Lesertelefon: Was ist Kopfschmerz – was Migräne?
Der Schmerz beginnt im Nacken oder in den Schläfen, verlagert sich bald in eine Kopfhälfte, er pulsiert grell, verstärkt sich bei körperlicher Aktivität und nimmt rasch zu. Jetzt hilft nur eins: Jalousien runter, hinlegen, absolute Ruhe – und hoffen, dass die Migräneattacke möglichst bald vorbei ist. Doch das kann sich hinziehen: Zwischen vier und 72 Stunden können vergehen, bis Schmerzen, Übelkeit und Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen verschwinden. Danach fühlen sich viele Betroffene wie gerädert und stellen sich die bange Frage: Wie lange dauert es bis zur nächsten Attacke?
Deutschland (pr| nrw) Migräne ist eine komplexe, schwere neurologische Erkrankung. Und sie ist weit verbreitet: Schätzungen gehen allein hierzulande von über acht Millionen Betroffenen aus, wobei Frauen häufiger als Männer unter Migräne leiden. Was früher oft als Befindlichkeitsstörung abgetan wurde, wird heute intensiv erforscht. Mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen verbessern sich auch die Therapiemöglichkeiten, besonders für Menschen mit häufigen Attacken oder chronischer Migräne. Wie sich Migräne heute behandeln lässt, dazu informieren Migräne-Experten anlässlich des Deutschen Kopfschmerztages 2017 (5. September) und des Europäischen Migränetages (12. September) am Lesertelefon.
Zusammen mit dem Spannungskopfschmerz macht die Migräne rund 90 Prozent aller Kopfschmerzerkrankungen aus. Dabei zählt sie zur großen Gruppe der primären Kopfschmerzen, die im Gegensatz zu sekundären Kopfschmerzen nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen sind.
Als eigenständige Erkrankung unterscheidet sich die Migräne deutlich von Spannungs- oder Clusterkopfschmerzen. Und das bekommen Betroffene mit jedem Anfall zu spüren: Viele Migränepatienten kennen frühe Vorboten einer Attacke, zum Beispiel Heißhunger auf Süßes. Jeder Zehnte erlebt eine so genannte Aura, ein neurologisches Phänomen, das sich mit einem Flimmern vor den Augen, Zickzacklinien oder Blitzen bemerkbar macht. Einige Betroffene berichten auch über kribbelnde Taubheitsgefühle von den Fingerspitzen über die Arme bis in Unterkiefer und Zunge. Klingt die Aura ab, beginnt die Ruhe vor dem Sturm, bis der eigentliche Migräneanfall einsetzt. Neben den unerträglichen, meist halbseitigen Kopfschmerzen treten bei vielen Patienten Begleitbeschwerden wie Übelkeit, Berührungsschmerz, extreme Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Nackenschmerzen oder Frösteln auf. Ihren alltäglichen Aufgaben nachzugehen, ist Migränepatienten so gut wie unmöglich. Vor allem Betroffene mit hoher Anfallfrequenz ordnen ihr Leben der Krankheit unter. Oft ziehen sie sich von Familien und Freunden zurück und verwerfen sogar Berufswünsche. Die Behandlung von Migräne zielt deshalb darauf ab, Attacken zu vermeiden, sie zu durchbrechen oder zumindest ihre Intensität zu verringern, um den Betroffenen Lebensqualität zurückzugeben.
Migräne verstehen – Migräne behandeln
Zwar sind für den Facharzt Kopfschmerzen und Migräne klar voneinander zu trennen, doch besonders zu Beginn der Erkrankung denken viele Betroffene bei ihren Symptomen zuerst an Spannungskopfschmerz. Häufig dauert es lange, bis sie realisieren, dass es sich bei ihren Beschwerden um Migräneattacken handelt, die einer entsprechenden Therapie bedürfen.
Die verschiedenen Therapieverfahren haben allerdings zum Teil belastende Nebenwirkungen. Es kommt also wesentlich darauf an, die für den Patienten individuell wirksamste Behandlung zu finden, die zudem möglichst verträglich ist. Längst zielt die Therapie dabei nicht mehr allein auf die Linderung der Symptome einer Migräneattacke ab. Neben der Akuttherapie kommt heute eine Reihe von vorbeugenden Medikamenten zum Einsatz, die ursprünglich zur Behandlung anderer Erkrankungen wie Epilepsie oder Depression entwickelt wurden.
Leser fragen – Experten antworten
Was unterscheidet die Migräne vom Spannungskopfschmerz? Was tun, wenn sich Attacken häufen? Wann ist der richtige Zeitpunkt, Medikamente einzusetzen? Helfen frei verkäufliche Schmerzmittel überhaupt gegen Migräne? Welche Medikamente stehen noch zur Verfügung? Welche Möglichkeiten der Vorbeugung gibt es? Wie finde ich eine wirksame und verträgliche Therapie? Wann spricht man von chronischer Migräne?
Antworten auf Fragen rund ums Thema Migräne und Kopfschmerz gibt es bei den Experten am Lesertelefon:
• Dr. med. Andreas Böger; Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Spezielle Schmerztherapie und Manuelle Medizin, Chefarzt der Klinik für Schmerzmedizin, Rotes Kreuz Krankenhaus, Kassel
• Dr. med. Thomas Börner; Facharzt für Neurologie, Neurologische Praxis, Stade
• Dr. med. Heinz-Peter Herbst; Facharzt für Neurologie, Neurozentrum Sophienstraße, Stuttgart
• Dr. med. Sabine Hesselbarth; Fachärztin für Anästhesie mit Schwerpunkt Spezielle Schmerztherapie, Gemeinschaftspraxis Löwenstein-Dr. Hesselbarth, Mainz
• Dr. med. Borries Kukowski; Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Nervenärztliche Gemeinschaftspraxis, Göttingen
• Dr. med. Wolfram von Pannwitz; Facharzt für Neurologie, Neurologie-Gemeinschaftspraxis Dr. Reinhard Ehret & Dr. Wolfram von Pannwitz, Berlin
• Dr. med. Philipp Stude; Facharzt für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie, Geriatrie und Palliativmedizin, Neurologische Praxis Dr. Stude, Bochum
Rufen Sie an! Am Donnerstag, 7. September, zwischen 10 und 18.30 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 0 60 4000 ist gebührenfrei.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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