"Ohne unsere Fahrer läuft hier nichts"
Die Tafel Bretten sucht dringend ehrenamtliche Fahrer

Jede Hand zählt: Die Tafel benötigt dringend weitere Unterstützung. Besonders gesucht werden ehrenamtliche Fahrer und Beifahrer. Foto: Cornelia Kaiser
  • Jede Hand zählt: Die Tafel benötigt dringend weitere Unterstützung. Besonders gesucht werden ehrenamtliche Fahrer und Beifahrer. Foto: Cornelia Kaiser
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Bretten (hk) Die Tafel Bretten ist in Not: Dringend werden helfende Hände benötigt, um die gespendeten Lebensmittel und Waren von Supermärkten und Bäckereien abzuholen und für die Kunden vorzubereiten. Besonders gesucht werden derzeit ehrenamtliche Fahrer und Beifahrer, die die geplanten Touren übernehmen, Lebensmittelspenden vorsortieren und verladen. Doch nicht nur bei der Abholung gibt es Engpässe – auch in der anschließenden Warenaufbereitung fehlt es an Unterstützung. „Bisher waren wir personell gut aufgestellt, doch momentan brechen mir die Fahrer reihenweise weg“, berichtet Cornelia Kaiser, Leiterin der Tafel Bretten, und verdeutlicht damit die Dringlichkeit der Situation.

"Keine Ware, kein Verkauf"

Warum hat sich die Situation so zugespitzt? Zum einen liegt es daran, dass alle ehrenamtlichen Fahrer über 60 Jahre alt sind, einige sogar über 70. Derzeit fallen mehrere von ihnen aus gesundheitlichen Gründen aus, und Langzeitausfälle verschärfen die Lage zusätzlich. „Mit zunehmendem Alter ist man leider nicht mehr so schnell mobil“, erklärt die Tafelleiterin besorgt. Hinzu kommt die Urlaubszeit, die ebenfalls personell abgedeckt werden muss und die ohnehin angespannte Situation weiter belastet. „Wir benötigen dringend Unterstützung, um unsere Arbeit weiterhin zuverlässig fortführen zu können“, betont sie nachdrücklich.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Brettener Tafel in diesem Jahr keinen Bundesfreiwilligendienstleistenden („Bufdi“) zur Unterstützung erhalten hat. „Es gab zwar einige Bewerbungen, aber alle Bewerber haben abgesagt, weil sie andere Möglichkeiten gefunden haben“, berichtet Kaiser. Dennoch besteht weiterhin die Möglichkeit, sich auf diese freie Stelle zu bewerben. Besonders problematisch wird es, wenn ein Fahrer kurzfristig ausfällt, etwa wegen persönlicher Termine. „Diese haben natürlich Vorrang, schließlich handelt es sich um eine freiwillige, ehrenamtliche Tätigkeit. Niemand ist verpflichtet, sich langfristig zu binden“, so Kaiser.

Gleichzeitig sind die Fahrer jedoch entscheidend für die Aufrechterhaltung des Tafelbetriebs: „Ohne Fahrer kommt keine Ware rein, und ohne Ware gibt es nichts zu tun und nichts zu verkaufen. Die Kunden der Tafel stehen dann mit leeren Händen da“, verdeutlicht Kaiser. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, springt im Notfall auch die stellvertretende Leiterin des Tafelladens ein, oder Kaiser fährt selbst: „Bevor ich einen Supermarkt anrufe und sage, ich komme nicht, fahre ich lieber selbst. Denn: Keine Ware, kein Verkauf“, bringt sie es auf den Punkt.

"Aufgaben sind vielfältig und die Planung flexibel"

Die Fahreinsätze finden schwerpunktmäßig montags, mittwochs oder donnerstags am Vormittag statt, wobei die Fahrer ihren Dienst um 8 Uhr beginnen. Die Touren können entweder wöchentlich oder alle 14 Tage übernommen werden. Derzeit umfasst das Einsatzgebiet 14 Supermärkte in Walzbachtal-Wössingen, Pfinztal-Berghausen, Bretten-Neibsheim, Maulbronn, Knittlingen und Bretten, sowie eine Bäckerei und einen Partyservice in Neibsheim. Montags ist in der Regel der Tag mit dem höchsten Personalbedarf, da zu Wochenbeginn zwei Fahrzeuge im Einsatz sind. „Das bedeutet, dass hier bereits vier Fahrer benötigt werden, wenn beide Fahrzeuge unterwegs sind“, so Kaiser.

„Die Aufgaben sind vielfältig und die Planung flexibel. Wir bemühen uns, die Einsätze so zu planen, dass sie für die Fahrer gut passen“, berichtet sie weiter. Es werde immer zu zweit gefahren, damit der Beifahrer im Notfall auch das Steuer übernehmen kann. Neueinsteiger haben somit einen erfahrenen Fahrer an ihrer Seite.

Hin und wieder kommen auch Sondertouren hinzu, etwa wenn ältere Personen anfragen, ob die Tafel etwas abholen könne. 120 Kilometer legen die Fahrer im Durchschnitt am Tag zurück. Die aktuelle Flotte besteht aus einem VW-Bus und einem Kühlfahrzeug; der Bus soll jedoch demnächst durch ein neues Kühlfahrzeug ersetzt werden. Unterstützt wird die Tafel Bretten von der Diakonie als Trägerorganisation, die auch Sicherheitstrainings durch den ADAC für die Fahrer ermöglicht.

„Auch starke und robuste Frauen sind willkommen"

„Ich bin froh, dass unsere Fahrer so einsatzbereit und flexibel sind und wo immer sie können, einspringen“, sagt Kaiser. „Denn ohne unsere Fahrer läuft hier nichts. Erst wenn sie unterwegs sind, kann die Arbeit der Tafel beginnen.“ Was die Qualifikationen und persönlichen Eigenschaften betrifft, die neue Fahrer mitbringen sollten, betont Kaiser: „Wichtig ist der Führerschein. Und man muss zupacken können, da Kisten getragen werden müssen.“ Deutschkenntnisse erleichterten die Kommunikation sowohl unter den Fahrern als auch mit den Verantwortlichen in den Supermärkten. Neben Flexibilität sei auch eine gewisse Zuverlässigkeit wichtig, damit die Tafelleitung eine verlässliche Planung erstellen kann. „Auch starke und robuste Frauen sind willkommen, wenn sie mit anpacken können“, unterstreicht Kaiser. Für diejenigen, die sich unsicher sind, besteht die Möglichkeit einer Probefahrt: „Es kam auch schon vor, dass jemand nach einer Mitfahrt gesagt hat, das sei nichts für ihn.“

"Gespendete Lebensmittel reichen kaum noch aus"

Die Gründe, sich bei der Tafel zu engagieren, sind vielfältig. Manche suchen nach einer sinnvollen Beschäftigung, um einfach mal rauszukommen und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Andere möchten Gutes tun, indem sie aktiv helfen. „Und dann gibt es diejenigen, die Lebensmittel retten und etwas gegen Verschwendung unternehmen wollen“, erklärt Kaiser. „Mittlerweile ist unsere Arbeit jedoch so zwingend erforderlich geworden, dass die gespendeten Lebensmittel kaum noch ausreichen, um den vielen Bedürftigen zu helfen“, erklärt Kaiser besorgt. Aus diesem Grund legt die Leiterin der Tafel besonderen Wert darauf, dass kaum etwas im Müll landet. Ein Beispiel für diesen Nachhaltigkeitsgedanken ist der regelmäßige Abstecher der Fahrer zum Tierpark Bretten, wo sie aussortierte Bio-Reste abliefern. Diese werden dort weiterverwertet und als Futter für die Tiere genutzt, sodass der Gedanke der Tafel auch dort weitergeführt wird.

Interessierte, die bereit sind, ihre Zeit zu spenden und das Team der Tafel Bretten zu unterstützen, können sich von Montag bis Freitag zwischen 8 und 14 Uhr bei Cornelia Kaiser unter der Telefonnummer 07252 58690-155 melden oder an tafelladen.bretten@diakonie-laka.de schreiben.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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