Stadtwerke sehen keine Gefährdung durch E-Autos
Sorgen um Stromnetz sind unbegründet

Bretten (hk) Zur Auftaktveranstaltung eines Mobilitätskonzepts für die Stadt Bretten (wir berichteten) sind Anfang Oktober die meisten Bürgerinnen und Bürger mit dem Auto gekommen. Mindestens eine/r davon war, laut einer Befragung der Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung, mit einem elektrisch angetriebenen Wagen angereist. Wie die Zulassungsstelle in Bretten mitteilt, sind aktuell 32 weitere, reine Elektrofahrzeuge auf Privatpersonen zugelassen. Daneben sind noch 216 Hybrid-Fahrzeuge angemeldet. Aufgeladen werden können diese an fünf Ladesäulen mit je zwei Anschlüssen, die auf dem Parkplatz hinter dem Technischen Rathaus (drei Stück), beim Rathaus und auf dem Parkplatz der Badewelt Bretten stehen. Bundesweit haben nach einer Statistik des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs die Zulassungszahlen der batteriebetriebenen Autos auch 2018 wieder zugelegt. In Bretten dagegen scheint die Nachfrage zu stagnieren. So informiert Stadtwerke-Chef Stefan Kleck, dass für 2020 keine weiteren Ladesäulen geplant seien. Der Grund: Die bereits bestehenden fünf Ladesäulen würden kaum genutzt. „Auch für die Stadtteile sind aktuell keine Ladesäulen geplant“, ergänzt Kleck. Tatsächlich würden die „wenigen Nutzer“ von E-Fahrzeugen ihre Autos in der Regel bei der Arbeit oder zu Hause aufladen.

Haushaltssteckdose nicht für Ladung ausgelegt

Wer sich zum Umstieg auf ein E-Fahrzeug entschließt, für den wollen die Stadtwerke Bretten ab dem 1. Januar 2020 eine „Wallbox“ sowie einen dazu passenden Stromtarif anbieten. Eine „Wallbox“ ist eine Wandladestation für Elektrofahrzeuge zum privaten Gebrauch. „Den Anschluss an ihr privates Stromnetz müssen die Kunden jedoch mit ihrem Elektroinstallateur klären und diesen beauftragen“, darauf weist Kleck hin. „Grundsätzlich möglich“ sei es auch, das Elektroauto mit einem passenden Ladekabel an einer Haushaltssteckdose aufzuladen. „Ich würde das aber nicht empfehlen“, sagt Kleck. Denn die Haushaltssteckdose sei nicht dafür ausgelegt, zum Beispiel, weil die Ladeleistung zu gering sei. Also müsse der Strom lange fließen, bis das Auto aufgeladen ist. Dies wiederum erhöhe beispielsweise die Gefahr eines Kabelbrands. Geeigneter seien Ladestationen, etwa in Form einer Ladesäule oder einer „Wallbox“. Diese muss vor der Installation durch den Elektriker bei den Stadtwerken Bretten angemeldet werden. „Wir überprüfen dann, ob die Leitung überhaupt geeignet ist“, erklärt Kleck. Denn nicht jede Ladestation ist ohne Weiteres an jedem Anschluss zu betreiben, wenn das Netz nicht die benötigte Leistung liefert. Gleichzeitig wird der Energieversorger frühzeitig darüber informiert, wo gegebenenfalls Leitungen und Netze verstärkt oder ausgebaut werden müssen.

„Wird nicht von heute auf morgen passieren“

Irgendwann könnten Elektrofahrzeuge kein Nischendasein mehr fristen und dann könnte es tatsächlich zu Engpässen kommen. Auch mit diesem Szenario hat sich Kleck schon beschäftigt. Bereits im letzten Jahr haben die Stadtwerke Bretten eine Masterarbeit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Thema „Auswirkungen von Elektrofahrzeugen auf die Verteilnetze“ unterstützt. In dieser Arbeit wurde auch das Stromnetz in Diedelsheim untersucht. Man ist zu dem Schluss gekommen, dass, erst wenn die „Durchdringungsrate“ mit E-Fahrzeugen deutlich Richtung 50 Prozent ansteigt, „könnte es an einzelnen Leitungsabschnitten zu Überlastungen kommen.“ Eine „Durchdringungsrate“ von 50 Prozent bedeutet in diesem Fall: Jeder zweite Haushalt hat ein E-Fahrzeug. „Aber das wird nicht von heute auf morgen passieren“, so Kleck.

„Grund zur Panik oder Angst vor einem Zusammenbruch sind absolut unnötig“

Mögliche Gegenmaßnahmen bei Überlastungen seien der Austausch oder die Verstärkung einzelner Leistungsabschnitte oder die intelligente Steuerung der zur Verfügung gestellten Ladeleistung. Grundsätzlich habe man mit der Arbeit die „kritischen Versorgungsleitungen“ ermitteln können, sodass man hierfür Maßnahmen einplanen könne. „Auch die Auswirkungen auf die Nachtspeicheröfen, vor allem in den späten Abendstunden, wurden detailliert untersucht“, berichtet Kleck. So müsse man sich keine Sorgen um das Elektrizitätsnetz der Stadt Bretten machen: „Grund zur Panik oder Angst vor einem Zusammenbruch des Stromnetzes in Bretten sind im Moment absolut unnötig“, beruhigt der Stadtwerke-Chef.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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