wurde abgelehnt.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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