Der Musiker Thomas Rothfuß will sich wegen der Corona-Krise für zwei bis drei Monate arbeitslos melden
"Warum nicht mal wieder Straßenmusik?"

Der Sänger, Gitarrist, Komponist und Autor Thomas Rothfuß bei einem seiner Konzerte. | Foto: privat
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BRETTEN (ch) Freiberufliche Solokünstler, darunter auch Musiker, leben vom Kontakt mit ihrem Publikum. Daher sind sie vom Verbot öffentlicher Veranstaltungen vielfach besonders hart betroffen. Wir haben den aus Bretten stammenden Sänger, Gitarrist, Komponist, Texter, Entertainer und Autor von humoristischen Büchern, Thomas Rothfuß, nach seiner Situation befragt.

Herr Rothfuß, was bedeuten die Absagen von Veranstaltungen und die Einschränkungen der sozialen Kontakte für Sie als freiberuflicher Musiker?
Thomas Rothfuß: Eigentlich bin ich derzeit arbeitslos. Ich habe mittlerweile mehr Absagen bekommen, als andere Kollegen Termine haben. Noch letztes Jahr habe ich bundesweit über 200 Konzerte gespielt, manchmal zwei an einem Tag. Kliniken, Senioren-Domizile und betreute Wohnanlagen sind natürlich die Betroffenen und bezüglich der Bewohner auch am gefährdetsten. Es wird mindestens Mai werden, bis ich die Termine neu koodinieren kann, bin aber zuversichtlich, dass ich alle Termine zeitversetzt wieder reinholen werde. Gerade hat der Europapark in Rust alle Termine bis Ende April abgesagt, meine Konzerte dort sind jedoch erst ab Anfang Juni gesetzt. Gottseidank sind noch keine meiner Kreuz- und Flussfahrten storniert worden.

Haben Sie sich denn schon arbeitslos gemeldet?
Noch nicht, aber ich werde es tun, mal sehen, was passiert. Die Arbeitsämter haben ja zu, alles muss telefonisch beantragt werden und das kann dauern. Jedenfalls werde ich es aus Prinzip mal probieren.

Halten Sie die getroffenen Maßnahmen für verhältnismäßig?
Ja, natürlich ist es richtig, dass wir so reagieren, wenn ich aber die Bilder von geöffneten Biergärten und vollen Eisdielen sehe, verstehe ich nicht, dass ein paar Leute meinen, sie müssten die Situation nicht ernst nehmen. Manches ist aber auch übertrieben, ich habe zum Beispiel letzte Woche zwei Konzerte in betreuten Wohnanlagen gespielt, da saß ich als Gesunder auf Abstand mit Gesunden – ohne Probleme.

Wie halten Sie sich in der kommenden Zeit über Wasser?
Ich habe es bisher immer geschafft. Jetzt kommt´s darauf an, ob Freunde einem zur Seite stehen. Und im äußersten Fall mache ich einfach wieder Straßenmusik, denn ich brauche nur meine Gitarre und meine Stimme. Für kommenden Samstag habe ich bereits eine Zusage eines Verbrauchermarktes in Heidelsheim.

Gibt es etwas, worüber Sie sich in der momentanen Situation ärgern?
Ärgern nicht, aber ich bin eher gespannt darauf, ob in meinem Falle wirklich unbürokratisch geholfen wird. Ich denke momentan eher, dass mein Anliegen im Sande verläuft und ich auch keine Lust habe, dutzende von Antragsbögen auszufüllen. Noch am Montagabend hieß es im Fernsehen, dass es für Selbständige noch keine Lösung gebe.

Was erwarten Sie von den Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen?
Vielleicht hat das Coronavirus kommen müssen, damit wir Deutsche endlich zusammenrücken und unbürokratisch, spontan und überzeugt ans Werk gehen, wenn es sein muss, auch mit drastischen Maßnahmen.

Was hören Sie von betroffenen Kolleg/inn/en?
Über facebook und app tauschen wir uns natürlich aus. Ich weiß aber nicht, wie viele Kollegen in nächster Zeit von der Hand in den Mund leben müssen.

Wie schützen Sie sich persönlich vor Ansteckung?
Ja gut, ich passe auf, dass ich genügend Abstand halte. Das meistgesprochene Wort ist „Hände waschen“. Ansonsten bin ich zuhause, ich kann komponieren, neue Songs lernen, Gitarre spielen und mein Lieder-Repertoire erweitern. Und als leidenschaftlicher Handwerker gibt es im Haus immer was zu tun.
Die Fragen stellte Chris Heinemann

Mehr lesen Sie auf unserer Themenseite Coronavirus

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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