"Kunstraumumnutzung" in Oberderdingen
Amthof wird zur Galerie für zeitgenössische Kunst

Ein Weinkeller wird bei "Kunstraumumnutzung" zur temporären Galerie. | Foto: kuna
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Oberderdingen (kuna) Zeitgenössische Kunst trifft auf geschichtsträchtige Räume: In Oberderdingen beherrschte das Wochenende die Kunst von regionalen Kunstschaffenden. Dabei wurden die Räumlichkeiten des Amthofes nun zum zweiten Mal zu temporären Galerien, in deren historischem Ambiente sechs Künstlerinnen ihre Werke ausstellten. Farbenfroh und experimentell präsentierte sich so ein Wechselspiel an künstlerischen Objekten, die sich in erster Linie der Lebensfreude und Leichtigkeit verschrieben haben.

Pop-up-Galerien und kleiner Kunstmarkt

Bei einem Presserundgang am Freitagabend führten das Kulturdreieck als Veranstalter und die anwesenden Künstlerinnen in das Programm der "Kunstraumumnutzung" ein, die von Betrachten und Entdecken über Mitmachen und Erleben bis hin zum Stöbern und Sammeln reichte. Denn neben den umgenutzten Pop-up-Galerien präsentierten sich im Aschingerhaus in der Art eines kleinen Kunstmarktes bei "Art Sale in The Box" eine Vielzahl an weiteren Künstlerinnen und Künstlern der Region, deren kleinformatige und fertig verpackte Werke aus kleinen Kisten direkt erworben werden konnten.

Historische Räume umnutzen

In die umgenutzten Amthof-Räume konnten die Kunstschaffenden dagegen nach der Auswahl durch eine Jury einziehen, erläuterte Helga Essert-Lehn, die erste Vorsitzende des Kulturdreiecks. Dieser galt es zunächst, ein passendes Ausstellungskonzept der "Kunstraumumnutzung" im Blick auf die räumlichen Gegebenheiten vorzustellen.

Bilder, die sich vollkommen dem Positiven widmen

In das Rathaus-Foyer konnten so die beiden ukrainischen Künstlerinnen Iuliaa Frantseva und Zhanna Khelemska einziehen. Trotz ihrer Fluchterfahrungen – beide leben nun in Karlsruhe – würden sich die Werke "vollkommen dem Positiven widmen", erläuterte Essert-Lehn die Jury-Auswahl. In ihren Aquarellbildern präsentierten sie traditionelle Motive, von Stillleben und gegenständlichen Studien bis hin zu komplexeren Acrylwerken, die dennoch Momente der Leichtigkeit einfangen. In ihrer kleinen Galerie konnten die Besucherinnen und Besucher auch selbst tätig werden und im Austausch mit den Künstlerinnen an hergerichteten Arbeitsplätzen eigene Aquarellwerke kreieren.

Kunst im ehemaligen Hexenturm

Vollkommen gegensätzlich gestaltete sich die Situation im ehemaligen Hexenturm gegenüber: In den kleinsten Ausstellungsraum zog Lea Sprenger ein. Die Künstlerin aus Frankfurt am Main präsentierte Ölgemälde in dunklen Tönen auf Leinwänden, die Blicke auf moderne Architekturen wiedergaben. Der Historiker Horst Immel erinnerte: Einst als Getreidelager genutzt, sei der Turm heute der einzig Erhaltene von ursprünglich vier Befestigungstürmen des Amthofes. Im Laufe seiner Geschichte sei der Turm dann für den Ortsarrest genutzt worden – auch für Personen, die der Hexerei verdächtigt wurden.

Experimentelle Drucke in der Kelter

Seichtere Töne schlug die Karlsruher Künstlerin Esther Klauke an, die ihre Bilder in der historischen Kelter präsentierte. Lediglich mit Schnüren an den Wänden befestigt, zeigte sie experimentelle Drucke, die mit schwungvollen Linien und leichten Naturtönen bestachen und mit gezeichneten Ansichten von Oberderdingen angereichert waren.

Lebensgroße Krokodile in der Feuerwehr-Remise

Als weitere temporäre Galerie wurde die Feuerwehr-Remise genutzt. Die kleine Scheune im Amthof diente einst als Unterstand für Gerätschaften der Feuerwehr, erklärte Immel, der auf die historischen Holzeimer unter den seitlich angebrachten Regalen verwies. Über das Wochenende besiedelten die lebensgroßen Krokodilskulpturen von Bronislava von Podewils die Remise. Die Künstlerin aus Karlsruhe präsentierte die "eigentlich gefährlichen Wildtiere", so Essert-Lehn, mit viel Witz und Ironie. So nahmen die aus Wellpappe geformten Figuren ausdrucksstarke und ungewöhnliche Posen ein und wurden so zum Zeichen der Lebensfreude.

Neue Werke aus alter Kartonage

Dunkel und atmosphärisch wurde es dann im Weinkeller der Familie Lutz, in dem die Besucher zwischen den Fässern, die durch Kerzen und dezente Lampen beleuchtet wurden, die knalligen Werke der Durlacher Künstlerin Christiane Breu vorfanden. Breu nutzt die Kartonage als ihr Material, das sie in neue Werke formt, aber damit zugleich deren ursprünglichen Gebrauchswert offenlegt. Dabei werden Schrift und Bilder von altem Verpackungsmaterial in das Design des Kunstwerkes integriert – und unterlaufe so eine Metamorphose, beschrieb die Künstlerin.

Information:
Die Werke der ausstellenden Künstlerinnen – aber auch von vielen weiteren regionalen Kunstschaffenden – sind noch am kommenden Wochenende, 4. und 5. Mai, im Rahmen von "Art Sale in The Box" zu sehen. Der kleine Kunstmarkt im Aschingerhaus hat dann jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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