Freude über Umbenennung der Paula-Fürst-Schule Oberderdingen
Schule mit neuem Namen und neuer "Verfassung"

Sonderschulrektorin Svenja Bauersfeld bei einer Diskussion mit der eingeladenen Schulgemeinde und Gästen. | Foto: privat
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  • Sonderschulrektorin Svenja Bauersfeld bei einer Diskussion mit der eingeladenen Schulgemeinde und Gästen.
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Oberderdingen (kn) Corona hin oder her – mit dem Ende der Sommerferien beginnt für die Eduard-Spranger-Schule Oberderdingen ein ganz besonderes Schuljahr. Mit Beschluss vom 14. Mai dieses Jahres hat der Kreistag dem Zweitwunsch der Schulkonferenz des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums seine Zustimmung erteilt und die Schule in „Paula-Fürst-Schule Oberderdingen“ umbenannt.

Ein langer Weg ist abgeschlossen

Mit der Umbenennung ist nach Angaben der Schulleitung ein langer Weg abgeschlossen, auf den sich das Kollegium der Schule im September 2015 gemacht hatte. Im Rahmen ihrer regelmäßig stattfindenden Konferenzen zur internen Schulentwicklung stand das Thema „Leitbild“ auf dem Programm und damit die Frage im Raum, welches eigentlich die für alle geltenden, nicht hintergehbaren und grundlegenden Prinzipien der täglichen Arbeit sind und auf welchem Wertefundament das Schulleben basiere.

Sechs zentrale Begriffe sollen Schulalltag prägen

Ein Jahr lang beugten sich Lehrerinnen und Lehrer über ihre Schule, untersuchten verschiedenste Bereiche wie „Unterricht“, „Organisation“, „Elternarbeit“ oder „Schulklima“, diskutierten die Abläufe und suchten nach Stärken und Schwachstellen, um schließlich herauszuarbeiten und in Begriffe zu fassen, an welchen Maßstäben sich komplexe Interaktionen ebenso wie einfachste Regularien orientieren. In ausführlichen und kontroversen Debatten einigte man sich schließlich auf sechs zentrale Begriffe, deren alltägliche Konkretisierung eine Art „lebendige Verfassung“ der Schule ergeben sollten: Bildung, Individualität, Selbstständigkeit, Teilhabe, Verantwortung, Selbstbestimmung.

Nachhaltigkeitsziele herausgefiltert

Das folgende Jahr stand im Zeichen eines Perspektivwechsels. Hatte man zuvor die „Welt in der Schule“ betrachtet, so sollte in den kommenden Monaten der Fokus auf die „Schule in der Welt“ gerichtet werden. Was, so lautete die Frage, sind die großen Fragen, die vielleicht nicht in dieser Form auf dem Stundeplan stehen, die Schüler und Schülerinnen aber als Menschen unter Menschen und Teil der Welt doch unmittelbar angehen. Auf der Grundlage der von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Nachhaltigkeitsziele filterte man die Themenbereiche heraus, an deren Erreichung auch eine kleine Schule in Baden-Württemberg sich zutraue mitzuwirken, heißt es von der Schulleitung. In zahlreichen Arbeitsgruppen gelang es, die Formulierung großer Ansprüche, wie „Gleichberechtigung“, „Gesundheit“ oder „Nachhaltigkeit“ mit kleinen, detaillierten Alltagszielen zu versehen. Die in diesem Prozess gewonnenen Erkenntnisse sollten im Schuljahr 2017/18 auf die zentralen Begriffe des Leitbildes angewandt und mit diesen verschränkt werden.

"Eduard Spranger konnte Schule nicht mehr repräsentieren"

Sonderschulrektorin Svenja Bauersfeld schwärmt im Rückblick vor allem vom großen und ausdauernden Engagement ihres Kollegiums und davon, dass es gelungen sei, auf diesem manchmal durchaus steilen und steinigen Weg auch die Schüler und Eltern einzubeziehen und mitzunehmen.
„Spätestens an diesem Punkt“, so Bauersfeld, „war uns klar, dass unser Namensgeber, Eduard Spranger, das erarbeitete Leitbild und somit unsere Schule nicht mehr repräsentieren kann", so Bauersfeld. Grundlegend für diese Erkenntnis sei nicht zuletzt das von Professor Benjamin Ortmeyer veröffentlichte Buch „Mythos und Pathos statt Ethos und Logos“ gewesen, in dem dieser anhand zahlloser Zitate nachweisen konnte, dass Spranger ein beredter Propagandist der Nationalsozialisten war. Ortmeyer veranschaulichte seine Forschungsergebnisse im Rahmen einer schulinternen Informationsveranstaltung und fand damit rege Zustimmung sowohl bei der Schulgemeinde als auch bei dem anwesenden Schulamtsleiter Stefan Keller und Kreisarchivar Bernd Breitkopf.

Über 40 neue Namen standen zur Auswahl

Der Aufforderung der Schule an Eltern, Schülerschaft, Kollegium und Mitarbeiter Vorschläge für einen neuen Namen einzureichen wurde beherzt aufgenommen, so dass schließlich über 40 Nennungen zur Auswahl standen. Zahlreiche Konferenzen, Präsentationen und Abstimmungen waren nötig, um in der maßgeblichen Schulkonferenz ein Tableau vorlegen zu können, das letztlich in den Beschluss mündete, der dem zuständigen Kreistag eine Auswahl an Namen zur Entscheidung vorlegte. „Zwei Dinge freuen mich besonders“, betont Schulleiterin Bauersfeld. "Zum einen, dass alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben und wir diese engagierte Unterstützung hatten, von Eltern, Schülern, dem Kollegium aber auch der Schulverwaltung und dem Schulträger. Zum anderen, dass wir mit Paula Fürst nun einen Namen und eine Persönlichkeit gefunden haben, die unsere gemeinsamen Werte, das, was wir alle uns jeden Tag aufs Neue bemühen zu verwirklichen, so beispielhaft gelebt hat."

Sonderschulrektorin Svenja Bauersfeld bei einer Diskussion mit der eingeladenen Schulgemeinde und Gästen. | Foto: privat
Gruppenbild bei der schulinternen Informationsveranstaltung mit (von links) Kreisarchivar Bernd Breitkopf, Professor Benjamin Ortmeyer, Universität Frankfurt, der Leiterin des Schulkindergartens, Alex Köninger sowie Sonderschulrektorin Svenja Bauersfeld und Schulamtsleiter Stefan Keller. | Foto: privat
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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