Herausforderer trotz Stimmbandentzündung anwesend
Bürgermeisterkandidaten stellen sich in Kürnbach vor

Armin Ebhart (links) und  Moritz Baumann bei der Kandidatenvorstellung in der Kürnbacher TSV-Halle. | Foto: hk
  • Armin Ebhart (links) und Moritz Baumann bei der Kandidatenvorstellung in der Kürnbacher TSV-Halle.
  • Foto: hk
  • hochgeladen von Havva Keskin

Kürnbach (hk) Am Sonntag, 3. März, findet in Kürnbach die Bürgermeisterwahl statt. Amtsinhaber Armin Ebhart und Herausforderer Moritz Baumann treten gegeneinander an, wobei Ebhart, der seit 2016 im Amt ist, für eine zweite Amtszeit antritt. Der Herausforderer kommt aus Bretten und arbeitet derzeit als Sachgebietsleiter Liegenschaften bei der Stadt Stutensee. Beide gehen als parteilose Kandidaten ins Rennen um den Chefposten im idyllischen Schwarzriesling-Dorf.

Ersatzveranstaltung am 25. Februar

Die erste von zwei Kandidatenvorstellungen fand am Donnerstag in der TSV-Halle in Kürnbach statt. Eine unerwartete Nachricht ereilte die Pressevertreter bereits vor Beginn der Veranstaltung: Baumann bleibt aufgrund einer Kehlkopf- und Stimmbandentzündung nahezu stimmlos am Rednerpult. Trotz der erschwerten Bedingungen versuchte Baumann, sich in seiner kurzen Ansprache Gehör zu verschaffen und die Zuhörer zu begrüßen. „Zum Glück klingt meine Stimme nicht immer so“, scherzte er. Und weiter: „Trotz meiner gesundheitlichen Herausforderung war es mir ein besonderes Anliegen, heute Abend hier zu sein und mich Ihnen kurz vorzustellen“, konnte er noch mit Mühe sagen, bevor ihm die Stimme wieder versagte. Fragen und Anliegen, die aufgrund seiner Situation in der anschließenden Fragerunde nicht mehr beantwortet werden konnten, versprach Baumann bei einer Ersatzveranstaltung am 25. Februar zu klären.

Ebhart zieht Bilanz und gibt Ausblick

Nach Baumanns kurzem Auftritt skizzierte der amtierende Bürgermeister Armin Ebhart sein bisheriges Wirken und verwies auf Erfolge wie die Sanierung der 1966 erbauten Grundschule für 1,6 Millionen Euro und die Entwicklung des Neubaugebietes Am Alsberg. Durch eine "geschickte Grundstückspolitik" und die Ausweisung eines Sanierungsgebietes sei es zudem gelungen, im gesamten Ort Wohnraum zu schaffen, so Ebhart. Der Verkauf des alten Bauhofs in der Sickingerstraße habe den Bau von Eigentums- und Mietwohnungen ermöglicht. Die Umsiedlung des Bauhofs in die Flehinger Straße sei durch den Verkaufserlös möglich geworden. Als nächstes stehe das Areal der ehemaligen Musikakademie im Fokus, wo neben der Schaffung von circa 30 Wohnungen auch ein medizinisches Versorgungszentrum mit Fachärzten entstehen soll.

Es gebe aber auch Rückschläge: Die Schließung der Post in der Kronenstraße, die nun im Kiebitz-Markt untergebracht ist, sowie die Schließung der Metzgerei Sauter und des Gasthauses Krone bedeuteten Rückschritte für die Gemeinde. Zudem werde der örtliche Arzt Matthias Roth in spätestens acht Jahren seine Praxis schließen, ohne dass es einen Nachfolger für die Räumlichkeiten in der Kronenstraße gebe. Dies zeige deutlich die steigenden Anforderungen an moderne Praxisräume, die Voraussetzung für eine Praxisübernahme seien. Roth plane daher, Ende des Jahres in das kleine Gesundheitszentrum in der Flehinger Straße umzuziehen. Neben dem Arzt werde auch eine Physiopraxis in das Gesundheitszentrum einziehen, kündigte Ebhart an.

Ferienwohnungen im Ortszentrum geplant

Kürzlich, so Ebhart, sei auch der Kürnbacher Hof verkauft worden. Hier stehe er mit dem Eigentümer in Kontakt und es gebe Überlegungen, dort im Zentrum von Kürnbach Ferienwohnungen einzurichten. Das Objekt in der Kronenstraße 2 habe die Gemeinde durch Ausübung des Vorkaufsrechts erworben. Inzwischen habe man sogar einen Käufer gefunden, der sich vorstellen könne, im Erdgeschoss ein Café oder eine Bar einzurichten, so Ebhart weiter.

Die Gemeinde Kürnbach sei finanziell solide aufgestellt. Die Pro-Kopf-Verschuldung liege bei 579 Euro, während der Landesdurchschnitt bei 1.408 Euro liege. Dies zeige, dass die Gemeinde Kürnbach mit einem stets ausgeglichenen Haushalt und einer vergleichsweise geringen Verschuldung auf einem soliden finanziellen Fundament stehe.

Ebhart benennt Leerstandsproblematik

Die Gemeinde stehe aber auch vor Herausforderungen, wie dem Umgang mit den zunehmenden Leerständen im Ort, insbesondere in der Siedlerstraße und der Hessenstraße. Dabei handelte es sich nicht um Baulücken, sondern um leerstehende Häuser. „Ich halte es nicht für richtig, Neubaugebiete auszuweisen, wenn im Umkehrschluss ein nicht unerheblicher Leerstand besteht“, so Ebhart. Der Erhalt der Eigenständigkeit von Kürnbach sei für ihn ein zentrales Anliegen. "Ziel muss es immer sein, dass das Schwarzrieslingdorf Kürnbach als eigenständige Bastion im östlichen Landkreis erhalten bleibt", betonte er.

Eine weitere Herausforderung sei die Verbesserung der Internetanbindung aller Haushalte. Weitere Herausforderungen seien die Energiewende und Windkraft, die bedarfsgerechte Betreuung von Kindern und die Flüchtlingskrise. Mit der römischen Phrase „Salus populi suprema lex esto“ (Das Wohl des Volkes ist das höchste Gesetz) schloss Ebhart seine Rede.

Bürger stellen Fragen

In der anschließenden Fragerunde kamen die Bürger zu Wort. Eine Frage richtete sich an Bürgermeister Ebhart zu seinem Wahlversprechen von 2016, eine Event- und Veranstaltungshalle zu bauen. Ebhart konterte: "Da muss ich Sie korrigieren. Ich habe 2016 gesagt, wir können nur eine Halle bauen, wenn wir sie uns leisten können. Das können wir uns aber nicht leisten – zumindest im Moment nicht". Eine weitere Frage betraf die Zukunft von Kürnbach in 20 Jahren. Ebhart betonte die Eigenständigkeit der Gemeinde und erklärte, dass solange keine Schulden gemacht werden, die die Handlungsfähigkeit gefährden, die Gemeinde auch in Zukunft eigenständig bleiben werde. Er wies darauf hin, dass trotz begrenzter finanzieller Mittel bereits viel erreicht wurde und dieser Weg auch in Zukunft weiter beschritten werden soll.
Ein Bürger erkundigte sich, was Ebhart für die Jugendlichen tun will. Der Bürgermeister räumte ein, dass hier Nachholbedarf besteht. Er bekräftigt aber seine Absicht, in Zukunft einen Jugendtreff zu schaffen. Eine weitere Frage betraf die Ansiedlung eines Discounters in Kürnbach. Ebhart erläuterte, dass aufgrund der Größe der Verkaufsflächen ein kleinerer Discounter im Ortskern nicht möglich sei. Der Gemeinderat habe beschlossen, dies nicht weiter zu forcieren, da dies entweder zu viel Fläche in Anspruch nehmen würde oder den etablierten Kiebitzmarkt, der sein Angebot über die Jahre ausgebaut hat, gefährden könnte. " Da würden wir uns ein Eigentor schießen", so Ebhart.

Die zweite Kandidatenvorstellung findet am Montag, 19. Februar, um 19 Uhr in der TSV-Halle statt. Die Öffnung der Halle erfolgt um 18.30 Uhr.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.