Bruchsaler Kulturszene
Von der Videokonferenz bis zur Balkonmusik / Musik und Ausstellungen online

Bruchsal (kn) Probenbetrieb eingestellt, Veranstaltungen nicht möglich, traditionelle Jahrestermine entfallen – die finanziellen Verbindlichkeiten für Vereinsheime, Spielstätten und Dirigenten aber laufen weiter. Die CoronaPandemie und die gegen sie verhängten Schutzmaßnahmen treffen gerade auch die zahlreichen Kulturvereine in Bruchsal und in der Region hart. Und dies nicht nur der aktuell höchst erschwerten Vereinsarbeit wegen, sondern weil auch die entscheidende Frage noch nicht zu beantworten ist: Auf welchen frühesten Termin hin lässt sich wieder verlässlich planen?

Wenn das Ende der Schutzmaßnahmen und der „sozialen Distanz“ nicht abzusehen ist, wie viel Aufwand können die Mitglieder dennoch bereits für beabsichtigte Veranstaltungen erbringen, deren Termine im Juni, Juli oder im Herbst diesen Jahres liegen? Etwa das geplante Beethoven-Konzert des Gesangvereins Helmsheim, das am 11. Oktober stattfinden soll. Die Proben für das ambitionierte Projekt müssen schon jetzt anlaufen. Nur eben nicht in Chorstärke, sondern individuell: Dirigentin Sonja Oellermann stellt den Vereinsmitgliedern selbstgesungene Musikdateien für das eigene „Home Singing“ zur Verfügung. Und mit Lösungen wie dieser wahren zahlreiche Vereine den Zusammenhalt, der sich ansonsten – ganz ohne gemeinsame Singstunden und Veranstaltungen – womöglich zu lockern drohen würde.

Auf technische Lösungen setzt auch der Kammerchor Bruchsal, der sich auf das neue Konzertprogramm "Now o now" mit englischen Chorstücken vorbereitet – geplant für den 5. Juli. Trotz des noch nicht endgültig sicheren Termins wird das Programm geübt, Chorleiter Prof. Sebastian Hübner lädt die Sängerinnen und Sänger zur gewohnten Singstunde am Montagabend zu getrennten Proben der einzelnen Stimmgruppen per Videokonferenz ein. „Es sind natürlich keine Chorproben im eigentlichen Sinn“, sagt Georg Echle, Vorsitzender des Kammerchors, „weil die Verzögerungen der einzelnen Teilnehmer in der Videokonferenz zu einem chaotischen Chorklang führen würden. Aber unser Dirigent schafft es sehr gut zu vermitteln, wie die Dynamik, Artikulation und Phrasierung sein soll. Und die Videokonferenz erlaubt es dann, Fragen zu klären und auf einzelne Stellen besonders einzugehen.“ Kurze Videos mit Orgelmusik aus den ansonsten leeren Gotteshäusern stellt Bezirkskantor Dominik Axtmann jeweils im Abstand einiger Tage ins Internet – „damit die Menschen wenigstens ihre Kirchen sehen und hören können“, wie er sagt (Homepage: www.bezirkskantorat-bruchsal.de).

Und ansonsten wird bei ihm nur aufgeschoben, nicht aufgehoben: Die Aufführung von Chorsätzen aus Händels „Messias“, ursprünglich geplant für den Ostergottesdienst in der Hofkirche, wird nun zu Weihnachten stattfinden. Und alle Chormitglieder bekommen einmal wöchentlich eine EMail mit Tipps und Links zu Gesangsvideos, um den Kontakt zu halten. Auf digitale Alternativen setzt auch der Kunstverein Damianstor. Arbeiten aus der aktuellen Ausstellung „Bildfallen“ der Ulmer Künstlerin Esther Hagenmaier, die wie alle Ausstellungen nach Vorgabe der Landesregierung bis mindestens 19. April geschlossen bleiben muss, wurden online gestellt, so dass die Exponate im Damianstor jetzt wenigstens im Internet zu betrachten sind (Homepage: www.damianstor.de).

Gänzlich „analog“ und „live“ hingegen ist die abendliche „Balkonmusik“, die der Evangelische Posaunenchor in Heidelsheim organisiert und darin u.a. von der örtlichen Stadtkapelle unterstützt wird. Jeden Abend um 19.30 Uhr erklingt in Heidelsheim und Helmsheim Musik von den Balkonen, die Mitwirkenden erhalten täglich per Internet neue Noten (Homepage: ekg-heidelsheim.de). Der entsprechende Mailverteiler von Dietrich Krüger, Chorleiter des Posaunenchors, umfasst mittlerweile 175 Adressen von Mitwirkenden in den Bruchsaler Stadtteilen, in der ganzen Region und bis hin zu befreundeten Bläsern in Südafrika. Und wer schließlich selbst mitsingen oder musizieren will, ohne das Haus zu verlassen, der kann auf Youtube das Stichwort „BruchsalChallenge“ eingeben. Sonja Oellermann vom Verein Jekasi singt „contra Corona“ das Badnerlied und ruft zum Mitmachen auf. Und jeder kann anschließend ein Foto, Selfie oder Video vom Singen oder Musizieren posten (Homepage: www.jekasi.de).

Thomas Adam

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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