Arbeiten auf dem Oberderdinger Friedhof beendet
Neuer Standort für Ehrengrab des Weinbaupioniers Karl Kern

Das Ehrengrab des Weinbaupioniers Karl Kern. | Foto: pa

Oberderdingen (kn) Aufgrund der aktuellen Friedhofwegearbeiten wurde auch das Ehrengrab des Weinbaupioniers Karl Kern in Oberderdingen versetzt. Das Grabmal mit dem sehr gut erhaltenen Grabstein wurde gereinigt, aufgearbeitet und an die Friedhofsmauer neben das Ehrengrab des Heimatforschers und Ortschronisten, Gustav Brandauer, versetzt. Die Bepflanzung rund um die Grabstätte soll ebenfalls in Kürze erfolgen, erklärte die Gemeinde.

Kern wurde 1877 in Oberderdingen geboren

In Oberderdingen sind Ehrengräber für verdiente Gemeindebürger bestimmt. Sie sind Grabstätten ohne Beschränkung der Ruhezeit. Neben dem Ehrengrab der Familie Kern gibt es auf dem Oberderdinger Friedhof Ehrengräber von Gustav Brandauer, Bürgermeister Paul Burger, Bürgermeister Wilhelm Burger, Bürgermeister Karl Pfisterer, Heinrich Blanc und der Familie Aschinger. Weinbaupionier Kern wurde am 24. Juli 1877 in einer kleinbäuerlichen Familie in Oberderdingen geboren. Er besuchte 1895 die „Königliche Weinbauschule“ in Weinsberg und war elf Jahre lang Verwalter des Dr. Deinhardschen Weingutes in Deidesheim in der Pfalz, bevor er 1910 wieder in seine Heimat Oberderdingen zurückkehrte. Dort begann er mit dem Aufbau eines eigenen Weinbaubetriebs. 

Schwerer Weg bis zum Spitzenwein

Für seine Heimatgemeinde ist Karl Kern als Pionier des Weinbaus eine bedeutende Persönlichkeit. Er war es, der den Oberderdinger Weinbau bekannt machte. Noch heute ist der Name „Kern`les Tee“ über die Region hinaus ein Begriff. Seit den frühen 1920er Jahren gab Karl Kern seinem Wein diesen Namen. Dank der Erfahrung und dem Können von Kern konnte der Weinbau in Oberderdingen in der Vorkriegszeit wieder aufblühen. Bis dahin war es aber ein weiter Weg. Denn trotz der 1.000-jährigen Tradition des Weinbaus in Oberderdingen fand Kern bei seiner Heimkehr aus der Pfalz schlechte Zustände vor. Rebkrankheiten traten damals verstärkt auf, Massenträger wie Tokajer verschlechterten die Qualität. 

Kern war Pionier auf vielen Feldern des Weinbaus

So wurde die musterhafte Bewirtschaftung seiner Weinberge, bei denen Kern die damaligen neuesten Spritz- und Düngemittel verwendete, bald zum Vorbild für alle Derdinger Weinbauern. Durch seinen Einsatz gelang die erfolgreiche Bekämpfung der bis dahin vermehrt angepflanzten Hybriden-Reben, die später ganz verboten wurden. Als Erster begann er mit der Umstellung der sehr arbeitsaufwendigen Pfahlanlagen auf die Drahtanlagen, die sich im ganzen heimischen Rebbaugebiet durchsetzten. Kern war dabei nicht nur der Initiator der Rebfluranlage Bergwald/Hagenrain im Jahr 1934/1935 sondern auch der Rebflurbereinigungen, die 1951/52 auf der gesamten Gemarkung anliefen.

„Kern`les Tee“ weithin bekannt

1930 gab er darüber hinaus den Anstoß zur Gründung der Weingärtner-Genossenschaft, deren Vorsitzender er später auch wurde. Die sortenreinen Weine des Weinguts Kern waren bald über das Gebiet hinaus bekannt. „Kern`les Tee“ wurde beim jährlichen Weinmarkt im Cannstatter Kursaal oder bei der Südamerika-Fahrt des „Graf Zeppelin“ ausgeschenkt.

Eine Weinstube als Krönung

Mit rund 15 Hektar war das Weingut Kern in den 1930er Jahre das größte württembergische Weingut in bürgerlichem Besitz. Die Krönung seines 1919 gebauten Anwesens, war eine Weinstube, die Kern auf einem Hügel inmitten einer Rebfläche errichtete. Am 13. Januar 1940 wurde das Weinlokal mit vielen Ehrengästen eingeweiht. Bekannte Persönlichkeiten wie Theodor Heuss waren in der Kriegs- und Nachkriegszeit dort zu Gast. Karl Kern starb am 5. August 1954 im Alter von 77 Jahren. Nach dem Tod führte sein Sohn Phillip die Weinstube erfolgreich weiter.  Das Weingut sowie eine angeschlossene Weingaststube mit Gästezimmern werden heute immer noch von der Familie Kern betrieben. „Kern`les-Tee“ gibt es heute noch.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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