In Bretten zuhause 2017: Vom mittelalterlichen Marktflecken zur Großen Kreisstadt

Einen Eindruck, wie Bretten vor dem großen Stadtbrand von 1689 aussah, vermittelt dieser Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1645. | Foto: Stadtarchiv Bretten
  • Einen Eindruck, wie Bretten vor dem großen Stadtbrand von 1689 aussah, vermittelt dieser Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1645.
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Mit Bürgersinn und Gemeinschaftsgeist haben die Brettener in ihrer 1250-jährigen Geschichte immer wieder große Herausforderungen gemeistert.

(ch) Durch seine verkehrsgünstige Lage an alten Handelsstraßen war das im Jahr 767 erstmals in einer Urkunde des Klosters Lorsch erwähnte „villa Breteheim“ schon in vorgeschichtlicher Zeit ein bevorzugter Siedlungsplatz. In derselben Lorscher Urkundensammlung tauchten im achten und neunten Jahrhundert auch erstmals schriftliche Angaben zu den heutigen Stadtteilen Bauerbach, Diedelsheim, Gölshausen, Neibsheim und Rinklingen auf.

Wittelsbacher Rauten zeugen von einstiger Zugehörigkeit zur Kurpfalz

Unter den Grafen von Eberstein wurde Brettheim vermutlich im 13. Jahrhundert zur Stadt erhoben, obwohl es schon lange vorher das Recht besaß, Märkte abzuhalten. Ab 1349 stand die Stadt mehr als 450 Jahre unter kurpfälzische Oberhoheit, wovon noch heute die Wittelsbacher Rauten im Stadtwappen zeugen. Das 1360 erwähnte Spital brachte den Brettenern den Necknamen „Spitalmucken“ ein.

Erfolgreicher Widerstand gegen Überfall

Um 1500 galt Brettheim nicht nur als wohlhabend, sondern war mit etwa 2.000 Einwohnern auch die größte Stadt im rechtsrheinischen Teil der Kurpfalz. Im Verlauf des pfälzisch-bayrischen Erbfolgekriegs wehrten sich die Brettener am Peter-und-Pauls-Tag des Jahres 1504 erfolgreich gegen den Versuch einer gewaltsamen Besetzung durch den württembergischen Herzog Ulrich. Ein Ereignis, an das noch heute unter großer Beteiligung der Bürgerschaft mit dem alljährlichen Peter-und-Paul-Fest erinnert wird.

Melanchthon und Heberer machten Bretten bekannt

Ein Zeitzeuge der damaligen Ereignisse im Alter von sieben Jahren war der aus einer angesehenen Brettener Bürgerfamilie stammende Philipp Schwarzerdt. Unter dem Namen Melanchthon, der griechischen Übersetzung seines Nachnamens, machte der spätere Humanist, Reformator und engste Mitarbeiter Martin Luthers Bretten europaweit bekannt. Ähnliches gilt für seinen rund 60 Jahre später geborenen Mitbürger Johann Michael Heberer, der mit einem 1610 erschienenen Reisebericht Furore machte, in dem er unter anderem seine abenteuerlichen Erlebnisse als türkischer Galeerensklave beschrieb.

Die Bahn brachte den Aufschwung

Von der fast völligen Zerstörung im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 erholte sich die Stadt nur langsam. Seit 1803 ist Bretten badisch. Der Anschluss an die Eisenbahnlinie Stuttgart-Bruchsal 1853 und an die Kraichgaubahn 1879 begünstigten die Industrialisierung der Stadt bis zum Ersten Weltkrieg. Nach dem Ende von Nazi-Diktatur und Zweitem Weltkrieg stellten sich die Brettener der Aufgabe, rund 2.200 Flüchtlinge und Heimatvertriebene unterzubringen und zu integrieren. Diese wurden bald zu neuen Mitbürgern und trugen zum „deutschen Wirtschaftswunder“ bei. Infolge der Eingemeindung von neun Nachbarorten zwischen 1971 und 1975 überschritt Bretten bei der Einwohnerzahl die 20.000er-Marke und erfüllte damit die Voraussetzung für die Erhebung zur Großen Kreisstadt ab dem 1. Januar 1975.

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1250 Jahre Bretten

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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