Bienenvölker im Enzkreis betroffen / Honigverluste für Erwerbsimker
Kommt die Faulbrut auch nach Bretten?

Die Ammenbienen stecken ihre Köpfe in die Waben und füttern die jungen Larven mit Futtersaft. Dabei übertragen sie den Erreger der gefährlichen Amerikanischen Faulbrut (Paenibacillus larvae). | Foto: bea
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  • Die Ammenbienen stecken ihre Köpfe in die Waben und füttern die jungen Larven mit Futtersaft. Dabei übertragen sie den Erreger der gefährlichen Amerikanischen Faulbrut (Paenibacillus larvae).
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Bretten/Knittlingen (bea) Vor gut 15 Jahren war die Amerikanische Faulbrut zuletzt in Bretten aktiv. Nun steht sie wieder vor den Pforten, in Knittlingen-Kleinvillars. Dort hat sie sich inzwischen leicht ausgebreitet, wurde an einem Bienenstand etwa 400 Meter vom ursprünglichen Ausbruchsherd nachgewiesen. Ob sich nun der Sperrbezirk auch nach Bretten-Ruit ausweitet, muss das Veterinäramt des Landkreis Karlsruhe entscheiden.

Für Erwerbsimker existenzbedrohend

Der bisherige Sperrbezirk, der normalerweise in einem Radius von eineinhalb Kilometern rund um den Ausbruchsort gezogen wird, wurde Mitte Mai vom Veterinäramt des Enzkreises angeordnet. In diesem wurden alle Bienenvölker untersucht und gegebenenfalls behandelt. Weiterhin bedeutet der Sperrbezirk, dass keine Völker in das entsprechende Gebiet gebracht oder daraus entnommen werden dürfen. Für einen Erwerbsimker, der mit seinen Bienen wandert, kann das schnell an die Existenz gehen.

Wanderimker haben Honigausfälle

Vom Ausbruch der Faulbrut in Kleinvillars ist auch Sieghard Blanc, Vorsitzender des Imkervereins Bretten, betroffen. Zwar wurde die Bienenkrankheit bei keinem seiner Völker nachgewiesen, doch hat auch er mehrere Völker innerhalb des Sperrbezirks im Enzkreis stehen, wenn auch nur am Rand. Das bedeutet für ihn ein Verbot zu Wandern und somit einen Ausfall von Waldhonig, den diese Bienen jetzt im Schwarzwald produzieren sollten.

Für Menschen ist die Faulbrut ungefährlich

Für Honigliebhaber ist die bakterielle Brutkrankheit der Bienen im Übrigen vollkommen ungefährlich. Lediglich für die Bienenvölker kann die sogenannte Bienenpest lebensbedrohlich werden, denn sie tötet die heranwachsenden Larven ab. So fehlt dem Volk schnell der Nachwuchs und es stirbt in kurzer Zeit aus.

Sporen der Faulbrut nur im Futter zu finden

Bei einem Befall bleibt dem Imker nichts anderes übrig, als die vom Veterinäramt vorgeschriebenen Regeln zu befolgen. Die Waben mit der Brut müssen verbrannt werden. Nicht zu stark befallene Völker können in eine neue Behausung umgesetzt und somit gerettet werden, denn erwachsene Bienen sind gegen den Erreger resistent. Außerdem befinden sich die Sporen der Faulbrut nur im Futter, sagt Sieghard Blanc, Vorsitzender des Imkervereins Bretten.

Dreiviertel der Auslandshonige weisen Faulbrutsporen auf

Die Ursache eines Ausbruchs lasse sich in 93 Prozent der Fälle nicht herausfinden, sagt Blanc. Wahrscheinlich sei jedoch, dass die betroffenen Bienen Fremdhonig in ihr Volk eingetragen haben. Das sei besonders gefährlich, wenn dieser aus dem Ausland kommt, denn in gut dreiviertel der Auslandshonige lassen sich Faulbrutsporen nachweisen, weiß der langjährige Imker.

Ungespülte Honiggläser können Ursache sein

In anderen Ländern gehe man anders mit der Faulbrut um, setze Antibiotika gegen die Bakterien ein. Damit drücke man die Anzahl der Sporen, könne sie jedoch nicht dauerhaft beseitigen, sagt er. Mit dem Verkauf von Auslandshonigen in Deutschland gelangen die Sporen dann in den hiesigen Handelskreislauf. „80 Prozent aller in Deutschland verkauften Honige kommen aus dem Ausland“, sagt Blanc. Und wenn die leeren Honiggläser dann ungespült in oder zerbrochen neben einem Glascontainer landen, sei es für die Bienen ein leichtes den daran anhaftenden Honig aufzuspüren und in ihr Volk zu tragen. Schon haben die Sporen ein neues, potentielles Opfer gefunden.

Früher oft Ausbrüche bei Deponien

Früher habe es in der Nähe von Deponien und Glascontainern oft Ausbrüche der Faulbrut gegeben, sagt Blanc. Heute seien Gummilippen an den Containern eine Hilfe. Schon von seinem Großvater, der ebenfalls Bienenvölker pflegte, habe Blanc vieles gelernt. So auch, dass Völker, die von der Varroamilbe geschwächt sind, sich nicht immer erfolgreich gegen den Ausbruch der Faulbrut wehren können. Wenn ein Volk sterbe, und das Flugloch offen bleibe, werde der verbleibende Honig von anderen Völkern geraubt und die Sporen so in ein neues Volk getragen. Daher dürfe es keine offenen Fluglöcher von unbewohnten Bienenkästen geben, sagt Blanc.

Unbewohnte Bienenkästen sind potentielle Infektionsherde

Doch diese, sowie Völker ohne Name und Adresse des dazugehörigen Imkers, hat Blanc immer wieder im Umkreis angetroffen. „Das sind potentielle Infektionsherde“, sagt er. Daher empfiehlt er Neuimkern stets sich zuerst in einem Verein anzumelden, einen Kurs zu machen, bei einem erfahrenen Imker zu assistieren und sich erst dann eigene Tiere zu kaufen. Immerhin seien Bienen lebende Wesen und ein Imker sollte wissen, wie man diese pflegen muss.

Die Ammenbienen stecken ihre Köpfe in die Waben und füttern die jungen Larven mit Futtersaft. Dabei übertragen sie den Erreger der gefährlichen Amerikanischen Faulbrut (Paenibacillus larvae). | Foto: bea
Das offene Flugloch eines unbewohnten Bienenstockes (dieser ist bewohnt) kann schlimme Folgen haben. Hier kann sich ein weiteres Bienenvolk mit dem gefährlichen Faulbrut-Erreger anstecken. | Foto: bea
Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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