"Mit Gemeindeentwicklungskonzept starten"
Norman Tank ist neuer Bürgermeister in Ölbronn-Dürrn
Ölbronn-Dürrn (hk) Norman Tank wird neuer Bürgermeister in Ölbronn-Dürrn. Der bisherige Kämmerer der Gemeinde setzte sich am Sonntag mit einem Anteil von 84 Prozent der Stimmen gegen den Pforzheimer Stadtrat Michael Schwarz und Dauerkandidat Samuel Speitelsbach durch und folgt damit auf Norbert Holme. Die Wahlbeteiligung unter den 2.777 Wahlberechtigten betrug 56 Prozent. Im Interview mit der Brettener Woche/kraichgau.news spricht der 44-Jährige unter anderem über das eindeutige Wahlergebnis und seine Zukunftsvisionen für Ölbronn-Dürrn.
Herr Tank, welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als das Wahlergebnis verkündet wurde?
84,50 Prozent, was für ein unglaubliches Wahlergebnis. Ich darf ab Januar 2023 die Nachfolge von Bürgermeister Holme antreten und zukünftig die Geschicke in unserer Gemeinde Ölbronn-Dürrn lenken.
Wie erklären Sie sich die Deutlichkeit des Wahlergebnisses?
Ich glaube, dass neben meinem Alter auch meine Qualifikation als Diplom-Verwaltungswirt (FH) und meine langjährige Verwaltungserfahrung ausschlaggebend waren. Zudem haben die Wählerinnen und Wähler vermutlich honoriert, dass ich bereits seit dem Jahr 2014 in alle kommunalpolitischen Themen in Ölbronn-Dürrn eingebunden bin und mich daher mit den örtlichen Gegebenheiten bestens auskenne. Hinzu kommt sicher auch mein Ortsbezug; ich wohne seit 13 Jahren mit meiner Familie in Ölbronn-Dürrn.
Wie möchten Sie die Bürger, die nicht für Sie gestimmt haben, in Ihrer bevorstehenden Amtszeit „abholen“?
In meinem Wahlprogramm habe ich sechs Themenfelder definiert, die mir besonders am Herzen liegen und die für meine zukünftige Arbeit als Richtschnur gelten sollen. Diese Themen werde ich aktiv angehen und eine offene, bürgernahe Kommunikation und ein von Transparenz geprägtes Verwaltungshandeln vorleben. Eine gute Informationspolitik sehe ich als das zentrale Instrument, um die Bürgerinnen und Bürger abzuholen, die mich nicht gewählt haben.
Die Nachfolge eines langjährigen Bürgermeisters anzutreten, bedeutet auch, gewissen Erwartungen anderer gerecht zu werden. Wie wichtig ist das für Sie?
Mir ist bewusst, dass an mich als neu gewählten Bürgermeister hohe Erwartungen gestellt werden. Durch meine Arbeit im Rathaus, im Gemeinderat und zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern werde ich mich bestmöglich zum Wohl unserer Gemeinde einsetzen. Natürlich bin ich mir auch darüber im Klaren, dass ich es nicht allen recht machen kann.
Was hat Sie in Gesprächen mit Bürgern während des Wahlkampfes überrascht? Gab es Themen, die Sie jetzt stärker wahrnehmen?
Überrascht hat mich, dass auch nach fast 50 Jahren Gemeinde Ölbronn-Dürrn das Ortsteildenken teilweise noch relativ stark in den Köpfen verankert ist. Ein zentrales Thema in beiden Ortsteilen war die hohe Verkehrsbelastung in den Ortsdurchfahrten beziehungsweise auf den Abkürzungsstrecken. Aber auch fehlende Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und natürlich die ärztliche Versorgung waren im Wahlkampf wichtige Themen, die es zeitnah anzugehen gilt.
Jeder Bürgermeisterkandidat hat seine Ziele und Ideen. Es gibt aber auch Themen, die der Dringlichkeit wegen zuerst angepackt werden müssen – was wären diese in Ölbronn-Dürrn?
Im ersten Quartal 2023 würde ich gerne bereits mit dem Gemeindeentwicklungskonzept starten. Damit können sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Gemeindeentwicklung einbringen und damit werden auch die Weichen für die zukünftige Entwicklung von Ölbronn-Dürrn gestellt. Weitere wichtige Themen sind die Sicherung der Wasserversorgung mit dem Bau einer Verbindungsleitung zwischen beiden Ortsnetzen und die Installation von Notstromaggregaten in den Trinkwasseranlagen sowie die Umsetzung der Lärmaktionsplanung.
Zu den größten Investitionen werden der Hochwasserschutz am Bahnhöfle und die Sanierung der Grundschule in Dürrn gehören. Wird man angesichts dessen im Haushalt künftig den Gürtel enger schnallen müssen?
Die Haushaltslage in Ölbronn-Dürrn ist seit vielen Jahren angespannt, das heißt unser Gürtel ist bereits ziemlich eng geschnallt. Dementsprechend eingeschränkt sind unsere finanziellen Handlungsspielräume. Daher werden wir im Gemeinderat einen Schwerpunkt auf die Priorisierung von Investitionsmaßnahmen setzen müssen und die anschließende Kommunikation, warum manche Dinge gegebenenfalls geschoben werden müssen.
Ein Dauerbrenner in kleinen Gemeinden ist das Thema der Nahversorgung. Wie ist Ölbronn-Dürrn in dieser Hinsicht aufgestellt?
Wir haben in beiden Ortsteilen sehr gut angenommene Hofläden und im Ortsteil Ölbronn mit der Metzgerei Bäuerle und der Bäckerei Scheytt jeweils weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte und beliebte Grundversorger. Darüber hinaus bin ich sehr froh darüber, dass bereits im November dieses Jahres der Netto-Markt in Dürrn eröffnet wird. Daher sehe ich unsere Gemeinde bei der Nahversorgung sehr gut aufgestellt.
Ölbronn-Dürrn ist wie jede Gemeinde von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Gibt es dennoch etwas, worauf Sie sich als Bürgermeister in Ihrer Amtszeit besonders freuen?
Ich freue mich auf die Umsetzung des bereits angesprochenen Gemeindeentwicklungskonzeptes. Die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und das Weichen stellen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinde sehe ich als zentrale Aufgabe. Insbesondere im Hinblick auf unsere begrenzten finanziellen Möglichkeiten können damit die planerischen Aktivitäten der Gemeinde gebündelt, aufeinander abgestimmt und optimiert werden, um unsere Gemeinde noch lebens- und liebenswerter zu machen.
Was sehen Sie hinsichtlich der Führung Ihrer Mitarbeiter in der Verwaltung als Ihre wichtigste Aufgabe an?
Wichtig ist mir weiterhin ein offener und vertrauensvoller Umgang mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Als Bürgermeister möchte ich die zahlreichen anstehenden Aufgaben aktiv angehen und werde einen Schwerpunkt bei der Zielorientierung setzen.
Die Fragen stellte Redakteurin Havva Keskin.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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