Scharfe Kritik an IMO
IG Metall kritisiert Firma aus Königsbach-Stein - IMO streitet Vorwürfe ab
Königsbach-Stein (swiz) Die IMO Oberflächentechnik GmbH aus Königsbach-Stein wird von der IG Metall Pforzheim scharf kritisiert. Die Gewerkschaft wirft dem Unternehmen vor, in der jüngeren Vergangenheit mehreren Mitarbeiter gekündigt zu haben, weil sie einen Betriebsrat gründen wollten. „Ein solches Vorgehen passt eher in den Frühkapitalismus des Kaiserreichs, als in die heutige moderne Arbeitswelt“, kritisiert der Pforzheimer Gewerkschaftssekretär Kai Müller.
"Es gab sehr viel positive Stimmen für eine Betriebsratswahl"
Der Gewerkschafter erklärt weiterhin, bereits im letzten Jahr hätten sich Beschäftigte des Unternehmens an ihn gewandt und über etliche Missstände innerhalb der Firma berichtet. Zitiert werden drei Mitarbeiter der Firma, die sich nach eigenen Angaben in der ersten Zeit im kleinen Kreis in Wohnzimmern, dann später in Nebenzimmern der Gaststätten trafen, um Mitstreiter für den Plan einer Betriebsratsgründung zu finden. "Es gab sehr viel positive Stimmen für eine Betriebsratswahl, aber die Furcht vor Entdeckung war allgegenwärtig", berichtet eine Mitarbeiterin.
Das kann kein Zufall sein
Die Angst komme daher, so IG-Metall-Mann Müller, dass sich die IMO-Geschäftsführung augenscheinlich vorgenommen habe, "alle Versuche, eine Betriebsratswahl durchzuführen, aktiv und mit Gewalt zu unterdrücken". Dies habe die IMO-Leitung auch unter Beweis gestellt, indem sie allen direkt in die Planung einer Betriebsratswahl involvierten Mitarbeitern gekündigt habe. „Auch, wenn man als Kündigungsgrund selbstverständlich nicht auf die geplante Betriebsratsgründung eingegangen ist, es hat ausnahmslos unsere aktiven Gewerkschafter im Betrieb getroffen. Das kann kein Zufall sein,“ ist sich der Gewerkschafter sicher.
IMO fühlt sich zu Unrecht beschuldigt
Die betroffenen Kollegen würden nun juristisch von der IG Metall vertreten und bei den bereits eingeleiteten Kündigungsschutzklagen unterstützt. Die erste Bevollmächtigte der IG Metall in Pforzheim, Liane Papaioannou, ergänzt: „Wir fordern die Geschäftsführung bei IMO in Königsbach-Stein auf, diese unredlichen Kündigungen umgehend zurückzunehmen." Zudem solle die Leitung die betriebliche Demokratie anerkennen und die Wahlen nicht weiter behindern. Die IMO, nach eigenen Angaben eines der führenden Unternehmen der Oberflächentechnik, sieht sich in einer ersten schriftlichen Stellungnahme zu Unrecht der heftigen Kritik der Metaller-Gewerkschaft ausgesetzt.
"Straffung der Geschäftsprozesse"
Vielmehr lobt das Unternehmen auf Nachfrage der Brettener Woche seine Firmenpolitik: "Neben einem modernen Arbeitsumfeld bietet IMO als innovatives und modernes Familienunternehmen für die Belegschaft umfassende Mitarbeiterentwicklungsprogramme. Allen Beschäftigten wird dadurch die Möglichkeit zur betriebsinternen Weiterbildung und Qualifizierung eröffnet, was von den Beschäftigten positiv angenommen worden ist und zu einem überdurchschnittlich guten Betriebsklima geführt hat." Vor diesem Hintergrund nehme die Geschäftsleitung zur Kenntnis, "dass Bestrebungen zur Gründung eines Betriebsrats wie auch die Gewerkschaftszugehörigkeit einzelner Beschäftigter bestehen sollen". Die ausgesprochenen Kündigungen bestreitet die Firma nicht, erklärt aber: "Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage, unter anderem verursacht durch den Dieselskandal, hat die Geschäftsleitung zukunftsorientiert strukturelle und organisatorische Maßnahmen wie zum Beispiel die Straffung der Geschäftsprozesse vorgenommen, wozu auch die Einführung von Kurzarbeit sowie die betriebsbedingte Freisetzung von Mitarbeitern zählt." Mit den eingeleiteten Schritten sehe sich die Geschäftsleitung gegenüber dem zunehmend herausfordernden Marktumfeld "sehr gut aufgestellt und sieht der weiteren Geschäftsentwicklung optimistisch entgegen".
Weitere Schritte der IG Metall
Die IG Metall kündigt indes weitere Schritte gegen IMO an. Die geschassten Mitarbeiter sähen sich durch die "ungerechtfertigten Kündigungen" erstmal mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Die Gekündigten seien jedoch weiter der Meinung, mit dem Versuch einen Betriebsrat zu gründen, das Richtige getan zu haben. Laut IG Metall wollten die Mitarbeiter damit unter anderem für mehr Gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen sorgen. Zudem müsse der Druck auf die Beschäftigten reduziert werden.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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