Interreligiöses Dialogstreffen in Grüner Moschee
Am Dienstag, 25. Oktober trafen sich Vertreter der islamischen, evangelischen und katholischen Religionsgemeinschaften für eine Diskussionsrunde in der Grünen Moschee.
Bretten (hk) Was sagen der Koran und die Bibel zur Wertschätzung von Tieren? Um der Beantwortung dieser Frage nachzugehen lud die Türkisch Islamische Gemeinde in Kooperation mit dem Islamischen Sozial- und Kulturverein und Vertretern der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, Albert Schäfer, Dietrich Becker-Hinrichs und Harald Maiba, am Abend des 25. Oktobers zum Dialogstreffen in die Grüne Moschee ein. Mit ebenfalls anwesenden Bürgern entfachte sich unter den vielen Besuchern im Laufe der rund 2-stündigen Veranstaltung eine lebendige Diskussion darüber, welchen tierethischen Konflikten Gläubige im modernen Zeitalter gegenüber stehen.
Religiöser Stellenwert von Tieren
Zur Eröffnung der Diskussionsrunde gaben die Imame Süleyman Akbulut und Ismail Karabayır zunächst einen historischen Abriss über die islamische Glaubenswelt im Zusammenhang mit dem religiösen Stellenwert von Tieren. Nach den Lehren des Islam sind tierische Lebewesen nicht nur als ein Teil eines ökologischen Systems zu verstehen. Vielmehr können sie als Schöpfung Gottes und somit als Zeichen für dessen Existenz begriffen werden. Aus diesem Grund wird ihnen ein Recht auf ein Leben in Würde zugeschrieben. Demzufolge seien sie in ihrer Existenz dem Menschen ebenbürtig. Das bedeutet, dass der Umgang mit tierischen Lebewesen und die Beziehung zu ihnen einen besonders sakralen Charakter haben.
Hakan Erdoğan, stellvertretender Vorsitzender der Türkisch Islamischen Gemeinde, gab mit Auszügen aus dem Koran und Überlieferungen aus der Zeit des Osmanischen Reiches einen Einblick darüber, wie praktizierende Gläubige versuchten, religiöse Lehren in Einklang mit ihrer Alltagswelt zu bringen. So ist heute bekannt, dass bereits im 18. Jahrhundert Gesetze zum Tierschutz existierten. „Wenn ich an das neue Testament denke, erfährt man recht wenig über den Tierschutz“, stellt Brigitte Wortmann dem gegenüber. Laut Angaben von Akbulut könne man heute feststellen, dass damals schon Gesetze über die maximale Belastung von Nutztieren erhoben wurden. Darüber hinaus lasse sich belegen, dass erste Konzepte zur Errichtung von Tierheimen existieren.
Hitzige Debatte zum Thema "Schächten"
Besonders das Thema Schächten, ein rituelles Schlachten aus vorislamischer Zeit, das einen hohen sozialen Stellenwert hat, ließ die Diskussion aufleben. Während einige Bürger das Schächten vehement ablehnen, können andere den Gedankengang, der dahinter liegt, durchaus nachvollziehen. „Ich selbst bin mittlerweile zur Überzeugung gekommen, dass das Schächten im Vergleich zu den meisten anderen Arten des Tötens eine schonungsvolle Art ist und fast schon ein religiöses Ritual ist. Bevor man das Schächten also verbietet, gibt es noch viele andere Baustellen, die den Tierschutz betreffen“, kommentierte Albert Schäfer von der Katholischen Pfarrgemeinde. Hitziger wurde die Debatte als eine Bürgerin die Bezeichnung „Abschlachten“ fallen ließ. Dietrich Becker-Hinrichs versuchte zu beschwichtigen: „Im christlichen Glauben werden Opfer durch gute Werke und gute Gesinnung entrichtet. Daher hat das Schlachten mit unseren Ritualen nichts mehr zu tun.“ Trotzdem könne er sich der Meinung Schäfers anschließen. Denn das Schächten stelle den respektvollen Umgang mit Tieren in den Vordergrund..
Symbolische Bedeutung von Tieren
Zum Ende der Diskussionsrunde sprachen Akbulut und Karabayır über die symbolische Bedeutung von Tieren. Besondere Aufmerksamkeit erlangte unter den Anwesenden die Unterrichtung darüber, dass einzelne Kapitel des Korans mit Tiernamen betitelt werden. Als Beispiel hierfür griff Karabayır ein Kapitel auf, in dessen Überschrift sich das Wort „Spinne“ verberge. Diese sei im Rahmen dieses Sachverhaltes als Vergänglichkeit der Welt im übertragenen Sinne zu verstehen.
Im Anschluss an das Dialogstreffen konnten die Vertreter der Religionsgemeinden bereits den nächsten Termin ankündigen. Am 31. Januar ist die nächste Diskussionsrunde zum Thema „Flüchtlingsarbeit“ zu erwarten.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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