150 Menschen bei Mahnwache in Gondelsheim
"Es ist unvorstellbar"

Mit Kerzen und Fahnen kamen die Menschen zur Mahnwache nach Gondelsheim. | Foto: veit
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Gondelsheim (cv) Die Gemeinde Gondelsheim hatte am Samstagabend, 26. Februar, aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine spontan zur Mahnwache auf den Rathausplatz eingeladen. Initiiert wurde dieses Treffen in Absprache mit den städtischen Vereinen, Kirchen, Fraktionen und dem Gemeinderat. Es sei wichtig, „ein Signal zu setzen“, betonte Bürgermeister Markus Rupp. „Ich glaube, bis vergangenen Donnerstag hätte sich kein Mensch vorstellen können, dass sowas auf europäischem Boden wieder passiert - nach all den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges. Und ich weiß auch, dass ganz viele Menschen Angst haben.“

"An Muskelspiele des Herrn Putin geglaubt"

Man könne mit dieser Aktion nichts rückgängig machen oder verhindern, aber es käme jetzt darauf an, Empathie zu zeigen. Auch sei es notwendig, die Türen zu öffnen, wenn Geflüchtete kämen – er appelliere da an die Solidarität der Menschen. Dies seien die Signale, die am Abend ausgesandt werden sollten. Denn der Tag werde kommen, an dem auch hier ukrainische Menschen stünden und Unterkunft suchen würden. Rupp, so bekennt er selbst, habe lange gedacht, es seien nur die „politischen Muskelspiele eines Herrn Putins“, aber der tatsächliche Einmarsch in die Ukraine sei für ihn undenkbar gewesen.

Solidarität und Anteilnahme bei Menschen in Gondelsheim

Die leidenden Menschen und gerade auch die Kinder seien der Grund des Zusammenkommens zur Mahnwache. Immanuel Kant habe mal gesagt: „Der Frieden ist das Meisterwerk der Vernunft“ und wenn man so wolle, ist der „Krieg das Schurkenstück der Unvernunft des Herrn Putins“, so Rupp. Auf  keinen Fall aber solle man das russische Volk verdammen, denn auch diese Menschen würden leiden. 150 Bürger waren in Gondelsheim auf dem Rathausplatz erschienen. Mit Kerzen in der Hand hielten alle Beteiligten nach der Ansprache des Bürgermeisters inne und bekundeten so ihre Solidarität und Anteilnahme gegenüber den Menschen der Ukraine.

"Es ist unvorstellbar"

Frank und Bernhard, zwei Gondelsheimer Bürger, zeigten die ukrainische Flagge – und erzählten, wie sie in Gedanken bei den ukrainischen Nachbarn seien. Bernhard erinnert sich nach eigenem Bekunden noch gut an die Situation seiner Mutter, die aus Ungarn stammt und damals Zuflucht in Deutschland suchte. „Nur mit einem Koffer. Und sonst nichts.“ So stelle er sich die Leute in der Ukraine vor, wenn diese jetzt plötzlich ihre Häuser verließen, „aus Angst um ihr Leben“. Und das in der heutigen Zeit, es sei unvorstellbar. Deutschland liefert nun Waffen, und die beiden sind sich unsicher, wie „dieser Aggressor“ darauf reagieren werde.

"Die Politik hat geschlafen"

Petra Schalm, die in der Flüchtlingshilfe in Gondelsheim arbeitet und als Vorsitzende des Gewerbevereins tätig ist sowie im Gemeinderat sitzt, erklärte die Situation der Flüchtlingsaufnahme vor allem für Privatpersonen als „nicht so einfach“. Man könne nicht einfach so zusagen, denn eine private Aufnahme sei sehr kostspielig. Dies müsse über das Land geschehen. Am Montag würden in dieser Hinsicht erste Gespräche geführt. Man schaue, was man tun könne. Robert Austen, Notfallseelsorger für Einsatzkräfte, trug seine Dienstjacke und eine Kerze als Zeichen seiner Anteilnahme. Er sei wütend, denn die Politik habe geschlafen. Er sei 68 Jahre alt und habe in der Jugend gelernt, „die Sowjetunion will die Weltherrschaft haben“. Das habe Gorbatschow dann aufgelöst und Putin wolle jetzt genau dahin wieder zurück. „Putin ist ein Oligarch, ein Großindustrieller, ein Lügner wie damals Adolf Hitler“, so der Gondelsheimer. Dennoch gefalle es ihm, Putin nach dem Gandhi-Prinzip des friedlichen Widerstandes zu bekämpfen.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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