"Bereiche ausprobieren, ohne sich einzuschränken"
Viele Möglichkeiten mit dem Hauptschulabschluss

An den Beruflichen Schulen in Bretten kann man mit dem Zweig "Berufsfachschule" eine Verzahnung von Theorie und Praxis erfahren.  | Foto: ger
  • An den Beruflichen Schulen in Bretten kann man mit dem Zweig "Berufsfachschule" eine Verzahnung von Theorie und Praxis erfahren.
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Bretten (ger) Wo liegen meine Stärken und Fähigkeiten? Was ist der richtige Beruf für mich? Diese Fragen treiben junge Menschen um. Die Beruflichen Schulen Bretten (BSB) bieten ein breites Spektrum an Ausbildungswegen für (fast) alle. „Kein Abschluss ohne Anschluss“ ist hier das Motto, das besagt, dass man sich nach Interesse und Neigung immer weiter bilden und spezialisieren kann. In einer losen Serie beleuchten die Brettener Woche/kraichgau.news den Schulalltag in den BSB, die die größte berufliche Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe ist.

Zweijährige Berufsfachschule führt zu Mittlerer Reife

An der zweijährigen Berufsfachschule besteht an den BSB zum Beispiel die Möglichkeit, den mittleren Bildungsabschluss (dem Realschulabschluss gleichwertigen Abschluss) zu machen. Das Plus: Dabei kann man unverbindlich in Berufe hineinschnuppern, ohne sich festzulegen. Christian Odenwald, Leiter der Abteilung „hauswirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Schule“, sieht das als einen deutlichen Vorteil: „Man kann Bereiche ausprobieren, schränkt sich aber dadurch in seinem weiteren Weg gar nicht ein.“

Von Hauswirtschaft bis Metalltechnik

Zugangsvoraussetzung ist der Hauptschulabschluss. Fünf Profile stehen zur Auswahl: Hauswirtschaft/Ernährung, Gesundheit/Pflege, Elektrotechnik, Metalltechnik oder Wirtschaft. Neben allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Mathe und Englisch erwerben die Schülerinnen und Schüler berufliche Grundlagen in den einzelnen Bereichen, wie sie bei einer Ausbildung im ersten Jahr vermittelt werden. „Dabei haben sie aber nicht mehr Unterrichtsstunden als an der Realschule“, stellt Odenwald klar.

Neustart an den BSB - viele entdecken den Spaß am Lernen

Mit der zweijährigen Berufsfachschule werden die jungen Menschen auf eine Berufsausbildung vorbereitet, die einen mittleren Schulabschluss voraussetzt. Oftmals bedeutet der Wechsel auf die BSB, die bestens ausgestattet sind und neben interessanten Arbeitsgemeinschaften auch viele Beratungsangebote bieten, einen Neustart: Wer in den zwei Schuljahren den Spaß am Lernen entdeckt, kann im Anschluss auch das Berufskolleg oder das Berufliche Gymnasium besuchen.

Ausbildungsbegleitende Berufsfachschule

An den BSB gibt es auch ausbildungsbegleitende Berufsfachschulen, die in zwei Schuljahren zum sozialpädagogischen Assistenten bzw. zur sozialpädagogischen Assistentin (ehemals Kinderpfleger/-in) ausbildet. Das ist eine Tätigkeit in sozialpädagogischen Einrichtungen wie zum Beispiel im Kindergarten, eine Stufe unter der Erzieherausbildung. Während der zwei Jahre ist man einen Tag in der Woche im Kindergarten, es folgt noch ein Praxisjahr.

Praxisintegrierte Ausbildung PIA

Als einzige Schule im Landkreis bieten die BSB auch die praxisintegrierte Ausbildung (PIA) für sozialpädagogische Assistenz an. Wer diesen Weg geht, benötigt einen (bezahlten) Ausbildungsplatz in einer Kindertageseinrichtung und ist dann dort zwei Tage die in der Woche tätig, die übrigen drei Tage erfolgt die Ausbildung an den BSB.

Zusatzqualifikation Erzieher/-in

Als ausgebildeter Kinderpfleger oder sozialpädagogische Assistentin kann man noch die Zusatzqualifikation zum Erzieher/-innenabschluss erwerben: An den BSB gibt es den Vorbereitungskurs, der berufsbegleitend über zwei Jahre zweimal die Woche als Abendschule stattfindet. Auf Anfrage gibt es noch weitere Zugangsmöglichkeiten zu diesem Abendkursbesuch.

Kindergartengruppe leiten

Ganz neu ist seit dem Schuljahr 2023/24 der 60-stündige Kurs an Wochenenden, der KinderpflegerInnen oder sozialpädagogische Assistenten zur Leitung einer Kindergartengruppe befähigt. „Der Kurs wird von unserem Förderverein organisiert und wurde bisher vor allem von ehemaligen Schülern besucht“, so Odenwald.

Mit Erasmus+Schule nach Dänemark, Österreich oder Irland

Ab nächstem Schuljahr können Schülerinnen und Schüler auch einen Blick ins europäische Ausland werfen: Mit dem Erasmus+Schule-Programm besteht dann die Möglichkeit für sozialpädagogische Assistenten in Dänemark, Österreich oder Irland in einem mehrwöchigen Praktikum die dortigen frühkindlichen Bildungssysteme kennenzulernen.

Altenpflegehilfe für Schüler mit Migrationshintergrund

Eine weitere Besonderheit der BSB ist die Berufsfachschule Altenpflegehilfe für SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Dieser Bildungsweg tritt dem eklatanten Fachkräftemangel im Bereich der Altenpflege entgegen und ist ein gutes Beispiel für glückende Integration, wie sie Deutschland in einer OECD-Studie im internationalen Vergleich bescheinigt wurde.

Einwanderung für Ausbildung

Laut Christian Odenwald kommen die Bewerber aus aller Herren Länder. „Teils sind sie schon in Deutschland, teils wandern sie aber auch extra für die Ausbildung ein“, erläutert er. Die Bandbreite sei nicht nur groß bei den Nationalitäten der Bewerber, sondern auch was ihre Vorqualifikation oder ihr Alter und ihren Familienstand angehen. „Es gibt Bewerber, die schon einen Studiengang absolviert oder bereits eine Familie haben“, sagt Odenwald. Gerade in diesem Zweig erlebe er immer wieder ganz tolle Erfolgsgeschichten.

Kooperation mit Pflegeeinrichtungen

Die BSB haben Kooperationen mit Trägern von Pflegeeinrichtungen in der Region, die die BewerberInnen an die Schule verweisen. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Sprache: Voraussetzung für die Berufsfachschule ist Deutsch auf dem niedrigen Einstiegsniveau A2. Die BewerberInnen werden zum Beispiel über Sprachinstitute im Ausland vorbereitet. Je nach individuellem Stand bekommen sie an den BSB dann bis zu acht Stunden Deutschunterricht die Woche und schließen nach zwei Jahren mit dem hohen Niveau B2 ab. Die Auszubildenden sind wöchentlich drei Tage in der Schule, an den restlichen Tagen arbeiten sie in ihrem Ausbildungsbetrieb.

Hochtechnische Ausstattung

Wie alle Bildungszweige an den BSB ist auch der pflegerische Bereich bestens technisch ausgestattet. In einem großen Pflegezimmer lernen die Schülerinnen und Schüler die Krankenhaussituation kennen. Allein für die beiden neuen Pflegebetten mit digitaler Ausstattung hat der Landkreis als Schulträger 35.000 Euro aufgewendet. In sie sind Waage, Feuchtigkeitssensor, Atmungs-, Herzfrequenz- und Blutdrucküberwachung integriert für die digitale Pflegedokumentation. Ab dem Schuljahr 2024/25 ist dank VR-Brillen eine virtuelle Pflegeschulung möglich, die die Praxis anschaulich nachbildet.

Verzahnung von Theorie und Praxis

„Die große Stärke der Berufsfachschule ist die Verzahnung von Theorie und Praxis“, bringt es Odenwald auf den Punkt. Viele Lehrkräfte sind Experten aus der Praxis, die genau wissen, was die SchülerInnen dort erwartet, und sie damit adäquat auf das Berufsleben vorbereiten können.

Mehr Teile der Serie zu den Beruflichen Schulen Bretten finden Sie hier.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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