In Unteröwisheim entsteht ein Bürger-Solarpark
"Was einer alleine nicht schafft, das vermögen viele"
Kraichtal (hk) Am Ortsrand von Unteröwisheim erstreckt sich der ehemalige Sportplatz des FC Unteröwisheim. Auf dieser Brachfläche soll nun etwas Neues entstehen – der "Bürger.Solarpark Kraichtal", den die Stadtverwaltung gemeinsam mit der BürgerEnergieGenossenschaft (BEG) Kraichgau aus Sinsheim bis Ende 2025 realisieren will. Vergangene Woche fanden sich interessierte Bürger im Foyer der Eisenhutschule zusammen, wo Vertreter der Genossenschaft das geplante Projekt vorstellten.
Zunächst bedankte sich Kraichtals Bürgermeister Tobias Borho bei den Mitgliedern des Gemeinderats, die zahlreich zum Informationsabend erschienen waren: "Ohne Sie wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen, wenn nicht von Anfang an große Rückendeckung für das Projekt bestanden hätte“, so Borho. „Ein Grundsatz unserer Argumentation im Gremium war immer: Wir wollen, dass die Wertschöpfung aus der Region in der Region bleibt", erläuterte der Bürgermeister die Hintergründe. Mit der Entscheidung, das Projekt gemeinsam mit der BEG anzugehen, könne man das sicherstellen. „Es ist nicht nur ein Photovoltaik-Freiflächenpark, sondern ein Bürger-Solarpark“, fuhr Borho fort und unterstrich damit den gemeinschaftlichen Charakter des Projekts: Die Kraichtaler Bürger können mit dem Projekt an der Energiewende vor Ort partizipieren und davon profitieren. Die BEG bietet allen Interessierten die Möglichkeit, sich nicht nur ideell, sondern auch finanziell mit dem Erwerb von Anteilen zu beteiligen. Florian Oeß, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BEG, ergänzte mit einem Zitat von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einem der Begründer des Genossenschaftswesens: "Was einer alleine nicht schafft, das vermögen viele".
7.500 Solarmodule könnten 1.230 Haushalte versorgen
Was ist geplant? Projektverantwortlicher Daniel Knoll erläuterte die technischen Details und die ökologischen Vorteile des Projekts. Auf einer Gesamtfläche von 2,5 Hektar soll der Solarpark Sonnenlicht in saubere Energie umwandeln. Geplant sind 7.500 Solarmodule, die zusammen eine maximale Leistung von bis zu 3,5 Megawatt erzeugen können. Diese Leistung reicht theoretisch aus, um 1.230 Haushalte mit Strom zu versorgen. Oder um etwa alle Haushalte in Unteröwisheim mit Strom zu versorgen. Betrachtet man den gesamten Stromverbrauch des größten Kraichtaler Stadtteils inklusive der Gewerbe- und Industriebetriebe sowie aller Großverbraucher, so deckt der Solarpark rund 35 Prozent dieses Bedarfs. Eine spätere Nachrüstung mit einem Energiespeicher sei auch möglich, so Knoll.
Die Module werden auf leichten Metallkonstruktionen montiert, die etwa einen Meter tief in den Boden gerammt werden – tief in den Boden reichende Fundamente werde es nicht geben. Ein späterer Rückbau der Anlage könne schnell und weitgehend folgenlos erfolgen. Der Solarpark wird mit Hecken und Sträuchern eingegrünt, so dass sich die Anlage optisch in die Landschaft einfügt. „Die Anlage wird nur aus wenigen Perspektiven zu sehen sein“, so Knoll. Der ehemalige Fußballplatz, der ohnehin ökologisch wenig wertvoll war, sei für das Projekt ideal. Zudem hatte sich der FC Unteröwisheim zum 31. Dezember 2022 aufgelöst. „Es ist zwar grün, aber viel Artenreichtum gibt es auf der Fläche nicht“, stellte Knoll fest. Ziel sei es, nicht nur Klimaschutz zu betreiben, sondern auch einen ökologischen Mehrwert zu schaffen. Da der Boden nicht versiegelt wird, kann die Fläche auch von Weidetieren genutzt werden.
Effizient durch Ost-West-Ausrichtung
Die Solarmodule auf dem Fußballfeld und der direkt angrenzenden Wiese werden von Ost nach West ausgerichtet und in dichter Belegung zu kleinen Dachformen aufgestellt, erläuterte Knoll weiter. „Das hat den Vorteil, dass auf der Fläche 255 Prozent mehr Solarstrom pro Hektar erzeugt werden kann als bei einer klassischen Südaufständerung.“ Auf den weiteren umliegenden Flächen, wo die Module nach Süden ausgerichtet und in größeren Reihenabständen aufgestellt werden, kann sich die Wiese darunter als blühende Insektenweide entwickeln. „Das schafft einen bedeutenden ökologischen Mehrwert", sagte Knoll überzeugt.
Ein Vergleich der Stromerzeugungskosten zeige laut Knoll deutliche Vorteile für den Solarpark: Während die Kosten für die Erzeugung von Solarstrom im Park bei rund fünf Cent pro Kilowattstunde liegen, betragen die Kosten für private Aufdach-Photovoltaikanlagen rund zwölf Cent pro Kilowattstunde. Ein großer Teil des Strompreises entfalle auf die Netzentgelte, die oft höher seien als die eigentlichen Erzeugungskosten.
Regionale Wertschöpfung steht im Fokus
Der Netzverknüpfungspunkt des Solarparks werde nur wenige Meter entfernt sein. „Man hat also keine hohen Netzausbaukosten, sondern kann den erzeugten Strom direkt vor Ort in das Netz integrieren“, so Knoll. Die Wartung und Pflege des Solarparks sollen regionale Unternehmen übernehmen, um die Wertschöpfung in der Region zu halten. Zudem würden durch den Betrieb des Solarparks Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt Kraichtal generiert werden.
Durch die langfristige Verpachtung der Flächen oberhalb der Unteröwisheimer Eisenhutschule durch die Stadt hat die Genossenschaft die nötige Sicherheit, das Projekt anzugehen. Die offizielle Unterzeichnung des Grundstücksnutzungsvertrages zwischen der Stadt Kraichtal und der BEG Kraichgau fand bereits am 29. April statt.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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