Verkehr entflechten: Freie Wähler stellen innerstädtisches Konzept zur Quartiersumfahrung vor
(ch) Bis Bretten die gewünschte neue Ortsumfahrung erhält, können noch viele Jahre ins Land gehen. In der Zwischenzeit wächst der Verkehr weiter und droht, die schon jetzt hohe innerstädtische Verkehrsbelastung zu verschärfen. Eine mögliche Lösung des Dilemmas in Form eines eigenen Verkehrskonzepts hat jetzt der Vorstand der Freien Wählervereinigung Bretten (FWV) im Redaktionsgespräch bei der Brettener Woche präsentiert.
„Wir setzen unsere Hoffnung nicht nur auf eine neue Trasse“, macht der FWV-Vorsitzende Martin Feurer deutlich. Und sein Stellvertreter Arndt Nissen ergänzt: „Für die Entlastung vom Durchgangsverkehr brauchen wir eine Umfahrung, aber für die Entlastung vom hausgemachten Ziel- und Quellverkehr benötigen wir zugleich ein innerstädtisches Konzept.“
Zehn-Punkte-Plan
Der Zehn-Punkte-Plan hat nach den Worten des FWV-Vorsitzenden zum Ziel, den innerstädtischen Verkehr auf der Hauptachse Pforzheimer-, Wilhelm-, Melanchthonstraße, also der Bundesstraße 294, flüssiger zu machen. Das gleiche Ziel, das auch die von Oberbürgermeister Martin Wolff angekündigte optimierte Ampelschaltung verfolgt, die nach Aussage von Bürgermeister Michael Nöltner am vergangenen Donnerstag in Betrieb gegangen ist. Die Wirkung müsse sich noch im Alltagsverkehr beweisen, gegenwärtig sei lediglich der Ferienmodus erkennbar, meint Martin Feurer. Aber im Grunde wolle man einen ganz anderen Weg gehen: „Wir sollten den Mut finden, die Ampeln versuchsweise zuzuhängen – der Verkehr muss fließen.“
Verkehrsströme neu ordnen
Damit danach nicht das Chaos ausbricht, wollen die Freien Wähler die Verkehrsströme neu ordnen. Sich kreuzende Ströme, sei es von Fahrzeugen, Fahrrädern oder Fußgängern, sollen möglichst vermieden und nur diejenigen Ströme zugelassen werden, „die sich leicht einfädeln lassen“, wie Martin Feurer sagt. Erreicht werden soll dies durch Begrenzung hemmender Linksabbiegemöglichkeiten, Konzentrierung und Ausbau von Fußgänger- und Radüberwegen und zugleich Nutzung der vorhandenen sowie Schaffung neuer Wendemöglichkeiten wie auf der Wilhelmstraße kurz vor der Kreuzung mit der Hermann-Beuttenmüller-Straße.
Grundidee "Großer Kreisel" beziehungsweise Quartiersumfahrung
Grundidee und zugleich Kernstück des Verkehrskonzepts der Freien Wähler, so Vorstandsmitglied Jörg Beuttenmüller, ist ein sogenannter „großer Kreisel“. Dieser umspannt ein ganzes Quartier, nämlich das trapezförmige Viereck, in dem heute das Kraichgau-Center und der Baumarkt Wertheimer liegen. Rund um dieses Gebiet soll künftig Einbahnstraßenverkehr gelten, um die Verkehrsströme zu entflechten, so Heidemarie Leins. Die neugebaute Verbindungsstraße vor dem künftigen Dienstleistungszentrum auf dem Mellert-Fibron-Gelände soll Teil dieser Quartiersumfahrung werden.
Trennung der Verkehrsströme durch Einbahnstraßenregelung
Pate gestanden haben für die Idee der bestehende „ovale Kreisel“ und die durch den Brühlgraben getrennten Fahrtrichtungen der Wilhelmstraße. Damit sei ein erster Schritt zur Trennung der Verkehrsströme getan worden, so die Freien Wähler. Diesen Gedanken könne man nun mit der neuen Trassenführung auf dem Mellert-Fibron-Areal und der Quartiersumfahrung in einer zweiten Stufe fortführen. Ausbaumaßnahmen seien dafür nicht nötig. Im Gegenteil: Auf dem Wilhelmstraßen-Teilstück zwischen Kreuzung Pforzheimer Straße und Einmündung Herrmann-Beuttenmüller-Straße könne wegen der Einbahnstraßenregelung ein Fahrstreifen wegfallen. Überall, wo es sich anbiete, so Jörg Beuttenmüller, könne man frei werdende Flächen neu gestalten – mit mehr Grün, breiteren Fußwegen oder Radwegen mit Gegenverkehr. Allerdings sollten bestehende Kapazitäten für Rettungsfahrten und bei Baumaßnahmen weiter nutzbar bleiben.
Antrag als "Grundlage für die allgemeine Diskussion"
Möglichen Einwänden betreffs der noch zu leistenden Überzeugungsarbeit bei anderen Fraktionen, Interessengruppen und Behörden sehen die Freien Wähler entspannt entgegen. Arndt Nissen spricht von „einem mit konkreten Ideen und überschaubaren Mitteln umsetzbaren Verkehrskonzept“, das, wie Heidemarie Leins anmerkt, als „Grundlage für die allgemeine Diskussion“ in Form eines Antrags an die Verwaltung eingereicht werden soll. Auch vor Einführung des ovalen Kreisels, der, wie Martin Feurer erinnert, ursprünglich als Doppelkreisel von der FWV vorgeschlagen worden sei, habe man „lange diskutiert“, und jetzt seien alle damit zufrieden.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Chris Heinemann
Alle aktuellen Artikel zum Thema Verkehrsentlastung finden Sie auch auf unserer großen Themenseite „Verkehrsentlastung“.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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