Ratgeber im TRD Pressedienst
Auslöser und Kicks, die zu einer Sucht führen sind individuell
Süchte: Warum das Gehirn immer mehr will
(TRD/MP) Morgen höre ich auf. Zu spielen. Zu trinken. Zu rauchen. Zu hungern. Typische Vorsätze, wenn einen die Sucht im Griff hält. Eins eint die Betroffenen: Ihr sogenanntes Belohnungssystem im Gehirn scheint ähnlich programmiert zu sein. Das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ erklärt, was die Wissenschaft bislang über Abhängigkeit weiß – und ob es eine „Suchtpersönlichkeit“ gibt.
Unser Belohnungssystem ist zwar angeboren, kann aber umprogrammiert werden – beispielsweise durch exzessive und langjährige Wiederholung, erklärt Dr. Klaus Wölfling, Psychologischer Leiter der Ambulanz für Spielsucht an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Das Gehirn lernt dann sozusagen, dass bestimmte Stoffe – zum Beispiel Alkohol oder andere Drogen – positive Gefühle hervorrufen, entspannen oder aufputschen.
Allerdings wehrt sich das Gehirn erst mal gegen die süchtig machende Substanz – es will nämlich gar nicht gedämpft werden, so Prof. Dr. Tanja Endrass von der Technischen Universität Dresden. Sie erforscht neurobiologische Veränderungen im Gehirn, die im Zusammenhang mit Süchten entstehen. Wird das Gehirn mit Drogen konfrontiert, steuern Hormone und Botenstoffe dagegen, und zwar umso heftiger, je öfter und stärker der Konsum, verdeutlicht Endrass. Folglich ist immer mehr Substanz für den gleichen „Kick“ nötig.
Bei stoffungebundenen Abhängigkeiten wie einer Computerspiel- oder Sexsucht geht man davon aus, dass ähnliche Mechanismen im Gehirn eine tragende Rolle spielen. Dass alle Süchte den gleichen Kern haben, dafür spricht auch, dass es Betroffenen mit einer Spielsucht mindestens genauso schwerfällt, abstinent zu leben, wie denjenigen, die alkoholabhängig sind.
Auch wenn Forscher bei den unterschiedlichen Süchtigen viele Gemeinsamkeiten erkennen, sind die Ursachen und Auslöser, die zu einer Sucht führen, doch sehr individuell. So etwas wie eine „Suchtpersönlichkeit“ gibt es also nicht. Allerdings: Verschiedene Persönlichkeitsmerkmale sind mit einem höheren Suchtrisiko verbunden. Ängstlichkeit, Depression, ein negatives Selbstbild, Impulsivität, geringe Frustrationstoleranz und antisoziales Verhalten gehören laut Suchtforscher Wölfling dazu. Dazu kämen aber noch frühkindliche Prägung und auch eine genetische Veranlagung.
© Global Press Nachrichtenagentur und Informationsdienste KG (glp) / TRD/ Medical Press/ Redakteur: Solveig Grewe
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