Zum Leserbrief "Endlich Windkraft aus Bretten!"
"Weniger zukunftsfeindliche Ideologie"

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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Zum Leserbrief "Endlich Windkraft aus Bretten!"

Eigentlich wollte ich mich wegen der hasserfüllten Diktion des Leserbriefes von Steffen Klumpp nicht äußern. Da dort jedoch inhaltlich falsche Behauptungen zum Thema Windenergienutzung getätigt wurden, und diese keinesfalls meinungsbildend auf die Einstellung der Brettener Bürgerinnen und Bürger stehengelassen werden können, nun doch: Herr Klumpp spricht von "grünen Klima-Apologeten". Was er damit meint, führt er nicht aus. Definitorisch sind das Menschen, die sich auf Basis allgemein anerkannter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dafür einsetzen, die Schäden durch den menschengemachten Klimawandel möglichst gering zu halten.

Im Weiteren spricht er von "Landschaftsverschandelung" durch Windenergieanlagen am Beispiel des Pfälzer Waldes. "Verschandelung" setzt ein Missverhältnis von ästhetischer Wirkung und dem Nutzen einer Maßnahme voraus. Ist das Wort hier treffend?

Zur Einordnung folgende Fakten: Tatsächlich braucht eine moderne Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 3,0 MW und circa 5,6 Millionen kWh Jahresertrag (Nabenhöhe 135 Meter, Rotordurchmesser 115 Meter) zur Errichtung eine Grundfläche von nur einem Hektar. Sie braucht ein Ringfundament mit einem Durchmesser von 22,5 Meter und einer Einbautiefe von 3,5 Meter. Bis auf die Grundfläche des Mastes kann die Oberfläche flachwüchsig renaturiert werden.

Nötige Stromleitungen werden unterirdisch bis zum lokalen Umspannwerk neben den Anfahrtswegen verlegt. Schutzmaßnahmen für Fledermäuse und Vögel sind obligate Bestandteile der Genehmigungsverfahren. Finanzielle Rücklagen für den Rückbau der Anlage inklusive Fundament sind Voraussetzung für die Genehmigung. Die gesamte Elektrotechnik besteht aus denselben Materialien wie Elektrogeräte im Haushalt. Der Mast aus Stahl- und Betonelementen. Die Rotorblätter sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff, wie die meisten Sportboote: Recyclingverfahren befinden sich in Entwicklung. Eine Anlage der genannten Größe erzeugt Strom für circa 1.800 Haushalte.

Besonders in hügeligem Waldgelände ist nach den vorgeschriebenen Prüfungen aller Naturschutzbelange eine wenig landschaftsbeeinträchtigende Einpassung mehrerer Anlagen möglich. Ich meine, diese Daten sprechen sehr zugunsten des Einsatzes dieser Energiegewinnung.

Nun zum angeblich fehlenden Nachweis der Versorgungssicherheit: Fotovoltaik und Windenergie ergänzen sich allermeistens ideal: Bei schlechtem Wetter und nachts ist die Windernte gut, bei schönem Wetter boomt der Solarstrom. Die Gefahr einer sogenannten "Dunkelflaute" ist klein, besonders bei gut ausgebauten landesweiten Stromtrassen, Fortschreiten der Nutzung von Geothermie und durch den Einsatz intelligenter bidirektionaler Nutzung vorhandener Stromspeicher, zum Beispiel in E-Fahrzeugen.

Auch die Wirtschaftlichkeit findet die Kritik von Herrn Klumpp. Dazu ist zu sagen: Die meisten Windstrom produzierenden Gemeinden haben es mit fairen Verträgen mit den Betreibergesellschaften geschafft, durch Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und Beteiligung an der Einspeisevergütung zu erheblichen Einnahmen zu kommen. Meine Empfehlung an Herrn Klumpp: Mehr Wissen, weniger zukunftsfeindliche Ideologie!

Johannes Garvelmann, Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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