Kraichtal Bürgermeister Ulrich Hintermayer spricht im Interview mit der Brettener Woche über aktuelle Themen seiner Stadt
Neubau der Gesamtschule war "notwendige Investition"

Bürgermeister Ulrich Hintermayer (rechts) mit Redaktionsleiter Christian Schweizer. hk
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Auch in Kraichtal stehen, wie in vielen anderen Kommunen, derzeit die Themen Verkehr, Schaffung von Wohnraum und die Finanzlage im Fokus. Bürgermeister Ulrich Hintermayer sprach über diese und weitere Punkte mit der Brettener Woche.

Herr Hintermayer, Der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff sagte jüngst mit Blick auf die Haushaltsplanungen: „Die fetten Jahre sind vorbei“. Gilt dies auch für die Finanzen der Stadt Kraichtal? Muss der Gürtel enger geschnallt werden?
Dieser Satz trifft in der Zukunft wohl auch auf Kraichtal zu. Allerdings muss man in einer Stadt wie der unseren, mit neun Stadtteilen, einer eigenen Kläranlage, neun Mehrzweckhallen, neun Leichenhallen und zehn Friedhöfen auch bedenken, dass bei uns schon alleine die fortlaufenden Unterhaltungsosten sehr hoch sind. Das heißt, neben den notwendigen Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden müssen Wasser- und Abwasserleitungen sowie Straßen dauernd erneuert werden und auch die Kläranlage muss technisch up to date sein. Das kostet natürlich Geld, und das sind Zwangspunkte, die bedient werden müssen. Und auch der Schuldenstand der Gemeinde Kraichtal ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was mit dem Neubau der Gemeinschaftsschule Kraichtal natürlich auch einen sehr gewichtigen Grund hat. Von den 15 Millionen Euro an Kosten sind nach Abzug der Förderungen noch 10 Millionen Euro von der Stadt zu finanzieren.

Stehen Sie dennoch auf dem Standpunkt, dass sich die Investition gelohnt hat?
In jedem Fall. Hätten wir dieses Projekt im Gemeinderat nicht beschlossen, dann hätten wir in unserer 15.000 Einwohner-Stadt nach der vierten Klasse mittlerweile keine weiterführende Schule mehr gehabt. Von daher war das eine notwendige und eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen.

Ein immer wiederkehrendes Thema in Kraichtal ist die Wasserversorgung und die Wasserhärte, speziell in Gochsheim. Wie hat sich dieses Thema entwickelt?
Durch den Bau eines zentralen Hochbehälters in Oberacker, der bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, werden wir die sanierungsbedürftigen Hochbehälter in Münzesheim, Oberacker und Gochsheim ersetzen und damit die Wasserversorgung auf sichere Beine stellen. Damit der Hochbehälter einsatzbereit ist, muss der Leitungsbau noch gemacht werden. Dies wird noch bis in die Jahre 2020/2021 andauern.
Schon jetzt haben wir aber die Wasserhärte in Gochsheim auf zwölf Grad gesenkt. Möglich war dies durch die Einspeisung von mehr Bodensee-Wasser, das deutlich weicher ist als das Wasser unserer Brunnen. Auch den Einsatz von Enthärtungsanlagen haben wir im Gemeinderat diskutiert, haben aber von der Installation selbiger bislang abgesehen.

Eine drängende Diskussion in Kraichtal, gerade in Unteröwisheim, sind die Bürgerproteste gegen den Durchgangsverkehr. Wie sehen Sie die Situation?
Die Situation um die Ortsdurchfahrt Friedrichstraße/L554 in Unteröwisheim beschäftigt uns nun schon viele Jahre. Es wurden Möglichkeiten einer Umgehung durch einen Gutachter untersucht, die allerdings aus den verschiedensten Gründen allesamt nicht realisiert wurden. Inzwischen sind wir aber wieder seit längerem in engen Gesprächen mit dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe. Wie auch im Bundesverkehrswegeplan 2030 verankert, wird von uns eine Weiterführung der B 35 als Nordumfahrung von Bruchsal über Ubstadt-Weiher, Kraichtal bis nach Bretten als „große Lösung“ favorisiert. Diese Planung wollen wir mit dem RP sowie den betroffenen Kommunen in den kommenden Monaten weiter verfeinern. Für mich ist das eine mögliche Lösung. In der Zwischenzeit muss man aber auch das subjektive Empfinden mancher Anwohner mit der Realität abgleichen. Wir hatten in der jüngeren Zeit zum Beispiel viele Baustellen in den umliegenden Kommunen, was wiederum zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen, insbesondere des Schwerlastverkehrs geführt hat. Das sind aber temporäre Ereignisse. Dennoch hatten wir auch eine stetige Zunahme des gesamten Verkehrsaufkommens.

Neben dem Verkehr ist das Stichwort "Wohnbau" in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Was macht die Stadt Kraichtal auf diesem Feld?
Wir planen von Seiten der Stadt derzeit mehrere Neubaugebiete gleichzeitig. Zu nennen ist da das Neubaugebiet „Beim Friedhof“ in Menzingen. Dazu kommt die Entwicklung “Lerchenberg“ in Neuenbürg. Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser entstehen derzeit durch einen privaten Investor in Unteröwisheim im Gebiet "Lügerwiesen“. Darüber hinaus tut sich auch was in den Gewerbegebieten „Klosteracker“ in Gochsheim und in naher Zukunft „Auf der alten Mühle“ in Münzesheim.

Wie sehen Sie das Thema Umweltschutz, das zur Zeit ja in aller Munde ist? Was macht die Stadt auf diesem Feld?
Wir setzen viel auf das Thema „Umweltschutz“. So haben wir vor einigen Jahren alle neun Kraichtaler Stadtteile auf LED-Straßenbeleuchtung umgestellt. Dazu arbeiten wir im Gemeinderat mit einem digitalen Sitzungssystem und bringen unsere Printprodukte auf Recycling-Papier. Darüber hinaus bieten wir der Bevölkerung E-Cars zur Miete an, die in Münzesheim, Unteröwisheim und in Gochsheim stehen.

Die Fragen stellte Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsleiter Christian Schweizer

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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