Chöre singen in Oberderdingen
Mehr Licht als Schatten

Der Chor der Hamonie-Freundschaft Oberderdingen hatte zum Liederabend geladen. | Foto: Bernd Neuschl
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Oberderdingen (Bernd Neuschl) Der Gesangverein Freundschaft-Harmonie Oberderdingen hatte zum Liederabend geladen und auf und vor der Bühne waren viele musikbegeisterte Menschen der Einladung gefolgt. Man freue sich über die volle Halle, so der Vorsitzende Wolfgang Treffinger. „Singen war ja mal lebensgefährlich“, fasste er treffend die aerosolbedingten Restriktionen der Pandemie zusammen. Mit vier Gastchören aller Couleur geriet der Abend zu einer lehrreichen Leistungsschau in Sachen Repertoire und Niveau. Mehr Licht als Schatten. Zum Glück. Zum Auftakt schmetterten die Gastgeber unter der Leitung vom am Klavier vorzüglich groovenden Philipp Lingenfelser mit „Sweet Dreams“ und „Mamma Mia“ gleich zwei schmissige Ohrwürmer.

Vorwiegend alte Männer besingen jungen Wein

Danach der Männerchor der Geselligkeit Böckingen mit seinem Leiter Martin Lamm. Wenn man dem Vorab-Versprechen Treffingers Glauben schenkte, die Gastchöre seien die Crème de la Crème des regionalen Chorgesangs, dann muss die Frage erlaubt sein, ob manche Chöre lieber durch Lobhudelei ruiniert, als durch konstruktive Kritik aufgeweckt werden wollen. Gewiss ist es schön, mittlerweile rar aufgeführtes Liedgut mal wieder live zu hören. Und Udo Jürgens „Platz an der Sonne“ war auch rhythmisch sehr sauber. Aber es ist wie es ist: Vorwiegend alte Männer besingen jungen Wein. Tonreinheit und Artikulation korken bei der Degustation nun mal gewaltig, wenn sie im Reifeprozess vernachlässigt werden.

Metallica und Grönemeyer im Doppelpack

Was für eine Offenbarung war da der Sängerbund Münzesheim. Der Männerchor unter Andreas Burghardt lieferte eine vorzügliche Visitenkarte darüber ab, wie variantenreich und vital Vokalmusik sein kann. Allein das rhythmisch raffinierte Tanzlied aus Estland „Tantsulaul“ von Veljo Tormis sorgte für Begeisterung in der Halle. Mit warmen Klang wurde danach „Die Abendsonne“ herrlich behutsam besungen. Das war dynamisch derart wunderbar anrührend ausgestaltet, die Zuhörer lauschten kerzengerade auf ihren Plätzen. Metallica und Grönemeyer gab’s an dem Abend übrigens im Doppelpack. „Nothing Else Matters“ und „Männer“ gerieten als beruhigende Balladen zum Applausgarant und Burghardt erwies sich als exzellenter wie griffsicherer Begleitpianist.

Hoher Mitsing-Faktor

Vorab hatte der Bahnbrückener Frauenchor „Melodivas“ ebenfalls „Nothing Else Matters“ in den Notenmappen aufgeblättert. Mit samtig-sanftem Sound und hellen Tontupfern kleideten die Damen unter der Leitung von Markus Widdermann die Ballade in ein atmosphärisch dichtes Klanggewand. Im Auftrag ihrer Majestät „Skyfall“ samt erfreulich akzentfreien Artikulation. Frisch-beschwingt schließlich der Männerchor aus der Kraichtalgemeinde, mit satter Akkordpracht das „Tafellied“, gefolgt vom unverwüstlichen „Marmor, Stein und Eisen bricht“, das einen hohen Mitsing-Faktor garantierte.

Transparenten Gesamtklang

Der „Frohsinn Büchig“ besang zum Auftakt die Naturschwärmerei der romantischen Epoche mit Mendelssohns herrlichem „Morgengebet“. Carolin Antoni gestaltete hier einen stimmigen und gleichsam transparenten Gesamtklang. Alan Menkens „Farbenspiel des Winds“ knüpfte an das Natur-Sujet geglückt an. Es folgte eine Stippvisite in die afrikanische Steppe mit „Can you feel the love tonight“ aus „Der König der Löwen“, veredelt mit famos aufgefächerten Arpeggios von Johannes Antoni am Klavier. Nach Ed Sheeran dynamisch aufblühendem „Perfect“ gab’s mit Grönemeyers „Mambo“ pointiertes Pop-Geplapper und jede Menge Applaus.

Drei Monate, drei Lieder

Zum Abschluss der Projektchor „Leinen los“ mit Klavier-Kapitän Philipp Lingenfelser. Drei Monate, drei Lieder zum Thema Nautik lautete das Motto und viele Matrosen hatten angeheuert. Und es waren keine seichten Gewässer, in die das Schiff steuerte. Da schwankte der „Drunken Sailor“ mit ordentlich Seegang samt sakralem Bußton am Ende über die Bühnenpodeste. „La Mer“ swingte als Chanson relaxt über die Reling, ehe zum Finale der unverwüstliche Shanty „Wellerman“ mit vollen Segeln Richtung Beifallsstürme steuerte.

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Kraichgau News aus Bretten

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