Herausforderne Klettersteigtour in den Dolomiten

Aufstieg Tofana II | Foto: M. Fuchs
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Unsere diesjährige Tour vom 12.-15.08 führte uns in das Gebiet der Tofanegruppe, westlich von Cortina d’Ampezzo in Südtirol.

Das Dreigestirn der Tofane gehört zu den bekanntesten und markantesten Dolomitengipfeln und ist die überragendste Felskulisse der Berge, die das Ampezzo-Tal einrahmen.
Mit einer Höhe von 3.244 Metern ist die in der Mitte gelegene Tofana di Mezzo (Tofana II) die höchste der drei Tofane, die Tofana di Rozes (Tofana I) ist 3.225 Meter hoch.

Auf die Tofana II gelangt man über die beiden Klettersteige Olivieri und Aglio und auf die Tofana I über den Lippellasteig. Diese drei Steige sind als schwierig eingestuft und es ist Klettertechnik, Schwindelfreiheit, absolute Trittsicherheit und Armkraft gefragt.

Freitag, 12.08.
Nach einer achtstündigen Fahrt erreichten Meinhard, Sebastian und ich das Rifugio Dibona (2.084 m). Auf dem Parkplatz neben dem Rifugio stellten wir das Auto ab und wanderten lockeren Schrittes in ca. 1 Stunde zum Rifugio Pomedes, 2.303 m, wo wir nach einem guten Abendessen die erste Nacht verbrachten.

Samstag, 13.08.

Unser Ziel: Tofana di Mezzo / Tofana II (3.244 m)

Am Morgen stiegen wir bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel über den Guiseppe-Olivieri-Klettersteig (428 Höhenmeter) zunächst auf die Punta Anna (2.731 m), einen vorgelagerten Gipfel der Tofana II, die wir über eine sehr steile, mitunter senkrechte Gratkante erreichten.

Über den Gipfelgrat der Punta Anna führte uns der Gianni-Aglio-Klettersteig durch abwechslungsreiches Klettergelände zum Torre Aglio, ebenfalls einen Vorgipfel der Tofana II.

Dort erwartete uns ein besonderer Höhepunkt dieser Tour:
Das Sicherungsseil leitete uns in die spektakulären Ostabstürze des Torre Aglio (ca. 200 m senkrecht abfallender Fels).

Über einen äußerst luftigen Quergang im oberen Bereich der senkrechten Wand, der schon ein leichtes Magenkribbeln hervorrief, erreichten wir das nächste Highlight:

Nach einem kurzen senkrechten Kletteranstieg tat sich vor uns das Bus de Tofana, eines der größten Felsenfenster der Alpen, auf.

Hier beschlossen wir, da noch Mut und Kraft vorhanden waren, den Aufstieg zum Gipfel fortzusetzen. Über verschiedene Leitern und Kletterpassagen erreichten wir den Gipfelbereich.
Die letzten Höhenmeter ging’s in leichterer Kletterei hinauf zum Gipfel Tofana di Mezzo (3244) mit grandioser Aussicht auf die umliegende Bergwelt.

Der Rückweg gestaltete sich etwas leichter und fast ohne Kletterpassagen, so dass wir pünktlich zum Abendessen um 18.45 Uhr nach einer 10 ½ stündigen, spektakulären Tour das Rifugio Giussani erreichten.

Sonntag, 14.08. Unser heutiges Ziel: Tofana di Rozes / Tofana I (3.225 m)
Am Sonntagmorgen machten wir uns mit leichtem Gepäck - wir konnten manche schweren Gegenstände auf der Hütte zurücklassen - wieder bei bestem Wetter auf den Weg zum Einstieg des Giovanni-Lipella-Klettersteigs.

Wir wanderten zuerst talabwärts und dann nach rechts zur Umrundung der Tofana I entlang der 800 m hohen senkrecht aufragenden Tofana-Südwand um zum Einstieg des Steigs zu kommen. Dieser ist ein ca. 3,3 km langer großartiger, klassischer Dolomiten-Klettersteig mit gewaltigem Panorama und ständigem Blick auf die Fanesgruppe sowie auf die massiven Bergstöcke Tofana II und Tofana III.

Nach 1 ½ Stunden erreichten wir den Einstieg des Steigs, der mit dem 500 m langen Stollen "Galleria del Castelletto" beginnt, der von italienischen Soldaten im 1. Weltkrieg in den Berg gesprengt wurde.

Über Sicherungsseile und Leitern an der Einstiegswand erreichten wir das Podest vor dem Stolleneingang und wir freuten uns über die nach oben führende, mit Gitterrosten belegte stahlseilgesicherte Treppe.

Doch diese Freude währte nur kurz.

Es ging ohne Treppe, aber immer noch seilgesichert, 120 Höhenmeter steil nach oben. Unsere Stirnlampen leuchteten den stockfinsteren, feuchten Stollen recht gut aus und nach ca. 30 Minuten erreichten wir den Ausstieg und das willkommene Tageslicht. Über eine Geröllhalde führte der Weg zu einer ziemlich glatten, fast senkrechten Wand.

Hier folgte eine der anspruchvollsten Passagen, die wir nur durch sehr anstrengendes Klettern überwinden konnten.

Danach querten wir ein fast waagrechtes Felsband - wie zur Erholung geschaffen - um zu den nächsten Klettersteigabschnitten zu gelangen. Über einige Steilabsätze mit sehr luftigen Klettersteigpassagen erreichten wir gegen 13.00 Uhr eine Weggabelung. Hier legten wir eine kurze Pause ein, um uns zu stärken und den Ausblick auf die umliegende Landschaft zu genießen.

Von links nach rechts konnten wir den kleinen und großen Laguzuoi, die Fanesgruppe, das Travenanzestal, die Felsengebilde Tre Dita (Drei Finger) und die mächtigen Felsenrücken der Tofana II und III erkennen. Mit bloßem Auge war bei der Tofana II das Bus de Tofana (großes Felsenfenster) zu sehen, das wir am Vortag auf dem Weg zum Gipfel durchklettert hatten.

Nach der Stärkung und einem Blick auf die Uhr beschlossen wir, den Aufstieg zum Gipfel nicht fortzusetzen sondern auf dem Normalweg zum Rifugio Giussani abzusteigen, das wir gegen 16.00 Uhr erreichten. Auf der sonnendurchfluteten Terrasse des Rifugios waren pure Entspannung und Erholung mit einem guten Getränk angesagt.

Montag, 15.08.
Abstieg vom Rifugio Giussani zum Parkplatz des Rifugio Dibona und Rückfahrt.
Auf der Fahrt über den Falzaregopass besichtigten wir noch das Festungswerk „Tre Sassi“ am Valparola Pass. Es wurde 1897 zur Verteidigung der südlichen Grenze des österreichisch-ungarischen Reiches erbaut. Es ist eines der interessantesten Zeugnisse für die Fronten der Dolomiten im Ersten Weltkrieg. Heute beherbergt die restaurierte Sperre das Museum über den Großen Krieg.

Glücklich und ohne längere Staus erreichten wir am Abend Jöhlingen.

Es war eine tolle, konditionell fordernde und anspruchsvolle Klettersteigrunde mit viel Spaß und guter Laune und wir freuen uns auf weitere Touren zusammen.
(Norbert Müller)

www.nf-joehlingen.de

Autor:

Renate Müller aus Region

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