Über 200 Demonstranten auf Marktplatz in Bretten
Jusos mobilisieren zu Kundgebung gegen Rechtsextremismus

Foto: hk
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Bretten (hk) Zu einer Kundgebung gegen Hass und Hetze hatten die Jusos, die Jugendorganisation der SPD, aus Gondelsheim und Bretten am Dienstagabend auf dem Marktplatz in Bretten aufgerufen. Bei klirrender Kälte setzten rund 200 Teilnehmer ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, insbesondere gegen die Alternative für Deutschland (AfD). Die Kundgebung reagierte auf eine Enthüllung des Recherchenetzwerks Correctiv, das in der vergangenen Woche ein Treffen hochrangiger AfD-Funktionäre mit Vertretern der rechten Szene und wohlhabenden deutschen Unternehmern enthüllt hatte. Bei dem Treffen sollen Pläne zur "Remigration" von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert worden sein. Die Kundgebung wurde von den Jusos Karlsruhe-Land unterstützt. Auch die Ortsverbände der CDU und der Grünen in Bretten schlossen sich der Kundgebung an. Ebenso zeigte sich der Verein „DAF - Internationaler Freundeskreis Bretten“ solidarisch wie auch Vertreter der Politik, darunter Bürgermeister Michael Nöltner und CDU-Stadtrat Martin Knecht.

Juso-Chef Zoz warnt vor "sozialer Kälte"

In seiner Rede auf dem Marktplatz unterstrich Juso-Chef Yannick Zoz die Notwendigkeit, gegen die aufkommende soziale Kälte anzukämpfen: „Es ist heute ziemlich kalt hier. Und ich habe Angst, dass es auch sozial kalt wird." Weiter sagte er: "Seid stark gegen Rechts, gegen Hass und Hetze.“ Die klaren Worte des Juso-Chefs wurden mit Applaus quittiert. Vereinzelt störten sich Personen an der Kundgebung und versuchten mit lauter Stimme die Redebeiträge zu unterbrechen.

Leidvolle Geschichte soll sich nicht wiederholen

Die Sprecherin der Jusos Karlsruhe-Land, Wurda Arshad, appellierte an die Versammlung, die historischen Lehren aus Nationalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und religiöser Intoleranz nicht zu vergessen. Die leidvolle deutsche Geschichte dürfe sich nicht wiederholen. Die Rednerin rief dazu auf, Diskriminierung und Vertreibung aufgrund von Hautfarbe und Herkunft nicht zu akzeptieren. Die Juso-Sprecherin, die selbst einen Migrationshintergrund hat, stellte klar: „Ihr könnt uns diskriminieren und verbal beleidigen. Aber eines könnt ihr uns nicht nehmen: Dieses Land, in dem ich geboren bin, und seine Demokratie.“ Sie erinnerte auch daran, dass Migranten dieses Land aufgebaut haben und ein Teil Deutschlands sind. Ihre Forderung lautete: „Die Hetze der AfD gehört in die Tonne, und zwar in die Restmülltonne, denn davon ist nichts wiederverwertbar.“ Arshad forderte ein konsequentes Vorgehen gegen die rechtsextreme und verfassungsfeindliche AfD durch ein Partei-Verbot.

Appelle für Zusammenhalt und demokratische Werte

Jugendgemeinderat Simon Merl erinnerte daran, dass vor 80 Jahren die NS-Flagge am Alten Rathaus wehte und rief dazu auf, über Parteigrenzen hinweg zusammenzustehen. "Lasst uns dafür sorgen, dass vor dem Alten Rathaus in Zukunft nicht erneut die Flagge einer grausamen Diktatur weht", betonte Merl. SPD-Stadtrat Edgar Schlotterbeck wies darauf hin, dass Grenzschließungen keine Lösung für die Herausforderungen der Gegenwart seien. Insbesondere mit Blick auf die von der Wirtschaft benötigten Arbeitskräfte sei eine restriktive Grenzpolitik kontraproduktiv. "Das müssen wir allen vermitteln." Zu den Teilnehmern der Kundgebung sagte er weiter: "Macht weiter so. Helft mit, die Demokratie zu bewahren", so Schlotterbeck. Grünen-Stadträtin Ute Kratzmeier warf einen kritischen Blick auf die Forderung der AfD nach Remigration und wies auf die historische Dimension solcher Pläne hin. "Die AfD will Teile unserer Bevölkerung remigrieren. Zur Erinnerung: 1940 wollten die Nationalsozialisten die Juden nach Madagaskar deportieren. Und das war der erste Schritt vor dem Holocaust", warnte Kratzmeier vor gefährlichen Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

"Niemand soll später sagen, er habe es nicht gewusst"

Gerhard Junge-Lampart vom „DAF - Internationaler Freundeskreis Bretten“ lobte die Initiative der jungen Generation: "Es beruhigt mich, dass die junge Generation ein Gespür dafür hat, dass sich etwas zusammenbraut und dieses Thema nicht den Älteren überlässt", so Junge-Lampart, der auch einen Blick auf die Äußerungen des AfD-Politikers Björn Höcke wagte. Er zitierte, trotz Buhrufen aus der Teilnehmerschar, dessen Aussage, es brauche ein "groß angelegtes Remigrationsprojekt". Junge-Lampart identifizierte Höckes Gedanken als Merkmale des Faschismus, insbesondere den Mythos von der Überlegenheit der eigenen Nation, Kultur und Rasse sowie die Vorstellung von ethnischer Reinheit. "Niemand soll später sagen, er habe es nicht gewusst", sagte Junge-Lampart in Anspielung auf die Pläne der AfD. Und weiter: "Nicht nur illegale Ausländer oder Straftäter, sondern alle Migranten, auch solche mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsbürgerschaft, sind von der millionenfachen Zwangsaussiedlung betroffen", warnte er.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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