"Glücklicher Zufall der Geschichte"
Sanierung der Amthofmauer macht Fortschritte

Im Rahmen der Sanierung der historischen Amthofmauer in Oberderdingen wurde der dritte Bauabschnitt offiziell übergeben. Foto: hk
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Oberderdingen (hk) Die Sanierung der historischen Amthofmauer in Oberderdingen schreitet voran. Innerhalb von neun Monaten wurde das dritte, etwa 80 Meter lange Teilstück der Mauer, das sich entlang eines Fußwegs erstreckt, saniert. Die Arbeiten erfolgten in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Die Sanierung war dringend erforderlich, da die Mauer aufgrund von Wurzelwerk und dichtem Bewuchs durch Efeu und Sträucher instabil war und die Gefahr eines Teileinsturzes bestand. Durch die fachgerechten Arbeiten wird die historische Bausubstanz Schritt für Schritt gesichert und erhalten. Zur Übergabe des sanierten Bauabschnitts lud Bürgermeister Thomas Nowitzki Vertreter des alten und neuen Gemeinderates, der Verwaltung, der beteiligten Firmen sowie Anwohner ein.

Für diesen Abschnitt investierte die Stadt 492.000 Euro, Zuschüsse in Höhe von 140.000 Euro seien bewilligt worden. Die Gesamtkosten für alle bisherigen drei Bauabschnitte betragen laut Stadtoberhaupt rund 1,085 Millionen Euro. "Wir sind dennoch froh, dass wir den Prozess in Gang gesetzt haben“, sprach Nowitzki auch im Namen der Stadträte. Der Abschluss der gesamten Sanierung ist für die Jahre 2025/2026 geplant. Die Gesamtkosten der komplett sanierten Amthofmauer sollen sich laut Stadtverwaltung voraussichtlich auf rund 2,323 Millionen Euro belaufen.

Amthof ohne seine Mauer kaum vorstellbar

Für das Sanierungs- und Erhaltungskonzept der Mauer zeichnet die Ingenieurgruppe Bauen aus Karlsruhe verantwortlich, während die Ausführung der Arbeiten durch die Pressbau Erfurt GmbH erfolgte. Die Sanierungsarbeiten umfassten unter anderem die Wiederherstellung der baufälligen Mauer und der Strebepfeiler, deren Fundamente in früheren Zeiten bereits vorhanden waren. Zudem wurde der grüne Bewuchs entfernt und Hohlräume in der Mauer verfüllt. Auch das Tor in der Mauer wurde im Zuge der Arbeiten saniert. Bauleiter Andreas Just vom Ingenieurbüro Bauen bedankte sich bei der Stadt Oberderdingen für das entgegengebrachte Vertrauen und lobte die vorausschauende und lösungsorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten. Er zeigte sich überzeugt davon, dass die Sanierung den ursprünglichen Charakter der Amthofmauer wieder zum Vorschein bringt. Im Rahmen der Sanierung wurde auch festgestellt, dass Teile der Mauer auf privatem Grund stehen. Hier sei die Zusammenarbeit mit den Anliegern zielführend verlaufen.

"Es ist nicht unser größtes Hochbauprojekt, aber von seiner Bedeutung für Oberderdingen ein sehr wichtiges Vorhaben", so Nowitzki. Der Amthof, der als zentrale Einheit unter Denkmalschutz steht, stelle einen wichtigen Bestandteil des historischen Erscheinungsbildes der Stadt dar. Oberderdingen ohne den Amthof und der Amthof ohne seine Mauer sei kaum vorstellbar. Der Amthof im historischen Stadtkern gilt als Wahrzeichen Oberderdingens und als die besterhaltene klösterliche Hofanlage in Süddeutschland. Die Amthofanlage und mit ihr die 530 Meter lange Ringmauer sowie die äußere 350 Meter lange Amthofmauer sind als Sachgesamtheit als Denkmal von besonderer Bedeutung geschützt.

Aus dem "Dornröschenschlaf" erwacht

Es sei ein glücklicher Zufall der Geschichte gewesen, dass sich die Entwicklung von Oberderdingen nach dem Krieg nicht auf den Ortskern konzentriert habe, berichtete der Bürgermeister. Stattdessen verlagerte sie sich durch die Entwicklung von Baugebieten, auch begünstigt durch die prosperierende Industrie, in andere Bereiche. Dadurch blieb der Amthof weitgehend unberührt und konnte seinen historischen Charakter bewahren: „Das war entscheidend dafür, dass der Amthof bis Ende der 1980er-Jahre im Dornröschenschlaf lag“, erklärte Nowitzki. Eine Ausnahme bilde die Abrissmaßnahme in den 1960er-Jahren, als das sogenannte „Bandhaus“ – eine Küferei mit Wohnungen für Bedienstete – entfernt wurde, um Platz für das heutige Anwesen der Weingärtnergenossenschaft zu schaffen.

Die geplante Sanierung des vierten Mauerabschnitts ist mit geschätzten Kosten von etwa 900.000 Euro veranschlagt. Bislang liege hierfür noch keine Entscheidung über eine Förderung der Landesdenkmalpflege vor. Nach Rücksprache mit der Behörde werde mit einer Entscheidung Anfang 2025 gerechnet. Ein vorzeitiger Baubeginn könne jedoch beantragt werden, um den Fortgang der Arbeiten nicht zu verzögern. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz habe zwischenzeitlich eine positive Entscheidung über eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro getroffen.

Durch die Baumaßnahme sei es der Stadt zudem gelungen, ein Grundstück innerhalb des Amthofes, angrenzend an den vierten Bauabschnitt, zu erwerben. Diese Fläche soll nicht nur die Fortführung der Sanierungsarbeiten an der Mauer erleichtern: Dort soll mit Hilfe der Stadtplaner auch ein Konzept entwickelt und umgesetzt werden, das eine öffentliche Nutzung vorsieht.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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