Feier zu „25 Jahre Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum“
Wohnraum schaffen, Arbeitsplätze erhalten und Ehrenamt stärken
Oberderdingen (war) „Unser Land ist lebenswert durch Sie, die ihm ein Gesicht geben“ – mit diesen Worten motivierte die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, die rund 66 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung „25 Jahre Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum“ in der Neuen Schlossgartenhalle in Flehingen am vergangenen Freitag, 23. Oktober. In der Eingangsrede von Agrarminister Peter Hauk als „Kämpferin für den ländlichen Raum“ bezeichnet, plädierte die selbst im Weindorf Guldental auf dem elterlichen Weingut aufgewachsene Bundesministerin für eine Grundversorgung der ländlichen Räume, samt der Begegnungsorte und Ausgestaltung des Ehrenamts.
„Das zentrale ist das Ehrenamt"
„Ich will, dass das Jahr 2020 das Jahr für die ländlichen Räume wird“, sagte Klöckner und forderte eine aktive Strukturpolitik, die nicht zu sehr zur Belastung der Ballungszentren werden solle. Gefördert werde diese Strategie mit 200 Millionen Euro an Bundesmitteln. Die Ministerin ermahnte außerdem dazu, gerade in Corona-Zeiten wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten zu berücksichtigen. Auch an diejenigen, die nicht für ihre Arbeit bezahlt werden, erinnerte Julia Klöckner. „Das zentrale ist das Ehrenamt. Es gibt immer weniger Helfer, aber immer mehr Hilfsbedürftige“. Um dieses ehrenamtliche Engagement zu stärken, investiere die Bundesregierung fünf Millionen Euro.
Neue Schlossgartenhalle in Flehingen als Musterbeispiel
Als ein Muster-Beispiel für ein Projekt aus dem Förderungsprogramm „Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum“ gilt die Neue Schlossgartenhalle in Flehingen. Im Förderprogramm werden zum Beispiel klimafreundliche Holz- und Wohnbauprojekte gefördert oder es besteht die Möglichkeit, dass Privatpersonen oder Unternehmer aus den ländlichen Gegenden dabei unterstützt werden, bestehenden Wohnraum zu sanieren. Mit 750.000 Euro, bei insgesamt 4,3 Millionen an Baukosten, wurde die Neue Schlossgartenhalle gefördert. Gut kam es bei den übrigen Landkreisen und beim Regierungspräsidium an, dass die Innen- und Außenfassade mit Holz verkleidet ist. Das sagte Thomas Nowitzki, Oberderdingens Bürgermeister. Aktuell setze er sich für die hiesige Gastronomie ein, sodass zwei Gaststätten erhalten bleiben könnten. Gästezimmer würden renoviert, der Biergarten neu gestaltet. Ein typisches ELR-Projekt sei auch eine Scheune, die heute nicht mehr nötig sei und nicht mehr gebraucht werde. Diese werde nicht abgerissen, sondern zum Wohnen umgenutzt, sagte Nowitzki. „Da muss dann von der Gemeinde auch kein Neubaugebiet ausgewiesen werden. Das ist ein Geben und Nehmen, weil auch hier ein rares Gut herrscht.“
ELR in Oberderdingen
Des Weiteren könne man alte Häuser, die beispielsweise einer Erbengemeinschaft gehören, erwerben und überplanen, sodass auch hier neue Wohnungen entstehen würden, so Nowitzki weiter. Bei einer engen Ortsbebauung ohne viele Plätze im Freien könne man auch mal zugunsten der Kinder und Familien eine Fläche rausnehmen und diese umgestalten, so dass die Kinder dort spielen könnten. „Wir legen Wert darauf, dass das Umfeld freundlicher wird, dass man sich treffen kann, dass Kinder spielen können und dass insgesamt das Umfeld ein ‚Ort der Kommunikation‘ wird.“ Auch Handwerker und Unternehmen, die sich direkt im Ortskern nicht entwickeln könnten, unterstütze die Gemeinde, betonte Nowitzki. Da gelte es auf den Lärmschutz zu achten sowie Grundstücke und eine Werkstatt zu vermitteln. Der ELR gebe ihm dann circa zehn bis zwanzig Prozent der Investitionssumme für die Arbeitsplätze als Zuschuss.
„Platz zur Kommunikation“
Auch das Ehrenamt steht auf Nowitzkis Agenda. Als Beispiel nennt die Aktion „Backhäusle“ des Bürgervereins in Großvillars, bei der regelmäßige Backtage durchgeführt werden. Zudem engagiere sich der Bürgerverein dafür, einen Übergang zwischen Alt- und Neubaugebiet zu erreichen, um auch hier einen „Platz zur Kommunikation“ zu schaffen.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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