Domus Cura beklagt fehlende Kommunikation in der Causa St. Laurentius / Pfarrgemeinde lädt zu Pressetermin ein
Nervenkrieg um neuen Heimbetreiber

Hoffnung auf Wiederbelebung: Nächste Woche will die Katholische Kirchengemeinde einen neuen Investor für das leerstehende Altenhilfezentrum St. Laurentius (Mitte) präsentieren. | Foto: ch
  • Hoffnung auf Wiederbelebung: Nächste Woche will die Katholische Kirchengemeinde einen neuen Investor für das leerstehende Altenhilfezentrum St. Laurentius (Mitte) präsentieren.
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BRETTEN (ch) Bei der Suche nach einem neuen Investor und Betreiber für das seit über einem Jahr leerstehende ehemalige Altenhilfezentrum St. Laurentius in Bretten bahnt sich offenbar eine Lösung an. Nach monatelangem Schweigen hat das katholische Pfarramt St. Laurentius für kommenden Dienstag, 10. Dezember, zu einem Pressetermin eingeladen, bei dem der neue Investor der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Wie in der telefonischen Einladung außerdem mitgeteilt wurde, nimmt außer Gemeindepfarrer Harald-Mathias Maiba auch Oberbürgermeister Martin Wolff teil. Beschleunigt hatten diese Entwicklung zuletzt Recherchen von Brettener Woche/kraichgau.news, die bei einigen Beteiligten für Wirbel sorgten.

Erzdiözese bestätigt Verkaufsfreigabe

Während sich die katholische Kirchengemeinde als Eigentümerin der Immobilie auf die Frage nach dem Stand der Verhandlungen bedeckt hielt und teilweise auf übergeordnete Stellen verwies, erfuhr die Brettener Woche/kraichgau.news letzte Woche auf Nachfrage beim übergeordneten Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg, dass die Erzdiözese als Aufsichtsbehörde „dem Verkauf im Juni 2019 bereits grundsätzlich zugestimmt“ hat. Zugleich stellte das Ordinariat klar, dass die Erzdiözese „nicht Herr des Verfahrens“ ist und „über den genauen Stand der Verhandlungen (..) nur die örtliche Kirchengemeinde genau Auskunft geben“ kann. Lediglich der notarielle Kaufvertrag, sollte er denn zustande kommen, benötige formell noch der „kirchenaufsichtsrechtlichen Genehmigung zum Vollzug im Grundbuch“.

Pfarrgemeinde ist irritiert

Konfrontiert mit dieser Auskunft zeigte sich Pfarrer Maiba irritiert. Dass sich die Erzdiözese jetzt in dieser Sache zu Wort melde, mache ihm die Arbeit nicht einfacher, ließ er wissen. Trotzdem sei er guter Hoffnung, dass die Verhandlungen in Kürze abgeschlossen werden könnten. Es gelte lediglich noch, einige juristische Punkte in trockene Tücher zu bringen. Eine weitere Rückfrage der Redaktion bei der Domus Cura GmbH mit Sitz in Neuenbürg bei Pforzheim, die zuletzt inoffiziell als „heißer Kandidat“ für die Übernahme des katholischen Pflegeheims gehandelt worden war, löste dort hektische Aktivitäten aus.

Bewerber verlängert Kaufangebot

Bei einem am Montagabend exklusiv mit Brettener Woche/kraichgau.news anberaumten Gespräch in den Geschäftsräumen der Gesellschaft in Pforzheim, an dem auch der geschäftsführende Mitgesellschafter Christian Ersing teilnahm, äußerte sich Hauptgesellschafter Fred Maleika verstimmt über fehlende Kommunikation seitens der Kirchengemeinde im zurückliegenden Vierteljahr. Zugleich kündigte er eine Verlängerung des erst am 30. Oktober von 1,15 auf zwei Millionen Euro erhöhten Kaufangebots an. „Um das große Interesse an der Übernahme zu bekräftigen“, wie er am nächsten Tag in einem Telefonat mit der Redaktion hervorhob. Inzwischen war am Dienstagmorgen die Einladung der Pfarrgemeinde zum Vorstellungstermin am 10. Dezember eingegangen.

Kontakt in letzter Minute

Laut Maleika hatte sein Unternehmen am Dienstagmittag nach mehrfachen vergeblichen Versuchen doch noch einen Kontakt mit der auch für Bretten zuständigen Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden in Pforzheim herstellen können. Mit dem Ergebnis, dass die Domus Cura-Verantwortlichen nun positiv gestimmt der bevorstehenden Bekanntgabe des Verhandlungsausgangs durch die Kirchengemeinde entgegensähen, so der Hauptgesellschafter, der nach eigenen Angaben keine operativen Funktionen im Unternehmen wahrnimmt. „Domus Cura möchte Teil der Gemeinde werden, frei von Konfession und Herkunft“, betonte Maleika. Dafür solle im Haus unter anderem ein Café als Begegnungsstätte für Jung und Alt eingerichtet werden. Außerdem freue man sich auf gemeinsame Gottesdienste mit Pfarrer Maiba und stelle dafür gerne die Kapelle im Haus zur Verfügung.

Mehrfache Hausbesichtigungen

Der überkonfessionelle Betreiber von fünf Altenpflege- und Seniorenwohnanlagen in Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland ist nach eigenen Angaben seit Sommer 2018 in Kontakt mit den Verantwortlichen der Kirchengemeinde. Seitdem habe es mehrere Treffen einschließlich Gebäudebesichtigungen gegeben, bei denen man sich grundsätzlich einig gewesen sei, so Maleika. Die Kirchengemeinde habe sogar Unterlagen zur Verfügung gestellt, die Domus Cura an von ihr beauftragte Architekten weiterreichte. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betonte der Hauptgesellschafter. Als Beispiel nannte er eine Standortanalyse sowie ein Revitalisierungskonzept, um das Haus wieder seinem ursprünglichen Zweck als Altenpflegeheim zuzuführen. Geschätzte Investitionskosten nach seiner Aussage: vier bis fünf Millionen Euro allein für die Umbaumaßnahmen, darunter eine Dacherneuerung und die energetische Sanierung. Hinzu kämen die Kosten für den Erwerb der Immobilie sowie jährlich zu entrichtende Erbpachtabgaben für das Grundstück.

Unterstützung von der Stadt?

Nach Aussage von Geschäftsführer Ersing wurde bei den Treffen auch bereits mit der Stadt besprochen, dass Domus Cura „Essen auf Rädern“ anbietet, womit auch Schulen und andere städtische Einrichtungen beliefert werden sollten. Zudem habe es eine mündliche Zusage gegeben, dass sich die Stadt „unter bestimmten Bedingungen“ an den Umbaukosten beteiligt. Vor diesem Hintergrund hat Domus Cura nach Aussage Maleikas rund vier Millionen Euro für die Renovierung des Pflegeheims zurückgestellt.

Mehr zum Thema lesen Sie auf unserer Themenseite Altenhilfezentrum St. Laurentius

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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