Verkehrsentlastung für Bretten - aber wie?

Die Brettener City ächzt unter der großen Verkehrsbelastung auf der B 294. Karlsruher Studenten haben drei Lösungsvarianten unter die Lupe genommen und jetzt die Ergebnisse präsentiert

Etwa 16.000 Fahrzeuge rollen täglich über die B 294 durch Bretten – da ist es nur logisch, dass die Stadtverwaltung und der Gemeinderat seit Jahren über eine Lösung nachdenken. Doch welche Variante bringt die gehoffte Entlastung? Und welche ist städtebaulich verträglich? Die drei Möglichkeiten heißen Südumgehung, Westtangente und Bahnparallele. Um einen möglichst unverstellten, dennoch sachkundigen Blick auf die Planungsvarianten zu werfen, bat die Stadtverwaltung Studenten der Karlsruher Hochschule Technik und Wirtschaft, alle drei Lösungen auf Herz und Nieren zu prüfen. In mehreren Gruppen haben Studenten sich zwei Semester lang intensiv mit der Thematik befasst.
Die Ergebnisse wurden kürzlich im Rathaus Bretten vorgestellt. Die Kernbotschaft lautet: die parallel zu den Bahngleisen verlaufende Variante (siehe Grafik) würde mit Abstand die größte Verkehrsentlastung bringen (etwa 14.600 Fahrzeuge täglich); zudem wäre sie mit rund 15 Millionen Euro geschätzten Baukosten auch mit Abstand die günstigste Lösung. Sie hätte aber große städtebauliche Nachteile. Die Südumfahrung hingegen würde laut den KIT-Studenten nur 11.400 Fahrzeuge weniger bringen, läge aber mit den Baukosten bei 39 Millionen Euro. Selbst wenn man auf einen städtebaulich wichtigen Tunnel verzichten würde, bleiben die Kosten bei 24,5 Millionen Euro. Auch die Westtangente würde laut der Studie 39 Millionen Euro Kosten und moderate Entlastung bringen.
Großer Schwachpunkt für die Bahnparallele ist der Städtebau. Die Nähe zum bebauten Stadtgebiet bringe Konflikte, zum Beispiel mit bestehenden Parkplätzen oder der in Bau befindlichen Flüchtlingsunterkunft. Auch wäre die Anbindung ans Verkehrsnetz am Alexanderplatz enorm schwierig. Zudem müsste die Stadt wohl einen Großteil der Kosten selbst tragen, weil der Bund dafür keine Zuschüsse bezahlen würde. Herr des Verfahrens für die Umfahrungsvarianten ist ohnehin zunächst der Bund. Die Westtangente ist, quasi als Platzhalter, im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgelistet. Das bedeutet, dass sie bis 2030 Chancen hat, gebaut zu werden – je nach dem, wie die Variantenprüfung ausfällt. Im kommenden Jahr wird der Gemeinderat entscheiden, welche Variante er bevorzugt. Bislang war die Südumgehung der Favorit des Gremiums.

Kommentar Oberbürgermeister Martin Wolff: "Ein erster Impuls von außen":
„Ich bin den Studenten der Hochschule Technik und Wirtschaft in Karlsruhe enorm dankbar, dass sie sich so ausführlich mit den Brettener Verkehrsproblemen beschäftigt haben. Das war für uns als Stadt ein wichtiger Impuls, die Dinge unverstellt von außen zu betrachten. Wir haben im ersten Schritt darauf verzichtet, gleich in eine Detaildiskussion einzusteigen. Ich denke, das hätte die Studenten nur in politische Debatten verstrickt. Genau diese Debatten werden wir im kommenden Jahr führen. Der Gemeinderat wird entscheiden, welche Variante zur Verkehrsentlastung ihm am meisten zusagt. Ich werde mich weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Bretten eine wirksame, aber städtebaulich verträgliche Verkehrslösung bekommt. Das heißt für mich auch, dass ich im Regierungspräsidium mit Nachdruck für die Variante eintrete, die der Gemeinderat favorisiert. Das letzte Wort in dieser Sache hat zwar der Bund. Dennoch gilt auch hier die alte Weisheit: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Autor:

Markus Klohr aus Bretten

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