IG Metall Bruchsal ehrt ihre Jubilare

Mit einem festlichen Bankett im großen Saal des Bruchsaler Bürgerzentrums ehrte die IG Metall Bruchsal auch in diesem Jahr langjährige Gewerkschafter, die ein rundes Mitgliedschaftsjubiläum feiern.

Nach dem Sektempfang im Foyer lockten die rauchigen Klänge des Karlsruher Saxophonquartetts „Balanced Action“ die Gäste der Veranstaltung in den Rechbergsaal. Dort begrüßte Rainer Wacker, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bruchsal, die Besucher und bedankte sich bei den Jubilaren für ihre Treue zur Gewerkschaft und ihre Solidarität über die vielen Jahre. Gemeinsam habe man für Teilhabe und Gerechtigkeit gestritten.

Auch die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick wandte sich mit einem Grußwort an Jubilare und Gäste. Sie wies auf den derzeit anstehenden Wandel unserer Industriegesellschaft hin und betonte die Wichtigkeit von „Menschen, die über viele Jahre für gleiche Grundüberzeugungen geradestehen“. Sie betonte ihren Respekt vor denen, die sich Herausforderungen stellen und sie hoffe auf eine menschliche Gestaltung der anstehenden Digitalisierung.

Gastredner des Abends war Martin Kunzmann. Dieser war lange Jahre 1. Bevollmächtigter der IG Metall Pforzheim und wurde im Januar 2017 zum neuen Landesvorsitzenden des DGB Baden-Württemberg gewählt. In seiner Festrede wandte er sich direkt an die Jubilare: „ihr habt die Grundlage geschaffen, dass Deutschland eine erfolgreiche Wirtschaftsnation wurde, dass auch die Beschäftigten an diesem Erfolg teilhaben konnten. Das ist euer Verdienst“. Denn die Treue zur IG Metall sei mehr als nur Mitgliedschaft, „sie ist ein Beitrag zur Idee, ein Land zu schaffen“.

Der DGB-Vorsitzende ging mit den Zuhörern auf eine Zeitreise von 1947 bis heute und resümierte: „Vieles von dem Erreichten war nicht selbstverständlich. Uns ist nichts in den Schoß gefallen“. Für die zukünftige Gewerkschaftsarbeit sieht Kunzmann unter anderem die Notwendigkeit zu „mehr Ordnung auf dem Arbeitsmarkt“, man müsse weg von Minijobs, unfreiwilliger Teilzeit und unsicherer Soloselbständigkeit. Seine Rede schloss Kunzmann mit den Worten: „Ihr, liebe Jubilare, habt in eurem beruflichen wie im gewerkschaftlichen Leben für uns gestritten, manchmal auch gestreikt. Manche sind ausgesperrt worden. Ohne diese Opferbereitschaft wäre vieles nicht möglich gewesen. Dafür noch einmal Danke“.

Anschließend wurden die IG Metall-Mitglieder aus Bruchsal und Bretten geehrt, die 25, 40, 50, 60 oder gar 70 Jahre ihrer Gewerkschaft die Treue hielten. Hätten alle zu ehrenden Gewerkschafter dabei sein können, wäre es sehr eng im Saal des Bürgerzentrums geworden.

Nach der Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft ergriff Ghaouti „Rudi“ Mimoune spontan das Wort. Er sprach von seiner Flucht von Algerien nach Deutschland. In Algerien wurde er während des Unabhängigkeitskampfes politisch verfolgt, inhaftiert und gefoltert. Er erinnerte sich, wie er „bei Daimler-Benz“ von den deutschen Kollegen freundlich willkommen geheißen wurde. Auf seine am ersten Arbeitstag in der Pause in französischer Sprache vorgetragenen Frage nach „syndicat“ und „cégétiste“ erntete er nur verwunderte Blicke. Ein Dolmetscher musste zur Übersetzung herbei gerufen werden. Mimoune fragte lediglich, wie er denn Mitglied der Gewerkschaft werden könne. Kurz darauf war er IG Metall-Mitglied.

Unter den Jubilaren, die für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden, war auch Ernst-Friedrich Schäfer, politisches Urgestein der hiesigen SPD. Diplom-Ingenieur Schäfer war seit 1966 Mitglied im Betriebsrat der SEW, als Vorsitzender stand er diesem bis 2004 vor. Er war Ortschaftsrat in Büchenau, viele Jahre Mitglied der SPD-Fraktion im Bruchsaler Gemeinderat und ist derzeit Kreistags-Mitglied.

Zum Abschluss der Jubilarfeier demonstrierte eine Breakdance-Gruppe unter großem Jubel und Beifall der Anwesenden ihre Sportlichkeit und Gelenkigkeit. Das Publikum entließ die Breakdancer nicht ohne zwei Zugaben. Mit einem humorigen Auftritt der „Munteren Mütter“ aus Grötzingen wurde der rundum gelungene Festakt beschlossen. Die „Munteren Mütter“ nahmen die Gäste auf einen musikalischen Streifzug durch fast 100 Jahre deutscher Film- und Comedymusik mit, wofür sie großen Applaus erhielten.

Autor:

Rainer Wacker aus Region

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