„Das Verfahren hat mich stark belastet”: Hans-Jürgen Deuerer im Interview mit der Brettener Woche

Hans-Jürgen Deuerer, Geschäftsführer von Tiernahrung Deuerer. Deuerer Group
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Hans-Jürgen Deuerer, Geschäftsführer von Tiernahrung Deuerer in Bretten, spricht im Interview unter anderem über das jahrelange Gerichtsverfahren gegen das Unternehmen und seine Person sowie über die Zukunft der Firma.

Herr Deuerer, Sie haben jüngst in Bretten im Rüdtwald für 50 Millionen Euro ein großes Hochregallager samt Versandzentrum und Verpackungshalle gebaut. Ein großes Bekenntnis zu Bretten. Was bedeutet Ihnen persönlich und unternehmerisch dieser Standort?
Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und als Unternehmer erfolgreich geworden. Mit der großen Investition in das neue Lager habe ich auch ganz klar gezeigt, dass ich mit dem Unternehmen von meinem Lebensmittelpunkt nicht weg möchte. Denn ein anderer Standort für das Hochregallager hätte auch bedeutet, dass wir die Produktion hätten verlagern müssen. Das konnten und wollten wir aber nicht, denn wir beschäftigen bei uns zwischen 1800 und 2000 Mitarbeiter. Für diese Menschen trage ich eine Verantwortung. Dazu kommt, dass bereits mein Vater das Gebiet im Rüdtwald gekauft hat. Wir haben dort auch seine Vision verwirklicht. Allerdings haben wir dort auch mit Nachteilen betreffend der Infrastruktur zu kämpfen. So hat das Hochregallager zum Beispiel immer noch keine geschäftstaugliche Mobilfunkabdeckung und auch die Internetverbindung ist sehr langsam.

Deuerer expandiert aber auch außerhalb Brettens. Ende Januar haben Sie beispielsweise die Kurhessische Fleischwarenfabrik (KFF) übernommen. Warum dieser Schritt und was ist 2017 expansionstechnisch noch von Deuerer zu erwarten?
Wenn sich solche Chancen wie bei der KFF bieten, dann sind Übernahmen auch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen. Bei der KFF war es so, dass das Unternehmen optimal zu uns gepasst hat. Wir sind im Segment Premium-Tiernahrung auf Wachstumskurs und in diesem Bereich in Bretten schlicht an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen. Durch die Fabrik in Fulda können wir nun zum einen mehr produzieren und damit einen stetig wachsenden Markt bedienen, zum anderen haben wir bei der KFF 140 Arbeitsplätze mit hochqualifizierten Mitarbeitern erhalten können. Durch den Wegfall eines Großauftrags war die KFF in eine wirtschaftliche Krise geraten. Die Übernahme hat also für beide Seiten Vorteile. Darüber hinaus werden wir die Produktion in Fulda auch dazu nutzen, Neuheiten zu produzieren, deren Pläne bisher in unseren Schubladen geschlummert haben.

Sie produzieren Tiernahrung für Hunde und Katzen. Wie beurteilen Sie diesen Markt derzeit?
Bei der Tiernahrung handelt es sich um einen stabilen Markt. Die Leute sind bereit für ihre Tiere viel zu tun und schauen da auch nicht so sehr auf die Kosten. Von daher ist dieser Markt auch relativ krisensicher. Das zeigt auch die Tatsache, dass 35 Prozent der verkauften Produkte unseres Unternehmens preislich und qualitativ im Premium-Segment rangieren. Man muss allerdings immer darauf schauen, dass man bei den Produkten auch den aktuellen Lifestyle von Tier und Halter trifft. Aber auch innerhalb des Unternehmens haben wir einiges für den Erfolg getan. So haben wir eine umfassende Restrukturierung vorgenommen, die kaufmännischen und verwaltungstechnischen Bereiche verstärkt und in einen neuen Maschinenpark investiert. Zudem sind wir mit unseren Fabriken in Frankreich und England gut aufgestellt.

Im November letzten Jahres hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe nach zweieinhalb Jahren das Ermittlungsverfahren gegen die Deuerer GmbH und Sie als Geschäftsführer wegen des Verdachts auf den Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz eingestellt. Wie sehr hat das Verfahren Sie persönlich und das Unternehmen belastet?
Dieses Verfahren hat mich persönlich und vor allem auch meine direktes Umfeld stark belastet. Das nimmt einen schon mit. Und auch das Unternehmen hat die Auswirkungen des Verfahrens am Markt gespürt. Wir fertigen unsere Produkte ja für verschiedene Firmen und Handelsketten. Da kamen natürlich viele Nachfragen, was denn los sei. Durch die jetzt auch juristisch festgestellte Unschuld ist zwar die Situation entspannter, aber es bleibt natürlich ein Schatten. Wir haben immer auf eine schnelle Aufklärung gedrängt und haben uneingeschränkt mit den Behörden kooperiert. Das werden wir auch in Zukunft so halten, um Missverständnissen vorzubeugen. Negative Auswirkungen hat das Verfahren aber auch auf einige Jobs gehabt. Wir hatten vor diesen Anschuldigungen immer das Credo, keine Arbeiten von Maschinen machen zu lassen, die auch von Menschen gemacht werden können. Das hat sich seitdem geändert. Wir haben sämtliche Werksverträge gekündigt und haben einige Arbeitsschritte auf Maschinen umgestellt. Das ist schade, aber ich wollte da gar keine Missverständnisse mehr aufkommen lassen.

Neben dem Unternehmen ist der Reitsport die große Leidenschaft von Ihnen und Ihrer Ehefrau Tina, die ja große Erfolge im Springreiten verbucht. Was fasziniert Sie so an diesen Tieren?
Ich mag Pferde einfach unheimlich gerne. Und gerade beim Springreiten fasziniert mich der Umgang mit diesen wunderbaren Tieren. Da ist jeder Tag neu und spannend. Bei mir ist das so: Wenn ich aus dem Geschäft komme, dann stehe ich eigentlich immer unter Strom. Wenn ich dann bei den Pferden bin, werde ich ganz automatisch entschleunigt. Das hilft mir ungemein.

Sie waren ja auch lange Zeit Vorsitzender des Reitclubs Bretten. Nun haben Sie jüngst Ihr Amt niedergelegt und auch Ihre Pferde aus der Vereinsanlage zurückgezogen. Warum diese Schritt?
Das war ein länger überlegter Schritt. Vor allem aber war es keine Entscheidung gegen den Reitclub Bretten, sondern für die sportliche Leidenschaft meiner Frau Tina und mir. Es ist einfach so, dass wir unsere Ansprüche nach oben geschraubt haben, da Tina ja inzwischen auf den höchsten Turnieren reitet und da auch große Erfolge feiert. Um auch weiterhin sportliche Erfolge zu feiern, braucht es die entsprechenden Rahmenbedingungen. Zu diesen zählen auch wettkampforientierte Trainingsbedingungen und die waren beim Reitclub Bretten einfach nicht gegeben. Wir haben daher ein größeres Grundstück an der Weissach gekauft, wo wir jetzt unsere neue Reitanlage bauen. Auf der Anlage können wir künftig fast unter internationalen Wettkampfbedingungen trainieren. Denken Sie zum Beispiel an eine Flutlichtanlage oder auch an die Abmessungen eines Turnierplatzes, an die sich ein Springpferd gewöhnen muss. All dies können wir auf dem neuen Gelände simulieren und unsere Wettkampfteams so besser auf Turniere vorbereiten.

Die Fragen stellte Christian Schweizer, Redaktionsleiter der Brettener Woche/kraichgau.news.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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