"Synergie verschiedener Wohnformen"
Investor hat große Pläne für das Rentamt in Sulzfeld
Sulzfeld (kuna) Für das denkmalgeschützte Rentamt in Sulzfeld hat die Investorenfamilie Szilvas große Pläne. Roland Szilvas spricht von einer „Synergie verschiedener Wohnformen“. Neben barrierefreien Apartments soll der Gebäudekomplex eine Kinderphysiotherapie, eine Tiefgarage sowie Begegnungsorte für die Sulzfelder Bürger umfassen. Über das Vorhaben informierte der Seniorenbeirat am Dienstag, 28. Februar, im Bürgerbahnhof.
Kein konkreter Zeitplan für Rentamt-Umbau
Das Interesse der Öffentlichkeit war so groß, dass der Vortrag kurzerhand aufgeteilt und parallel in zwei Sälen stattfinden musste. Für Bürgermeisterin Sarina Pfründer ein erfreuliches Zeichen. „So voll war der Bahnhof noch nie“, stellte sie fest und meinte: „Damit haben wir einen Rekord gebrochen.“ Dennoch dämpfte sie zugleich die Erwartungen und erklärte: „Bis das Projekt realisiert ist, wird es noch Jahre dauern.“ Eine konkrete Zeitangabe könne sie nicht machen.
Investor kommt aus der Region
Pfründer sei froh darüber, dass für das Rentamt ein Investor gefunden wurde, der direkt aus der Region kommt. Die Gemeinde selbst sei finanziell nicht in der Lage, den Umbau zu meistern, gab sie zu. Auch Franz Kowarsch vom Seniorenbeirat drückte seine Zufriedenheit über die Investorenfamilie aus. Im Jahr 2018 sei die Gemeinde zwar mit einer anderen Investorengruppe im Gespräch gewesen. Diese hätte jedoch verlangt, dass das Rathaus in das Rentamt ziehen müsse. Diesem Plan hätte die Gemeinde nicht zugestimmt. Mit den Investoren Szilvas bleibe das Projekt nun „in der Familie“, so Kowarsch.
Barrierefreies Wohnen und Demenz-WG
Der Mühlbacher Architekt Manuel Müller präsentierte anschließend die Grundrisse für den Neubau. Im Rentamt seien barrierefreie Wohnungen geplant, darunter sechs Zimmer für eine Kurzzeitpflege und acht Apartments mitsamt Gemeinschaftsraum für eine Demenz-WG. In der Wohngemeinschaft würden die Bewohner möglichst eigenständig agieren, informierte Anette Gablenz, Geschäftsführerin der Diakoniestation Südlicher Kraichgau. Dazu gehöre ein Anwohner-Gremium, das darüber entscheidet, wer in die WG ziehen darf. „Schließlich muss es ja passen“, so Gablenz. Daneben plane der Investor auch einen Begegnungsort für die Bürger, ergänzte Müller, zum Beispiel einen Gemeinderaum oder ein Café. Im Innenhof, der für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll, sah Bürgermeisterin Pfründer einen geeigneten Standort für die Kerwe.
Verschiedene Formen der erneuerbaren Energie
Wie Müller weiter ausführte, soll unter dem Rentamt eine Tiefgarage entstehen. Und auch die Parkplätze entlang der Gartenstraße würden der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Diese würden „mit möglichst vielen Lademöglichkeiten für E-Autos ausgestattet“ werden, so Müller. Daneben plane man verschiedene Formen der erneuerbaren Energie, informierte der Architekt, zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen oder Geothermie. Die daraus gewonnene Energie soll in erster Linie den Bewohnern des Rentamtes zugutekommen.
Kritik an „Ofenrohr-Perspektive“ der Grabungsfirmen
Einen Einblick in die vielschichtige Historie des Baus gab Bernd Lehmann, Mitglied des Seniorenbeirats und Heimatforscher. Er zeigte anhand des Grabungsplanes die vielfältigen historischen Spuren auf. Dabei kritisierte er jedoch die „Ofenrohr-Perspektive“ der beauftragten Grabungsfirma. Denn wo in den 80er- und 90er-Jahren das Landesdenkmalamt die Grabungen noch in eigener Regie – meist mit Hilfe von Studierenden – durchgeführt hätte, würden mittlerweile professionelle Firmen eingesetzt werden. Diese arbeiten aus der Sicht von Lehmann aber „nur eng begrenzt“ und würden das weitere Umfeld eines historischen Baus nicht betrachten.
Einige Funde noch nicht erklärbar
Auf dem Gebiet des Rentamtes hätten die Archäologen verschiedene Funde gemacht, darunter Bauten, die bis in die Karolinger Zeit zurückreichen würden, erläuterte Lehmann. Ungewöhnlich sei es, dass im ganzen Grabungsbereich keine einzige Münze gefunden wurde. Diese Tatsache erklärte sich Lehmann dadurch, dass das Rentamt einmal ein Fronhof gewesen sei. „Die Sulzfelder brachten zwar ihren Zehnt dorthin, haben dafür aber nichts gekriegt“, erklärte er. Und auch andere Funde, darunter ein Erdkeller mit treppenartigen Wänden, seien für die Archäologen bisher nicht erklärbar.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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