Info-Veranstaltung zum beabsichtigten Volksbegehren „Rettet die Bienen“
Ökologie contra Ökonomie

Foto: kk
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Bruchsal (kk) Mit einer lebhaften, kontroversen Diskussion endete eine Info-Veranstaltung zum Thema „Volksbegehren ‚Rettet die Bienen‘“, angeregt durch den Landtagsabgeordneten Ulli Hockenberger. Schauplatz der Veranstaltung war der Hof des Landwirts Helmut Jäger in der Langentalsiedlung. Als Referenten hatte Hockenberger eine Reihe von Experten eingeladen. Er selbst eröffnete die Redebeiträge mit einer Beschreibung des Procederes über den Ablauf eines Volksbegehrens nach der baden-württembergischen Landesverfassung.

770.000 Unterschriften nötig

Für den Antrag auf ein Volksbegehren sind mindestens 10.000 Unterschriften notwendig; für die Initiative zugunsten der Bienen liegen bereits 18.000 Unterschriften vor. Der Antrag soll am Freitag eingereicht werden. Danach hat das Innenministerium drei Wochen Zeit, die Zulässigkeit zu prüfen. Erst dann ist der Weg für das eigentliche Volksbegehren frei; dafür sind dann mindestens zehn Prozent der Wählerstimmen des Bundeslandes (770.000 Unterschriften) notwendig. David Jäger, Sohn von Helmut Jäger, betonte, dass die Landwirte schon verstärkt Blühmischungen ausgesät haben.

„Ohne den Imker sind die Bienen nicht überlebensfähig“

Anton Kremer, Vorsitzender des Bezirksimkervereins Philippsburg, stellte fest: „Ohne den Imker sind die Bienen nicht überlebensfähig!“ Die Öffentlichkeit wäre zum Leitthema erst durch die beabsichtigte Volksbegehrens-Initiative wachgerüttelt. Die Bienen seien gleich mehrfach bedroht: Durch Chemie, die schädlichen Milben und seit neuestem durch das Vordringen der asiatischen Hornisse, die auch Wildbienen und einheimische Hornissenarten bedroht. Kremer betonte auch die Schwierigkeiten, die Good-Will-Aktionen zur Anlegung von Blüh-Pflanzen-Kulturen von staatlicher Seite entgegenstehen.

„Mit realitätsfremden Gesetzesvorlagen ist noch kein Baum gepflanzt“

Günter Kolb, Vorsitzender des Bezirksvereins Bruchsal der Obst- und Gartenbauvereine, betonte, das es 550 Wildbienen-Arten in Baden-Württemberg gäbe, wovon etwa die Hälfte in ihrem Bestand bedroht seien. Wildbienen bräuchten zum Überleben spezielle Blüten-Pollen, weshalb intakte Streuobst-Wiesen auch für Bienen und Hornissen wichtig sind. Kolb informierte auch über den näheren Inhalt des Volksbegehrens und kam zu dem Schluss: „Ich bin nicht mit allen Punkten einverstanden und ich werde das Begehren in dieser Form nicht unterschreiben.“ Er endete mit einem bemerkenswerten Satz: „Mit Unterschriften und realitätsfremden Gesetzesvorlagen ist noch kein Baum gepflanzt und keine Biene gerettet!“

Spargelkraut für Bienen anziehend

Als Negativ-Beispiele führte er die Bundesländer Hessen und Bayern an, in denen bereits Aktionen zur Bienenrettung angeregt wurden. In Kolbs Heimat Heidelsheim seien 1934 22.000 Obstbäume gezählt worden; jetzt sind es nach Kolbs Schätzung noch circa 1.000 bis 1.500, wovon 80 bis 85 Prozent nicht mehr gepflegt werden. Als letzter der Referenten ergriff Simon Schuhmacher, Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern, das Wort. Nach seinen Erklärungen besucht eine Biene bis zu 15 mal eine Erdbeere und auch das Spargelkraut, das nach der Ernte wächst.

Konsens in weiter Ferne

Helmut Jäger, Landwirt und Hofbesitzer, ging auf eine besondere Diskrepanz ein: Die Umsetzung von gutgemeinten gesetzlichen Vorlagen und Vorschlägen im harten Berufsalltag eines Vollerwerbslandwirts: „Häufig erweisen sich staatliche Vorgaben in der Realität nicht umsetzbar oder erfordern einen kostenintensiven Maschinen-Aufwand!“ Sodann gab Ulli Hockberger das Wort frei für die offene Diskussion. Dabei prallten ökonomische Aspekte auf ökologische Vorbehalte. Ein Konsens rückte in weite Ferne. Hockenberger beendete schließlich die Veranstaltung; die 60 bis 70 Veranstaltungsteilnehmer waren um etliche Infos reicher.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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