SV Kickers Büchig plant Erweiterung
Pläne stoßen auf Zustimmung, aber auch auf harsche Kritik

Aus dem Hartplatz und dem tiefer gelegenen Bolzplatz des SV Kickers Büchig soll ein neuer Trainingsplatz entstehen.  | Foto: ger
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  • Aus dem Hartplatz und dem tiefer gelegenen Bolzplatz des SV Kickers Büchig soll ein neuer Trainingsplatz entstehen.
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Bretten (ger) „Wir sollten jetzt einen Strich darunter machen“, forderte Uve Vollers erzürnt und meinte damit den geplanten neuen Trainingsplatz des Sportverein (SV) Kickers Büchig. „Baurechtlich sind wir durch.“ Den Ärger des Ortsvorstehers hatten die vorangegangenen Redebeiträge aus den Reihen der „aktiven“ und der SPD hervorgerufen, deren Argumente in seinen Augen „mit Klientelpolitik zu tun“ hatten. Um was ging es konkret?

Bauantrag bereits eingereicht

Der Gemeinderat traf in seiner gestrigen Sitzung einen Beschluss zu den Eckpunkten einer Vereinbarung mit dem Verein. Wie bereits mehrfach berichtet (siehe hier und hier), planen die Kickers einen neuen Trainingsplatz neben ihrem Hauptplatz, an einer Stelle, die bereits mit zwei Bolzplätzen besetzt ist, und haben dafür schon den Bauantrag eingereicht. Dieser Platz soll als Ersatz für den Waldsportplatz dienen, der besonders als Trainingsplatz für Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Gründen ungeeignet ist.

Uneinigkeit im Dorf

Schon in der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung meldeten sich vier Bürger aus Büchig zu diesem Thema zu Wort, die die Uneinigkeit im Dorf zu diesem Thema illustrierten. Eine Anwohnerin äußerte ihre Bedenken im Hinblick auf den Lärm, den die Platznutzung verursachen werde, und beschrieb die Parkplatzsituation als unklar. Da an bis zu 18 Tagen im Jahr neben dem üblichen Trainingsbetrieb dort Feste oder Turniere abgehalten werden dürfen, befürchtete sie, dass Anwohner annähernd jedes Wochenende in der schönen Jahreszeit ihre Terrassen oder Gärten nicht nutzen könnten. Auch bemängelte sie, dass nicht versucht worden sei, zwischen den Befürwortern und den Gegnern des Platzes zu vermitteln.

Wer profitiert von Erdauffüllung?

Klaus Hoffmann vom Ortschaftsrat Büchig kam auf den zweiten großen Konfliktpunkt zu sprechen: Das Gelände für den neuen Trainingsplatz liegt topographisch nicht auf einem Niveau. Daher muss es mit 8.000 bis 9.000 Kubikmeter Erde aufgefüllt werden, wozu noch einmal 4.000 bis 4.700 Kubikmeter für einen Lärmschutzwall kommen. Laut Vorlage könne seitens der Stadt Bretten zu diesem Zweck 2.000 Kubikmeter Boden aus kommunalen Bauvorhaben kommen, die ohne weitere Kosten für die Stadt eingebaut werden. Hoffmann wollte wissen, wer dadurch begünstigt werde.

Details für Pflegemaßnahmen noch zu klären

Die Vereinbarung sieht weiter vor, dass der alte Waldsportplatz nicht mehr als Trainingsplatz dient. Die eine Hälfte der Fläche soll von der Stadt aufgeforstet, die andere als Festplatz erhalten werden. Die Kickers sollen den Festplatz sowie den begrünten Lärmschutzwall pflegen, während die Stadt wie bisher die Kosten für die Pflege der Sportplätze übernimmt. Wie die Details der Pflegemaßnahmen durch den Verein aussähen, wollte Hoffmann weiter wissen. Das sei noch nicht festgelegt, erklärte Oberbürgermeister Martin Wolff.

"Platz war vielleicht in den 50er Jahren okay"

Ein anderer Einwohner Büchigs sprach sich ganz konkret für den neuen Platz aus. Er beschrieb den Waldsportplatz, der keine Drainage und keine Beregnungsanlage habe, als meistens hart und graslos. Der etwa 200 Meter lange Waldweg dorthin sei unbeleuchtet, keine gute Situation für die Kinder, die dort Training haben. „Der Platz war vielleicht in den 50er Jahren okay, jetzt ist er es aber nicht mehr“, sagte der Familienvater. Er habe schon vor Jahrzehnten sein Gartengrundstück verkauft, um dort den neuen Platz entstehen zu lassen. Es sei außerdem ein haltloser Verschwörungsmythos, dass der Verein zur Auffüllung dort Schutt vergraben wolle. Und das Lärmgutachten habe ergeben, dass der meiste Lärm vom Hauptplatz käme. Durch den Lärmschutzwall würde sich die Situation gar verbessern. Ein weiterer Bürger aus Büchig führte an, sein Vater habe ebenfalls sein Gartengrundstück für den neuen Platz verkauft, und stellte die provokante Frage. „Wenn er nicht zustande kommt: Kann ich das Grundstück dann zu den alten Konditionen zurückkaufen?“

"Verwässerte" Vorlage

Während CDU, Grüne, Freie Wähler, FDP und AfD ihre Zustimmung signalisierten und den Verein für seine Aktivitäten und seine Jugendförderung lobten, kritisierte Hermann Fülberth, Stadtrat der „aktiven“, die „verwässerte“ Vorlage der Verwaltung, mit der sich seine Fraktion schwer getan habe. Konkret rügte er die Unklarheiten in Bezug auf die Details um die Auffüllung des Platzes. „Wie wird das verrechnet?“, fragte er und bemängelte, dass die Kosten unklar seien, von deren Höhe ja die Vereinsförderung abhängen werde.

Halgato richtet Vorwürfe an Verein und Stadt

Birgit Halgato von der SPD sah die Vorlage ebenfalls als schwach an und kritisierte auch die Unklarheiten der Bausituation: „Um welche Bodenklasse geht es? Von wie viel Geld sprechen wir? Wie viele Lkws Boden werden angefahren?“ Sie ging zudem auch den Verein an, dem sie zwar eine gute Arbeit und guten Zulauf attestierte, „er bindet aber dadurch auch Jugend aus anderen Ortschaften“, die dann Probleme hätten, eigene Mannschaften zu stellen. Schließlich griff sie auch die Stadt an, indem sie betonte, der Waldsportplatz habe eine Drainage-Anlage, die aber nicht funktioniere. Ihr Vorwurf kulminierte in der Aussage: „Man kann nicht den einen Platz verlottern lassen, um einen neuen zu bekommen.“

"Keine Erddeponie"

OB Wolff wies diese Unterstellungen weit von sich: Es handle sich bei dem Vorhaben schließlich nicht um eine Erddeponie. Der Verein baue den Platz, nicht die Stadt, und dafür habe er einen Vertrag mit einem Generalunternehmer. „Da wird kein Kubikmeter mehr verbaut als vereinbart. Wie auch die Erde keine Scheibe ist!“, betonte das Stadtoberhaupt.

Vorteile für Stadt

Bürgermeister Michael Nöltner verglich die Situation mit dem jüngst in Dürrenbüchig sanierten Fußballplatz: Der sei sehr abschüssig gewesen, daher habe man ihn ebenfalls mit Erde auffüllen müssen. Bretten könne in Büchig einen Teil der Erde beitragen, das sei ein Vorteil für die Stadt, wie auch die Aufforstung des halben Waldsportplatzes als Ausgleichsmaßnahme.

Zustimmung bei zwei Enthaltungen

Die Zustimmung des Gremiums bei zwei Enthaltungen und keinen Gegenstimmen ermöglicht, nun die Details für einen Pachtvertrag festzulegen zwischen dem Grundstückseigner, nämlich der Stadt, und dem Verein über eine Laufzeit von 25 Jahren. Die wiederum ist Voraussetzung für eine Förderung der Maßnahme durch den Badischen Sportbund.

Aus dem Hartplatz und dem tiefer gelegenen Bolzplatz des SV Kickers Büchig soll ein neuer Trainingsplatz entstehen.  | Foto: ger
Hier der tiefer gelegene Gras-Bolzplatz, im Hintergrund das Clubhaus des SV Kickers Büchig.  | Foto: ger
Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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