Mobilität - meine Utopie
Der europäische Güterverkehr rollt über die Schiene, LKW erledigen nur die Zubringerdienste in der Region – der Container ist erfunden. Europa investiert eine dreistellige Milliardensumme in das Bahnnetz, in vollautomatische Umschlagplätze und flüsterleise Waggons, die jeden Lärmschutz entbehrlich machen. Das schafft sinnvolle Arbeitsplätze.
Die Mobilität von Personen wird weitgehend durch die Bahn, Fahrrad, autonom fahrende Elektroautos sowie sinnvolle Kombinationen dieser Verkehrsträger sichergestellt.
Was bedeutet das für Bretten? Wir brauchen keine Südwestumgehung zur Entlastung von schweren LKW, die hier durchfahren. Wir brauchen kein Parkhaus in der Sporgasse, in dem Autos stundenlang ungenutzt herumstehen, während ihre Besitzer im Zentrum flanieren oder sich im Ärztehaus sanieren. Stattdessen befindet sich das Ärztehaus beim Krankenhaus, die wenigen autonomen Elektroautos für die Auswärtigen und schwer Beladenen verrichten zuverlässig ihre Dienste ohne Ansehen der Person. In der Sporgasse gibt es ein Parkhaus für Fahrräder – Boxen werden wie im Hochregallager von Neff auf Knopfdruck zu freien Plätzen gebracht. Die Fußgängerzone wird erweitert. Es bleibt viel Platz im Zentrum für soziale Treffpunkte, Kultur, Einzelhandel, Gastronomie und Mehrgenerationenhäuser – was dort eben hingehört. Vom Bahnhof führt eine Seilbahn direkt zum Gesundheitszentrum. Wo heute Straßen die Ortsteile verbinden, gibt es künftig Kleinbahnen und mit Solarzellen überdachte Fahrrad-„Autobahnen“. Ein Blick auf andere Länder und Städte wie Amsterdam oder Kopenhagen kann nicht schaden.
Den Kardinalfehler begehen wir, wenn wir aus dem status quo oder der Vergangenheit auf die Zukunft schließen, wie das die Verkehrsgutachten unterschiedlicher Couleur machen. Nein, wir müssen vom Ziel her denken: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, prognostizierte Verkehrsströme schicksalhaft zu akzeptieren, PS-Monster mit Verbrenner durch PS-Monster mit Elektromotor zu ersetzen oder Kohle durch Erdgas (wer weg will von fossilen Brennstoffen braucht keine nord stream 2). Sie verlangt einen radikalen Sinneswandel. Wohlstand kann nicht heißen, als freier Bürger im Stau zu stehen, von Lärm und Abgasen geschädigt zu werden oder allein in großen Häusern zu wohnen. Und Wohlstand darf nicht heißen, auf Kosten künftiger Generationen zu leben. Gute Politik ist langfristig und an den Grundbedürfnissen aller Menschen orientiert.
Die Brettener Verkehrsprobleme sind überwiegend hausgemacht. Viel zu wenige Bürger und Vorbilder verhalten sich vernünftig – das ließe sich von heute auf morgen ändern.
Richtig gut finde ich die sachlichen Beiträge der BIVEB. Diese zu kritisieren ist Bestandteil unserer Streitkultur, sie aber zu diffamieren oder gar unter Beobachtung stellen zu wollen wie ein „Stadtrat der Autolobby“ finde ich entsetzlich. Im Übrigen sind Umweltargumente nicht den Umweltverbänden vorbehalten und eine Abwägung von Belangen nicht der Planfeststellungsbehörde. In unserem freien Land ist jeder Bürger aufgerufen, sich am politischen Diskurs zu beteiligen, ebenso jede Bürgerinitiative.
Franz Ebert
Bretten
Autor:Franz Ebert aus Bretten |
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