Kandidatenvorstellung für BM-Wahl in Neulingen
Dem Herausforderer auf den Zahn gefühlt

Bürgermeister Michael Schmidt (links) tritt in Neulingen wieder an, Alexander Pohl fordert ihn heraus. ger | Foto: ger
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Neulingen (ger) Am Muttertag, 8. Mai, finden in Neulingen Bürgermeisterwahlen statt. Amtsinhaber Michael Schmidt, der seit 2006 Bürgermeister in der Gemeinde mit den Ortsteilen Bauschlott, Göbrichen und Nußbaum ist, tritt wieder an und hat es mit einem Herausforderer zu tun: Automobilkaufmann Alexander Pohl, der seit 2007 mit seiner Frau und den gemeinsamen fünf Kindern in Bauschlott lebt, hat kurz vor Bewerbungsende noch seine Unterlagen eingereicht (wir berichteten). Am gestrigen Dienstag stellten sich die Kandidaten bei der ersten von drei Vorstellungsrunden in der Büchighalle in Göbrichen rund 60 Neulinger Bürgern vor.

Schmidt stellte Erreichtes und Anvisiertes vor

Schmidt benötigte knapp 15 Minuten, wie sie jedem Kandidaten für seine Vorstellung zur Verfügung standen, um auf das in 16 Jahren Erreichte sowie das, was er in einer weiteren Amtszeit anstrebt, einzugehen. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung – den 53-jährigen Diplom-Finanzwirt führte die Liebe zu seiner Frau, die in Göbrichen aufgewachsen ist und mit der er drei Töchter hat, nach Neulingen; vor seiner Tätigkeit als Schultes war er unter anderem im Finanz- und Staatsministerium tätig – skizzierte Schmidt die Schwerpunkte seiner kommunalen Politik.

Kinder- und familienfreundliches Neulingen

Einen großen Themenschwerpunkt lege er auf ein kinder- und familienfreundliches Neulingen. Dabei verwies Schmidt auf die Kinderbetreuung in der Gemeinde, die in ausreichendem Maße vorhanden und passgenau auf die Bedürfnisse der Familien zugeschnitten sei. Auch in den Ferien bestehe ein ansprechendes Angebot, es gebe Horte an allen Grundschulen und die räumlichen Gegebenheiten seien ebenfalls vorbildlich. Die Digitalisierung an den Schulen habe in den vergangenen zwei Jahren große Fortschritte gemacht und in den nächsten Jahren werde der Netzausbau in der Gemeinde insgesamt, dank einer Förderzusage von bis zu 15,4 Millionen Euro vorankommen.

Für die Errichtung eines Windparks

Klimaschutz und Mobilitätswende priorisierte Schmidt. In diesem Zusammenhang sprach er sich dezidiert für die Errichtung eines Windparks im nördlich von Bauschlott gelegenen Wald aus, um von fossilen Brennstoffträgern wegzukommen und – gerade mit Blick auf den Krieg in der Ukraine – autarker in der Energieerzeugung zu werden. Auch bei der Wasserversorgung strebe man eine Erschließung zur Eigenwasserversorgung an. Alternative Mobilität gebe es seit kurzem in Form eines E-Car-Sharing-Angebots und das Radfahren werde zum Beispiel durch den Bau von Radwegen gefördert.

Wohnortnahe Versorgung und Unterstützung der Vereine

Die Sicherung der wohnortnahen Versorgung, etwa durch den rollenden Supermarkt oder den Nußbaumer Dorfladen „s'Körble“ sowie den Ausbau von Pflege- und Betreuungsangeboten für Senioren, nannte Schmidt als weitere wichtige Punkte, wie auch die Unterstützung der Vereine, in die er sich, da selbst bei vielen Mitglied, auch aktiv einbringe. Aktuell seien die Voraussetzungen für eine neue Vereinsheimat des Musikvereins Bauschlott und die Errichtung eines Kunstrasenspielfelds für den FV 08 Göbrichen geschaffen worden.

Erweiterung Gewerbegebiet am Wolfsbaum

Die Gemeinde könne eine solide Finanzlage vorweisen, wozu auch die ortsansässigen Unternehmen beitragen würden, die auch unverzichtbar für den Erhalt und die Schaffung wohnortnaher Arbeitsplätze seien. So werde aktuell die Erweiterung des Gewerbegebiets am Wolfsbaum auf den Weg gebracht. Ein interkommunales Gewerbegebiet in Göbrichen, wie es vor der Pandemie anvisiert worden war, müsse man aber noch einmal hinsichtlich Standort und Größe grundsätzlich überdenken.
Nach den Ortskernsanierungen in Göbrichen und Nußbaum sei nun auch Bauschlott mit dem Gebiet des Angers in die Städtebausanierung des Landes aufgenommen worden und in Nußbaum entstehe ein Neubaugebiet.

Pohl: "Es braucht einen Teamplayer, der Brücken baut"

Deutlich kürzer fiel in der Folge die Vorstellung von Alexander Pohl aus. Er möchte, so sagte er, den Neulingern eine Wahlmöglichkeit bieten und vieles besser machen als Schmidt. Bei dem Thema Windräder sei ihm aufgefallen, dass die Bürger immer weniger in Entscheidungen eingebunden würden. Es hätten sich Lager gebildet, die wieder vereint werden müssten. Es brauche einen Teamplayer, jemanden, der Brücken baue. Weiter warf er dem Amtsinhaber mangelhafte Kommunikation und zu wenig Anstrengungen in der Jugendarbeit vor. „Weniger ich, ich, ich und mein, mein, mein, dafür stehe ich“, beschrieb er sein Motto.

Klüngelei bei Windkraft?

Die anschließenden Fragen aus dem Publikum wurden allesamt an den Herausforderer gerichtet. Der Wahlausschussleiter und stellvertretende Bürgermeister Heinrich Furrer musste die Fragesteller zudem mehrfach darauf hinweisen, dass es keine Diskussions-, sondern eine Fragerunde sei. Gemeinderat Martin Schickle wollte von Pohl wissen, wie er auf die Idee käme, dass beim Thema Windkraft Klüngelei im Spiel sei. Dieser erwiderte, die Leute wären vor vollendete Tatsachen gestellt worden und seien bei der Frage nach dem Standort – denn das sei das Problem, nicht die Windkraftanlage an sich – nicht einbezogen worden.
„Was wollen Sie für Unternehmer tun?“, lautete die nächste Frage. Pohl musste zugeben, dass er sich bei diesem Thema erst einlesen müsse: „Neulingen ist ein guter Standort, gute Gewerbegebiete müssen fortgeführt werden. Aber wie, das können Sie mich in einem Jahr fragen.“ Was denn überhaupt sein Wahlprogramm sei, wollte derselbe Fragende wissen. Pohl führte das „digitale Rathaus“ als einen Programmpunkt an, das von vielen Berufstätigen gewünscht werde. Amtsinhaber Schmidt stellte klar, dass Deutschland die Verwirklichung der digitalen Verwaltung mindestens zehn Jahre verschlafen habe und dass laut Onlinezugangsgesetz bis Ende des Jahres die Angebote stehen müssten.

"Lassen Sie sich überraschen"

Eine inhaltliche Nähe zur AfD wollte Pohl, der als parteiloser Kandidat antritt, auf Nachfrage einer Neulingerin nicht zugeben. Ein Herr wollte wissen, wie Pohl die Bürger von sich überzeugen wolle, denn er habe noch nichts getan, um sich bekannt zu machen. „Ist Ihre Kandidatur überhaupt ernst gemeint?“, fragte er. Pohls Antwort: „Wir haben ja noch ein paar Tage bis zur Wahl. Lassen Sie sich überraschen.“

Information:
Die nächsten Vorstellungsrunden finden am 27. April um 19.30 Uhr in der Weiherhalle in Nußbaum und am 28. April ebenfalls um 19.30 Uhr in der Gräfin-Rhena-Halle in Bauschlott statt. Schmidts Amtszeit endet offiziell am 5. Juli 2022. Erreicht keiner der Kandidaten am 8. Mai die absolute Mehrheit, fällt der Termin für eine eventuelle Neuwahl auf 22. Mai.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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