Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung für den Bau einer Lärmschutzwand im Stadtteil Ruit gestimmt
Gemeinwohl steht vor Einzelinteressen

Im Vorfeld der Entscheidung zum Bau einer Lärmschutzwand hatte es einen Vor-Ort-Termin mit Stadträten, Verwaltungsspitze und Vertretern der Bahn gegeben. bea
  • Im Vorfeld der Entscheidung zum Bau einer Lärmschutzwand hatte es einen Vor-Ort-Termin mit Stadträten, Verwaltungsspitze und Vertretern der Bahn gegeben. bea
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Bretten (swiz) Der Gemeinderat Bretten hat in seiner jüngsten Sitzung dem Bau einer Lärmschutzwand im Stadtteil Ruit (wir berichteten hier und hier) durch die DB Netz AG zugestimmt. Versehen ist die Zustimmung zum Bau allerdings mit einem "Aber" in Form einer Kompromisslösung. So wurde die Verwaltung vom Rat beauftragt, sich bei der Deutschen Bahn "nachdrücklich dafür einzusetzen", dass im Bereich zwischen der Hinteren Dorfstraße 22 und bis rund 60 Meter über die Bauschlotter Straße hinaus, besondere Rücksicht auf die Anwohner genommen wird. Konkret soll diese Rücksichtnahme so erfolgen, dass im besagten, rund 340 Meter langen Bereich eine nur zwei Meter hohe Wand gebaut werden soll, deren unterer Bereich geschlossen und deren obere Hälfte aus Plexiglas besteht.

1.396 Meter lange Lärmschutzwand

Im Vorfeld hatte es unter anderem eine vom Ruiter Ortschaftsrat initiierte Umfrage zu den Lärmschutzplänen unter 609 Haushalten im Stadtteil und einen Vor-Ort-Termin mit Stadträten, Verwaltungsspitze und Vertretern der Bahn gegeben. Bei diesem Treffen hatten die direkten Anwohner ihre Bedenken hinsichtlich einer geplanten und komplett undurchsichtigen Wand geäußert.
Insgesamt plant die DB in Ruit eine 1.396 Meter lange und außerhalb des Kompromissbereichs drei Meter hohe geschlossene Lärmschutzmauer, die sich unter anderem talseitig über die gesamte Ortslage bis zum Ortsausgang in Richtung Mühlacker ziehen soll.

"Kompromiss nicht unbedingt zielführend"

Zustimmung für die Pläne signalisierte CDU-Sprecher Martin Knecht, betonte aber, der Kompromiss mit Plexiglas sei nicht unbedingt zielführend.  Der Grund, die Plexiglaswände würden laut der Aussage von Ingenieuren mit der Zeit wegen Schmutzes blind werden und die Bahn werde laut eigener Aussage nicht für die Reinigung derselben sorgen. Dennoch nehme man die Einwände der Anwohner ernst. Knecht bemängelte zudem, dass der Lärmschutz der DB für andere Wohngebiete in Bretten wegen eines angeblich nicht gegebenen Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht infrage komme.

"Es überwiegt das Gemeinwohl des Ortes"

Auch Ute Kratzmeier (Bündnis90/Die Grünen) betonte, dass die Argumente der Bürger absolut nachvollziehbar seien. Deshalb sei es wichtig, dass der Kompromiss mit dem Plexiglas die Situation entschärfe. Auf ihre Nachfrage, ob auch die Stadt die Plexiglaswände reinigen könne, antwortete OB Wolff, dies müsse man bei der Bahn erst abfragen. Man sehe die Planungen zum Bau der Wand mit einem "weinenden Auge", da die Argumente der Gegner der Lärmschutzwand verständlich seien, betonte Thomas Rebel, Stadtrat der FWV. Letztendlich überwiege aber das Gemeinwohl des Ortes.
Auch Birgit Halgato (SPD) schlug in die gleiche Kerbe wie ihr Vorredner. Die Not und Bedenken der Anwohner seien gerechtfertigt, aber es gehe nicht nur um diese Bürger, sondern es gehe um alle. Zudem würden Anwohner der Bauschlotter Straße mehr unter dem Straßen- als unter dem Bahnlärm leiden.

Ein "zerrissener" Ort

Seiner Stimme enthalten hat sich bei der Abstimmung zu den Lärmschutzplänen aktiven-Stadtrat und Ruiter Ortsvorsteher Aaron Treut. In seiner Rede verwies er noch einmal darauf, wie "zerrissen" der Ort bei diesem Thema sei. Dies zeige sich auch beim Abstimmungsverhalten des Ortschaftsrats, der sich mit vier Ja-, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen für den Bau der Lärmschutzwand ausgesprochen habe. "Zunächst war es uns sehr wichtig, dass wir die Bürger in Ruit alle abholen. Das ist uns, denke ich, in Teilen gelungen, leider war die Rückmeldung aus der Bürgerschaft bei der Umfrage sehr schwach." Während es zwei fast gleich große Lager gab, die für und gegen den Bau waren, hatte sich eine Mehrheit von knapp 57 Prozent enthalten oder neutral abgestimmt. "Damit war für uns das Ergebnis letztendlich eher uneindeutig und die gewünschte Klarheit leider nicht gegeben." Aus den Umfrage-Ergebnissen und den Befindlichkeiten der Bürgerschaft habe man dann zusammen mit dem Stadtplanungsamt die Kompromissvariante entworfen.

Wunsch aus dem Ortschaftsrat

Abschließend wünsche sich der Ruiter Ortschaftsrat, dass die Zerrissenheit im Ort durch eine Prüfung der Stadtverwaltung nach einer beidseitigen Lärmschutzwand im Bereich Bauschlotter Straße/Am Alten Berg minimiert werde. Diese soll ebenfalls zwei Meter hoch und im oberen Meter aus Plexiglas bestehen. OB Wolff sagte eine Prüfung des Wunsches durch die Stadtverwaltung zu.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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