Eine gute Nachbarschaft schützt: Brettener Polizeirevierleiter Bernhard Brenner gibt Tipps gegen Wohnungseinbrüche

Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten | Foto: Brenner
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Für Hauseigentümer ist das Thema Wohnungseinbrüche besondern im Herbst und Winter hochaktuell. Zwar ist es der Brettener Polizei gelungen, die Aufklärungsquote zu erhöhen, jedoch bieten aufmerksame Nachbarn immer noch den besten Schutz vor Einbrecher. Darüber und über weitere Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel Alarmanlagen, spricht Revierleiter Bernhard Brenner im Interview.

Herr Brenner, man hört immer wieder von Wohnungseinbrüchen. Ist das in Ihrem Zuständigkeitsbereich zwischen Walzbachtal und Sulzfeld auch ein Thema?
Die überregionale Zunahme von Wohnungseinbrüchen in den vergangenen Jahren ist auch an uns nicht spurlos vorüber gegangen, auch wenn wir im langjährigen Vergleich bisher noch einigermaßen glimpflich davongekommen sind. Gerade jetzt während der „dunklen Jahreszeit“ nehmen Einbrüche erfahrungsgemäß wieder zu. Deshalb kann ich Ihnen versichern, dass die Einbruchsbekämpfung nach wie vor ein Schwerpunktthema bei uns ist, für das wir unglaublich viele Ressourcen verwenden. Wenn die aktuelle Entwicklung sich fortsetzt, werden wir aber im Jahr 2016 in unserem Zuständigkeitsbereich insgesamt weniger Einbrüche registrieren als 2015.

Wie würden Sie einen typischen Einbrecher beschreiben?
Der größte Anteil der Einbrüche wird durch überregional agierende Tätergruppen aus den Balkanstaaten oder speziell aus Georgien begangen, eher selten wohnt ein Einbrecher in Tatortnähe. Das erfordert unsererseits eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit anderen Strafverfolgungsbehörden und einen effektiven Datenaustausch im Rahmen der datenschutzrechtlichen Vorschriften.

Welche Ermittlungserfolge kann die Polizei vorweisen?
Durch eigens eingerichtete Ermittlungsgruppen konnten wir in den vergangenen beiden Jahren die Aufklärungsquote deutlich erhöhen. Auch in Bretten hatten wir eine Reihe von Festnahmeerfolgen. Besonders betonen möchte ich die Wichtigkeit von Zeugen, die uns bei verdächtigen Wahrnehmungen anrufen. Einige Einbrecher in Bretten konnten dank aufmerksamer Zeugen auf frischer Tat festgenommen werden.

Beim Thema Wohnungseinbrüche denken viele zunächst einmal an technische Schutzmaßnahmen. Muss es gleich eine teure Alarmanlage sein?
Einbruchsschutz besteht aus mehreren Komponenten: Passiver Einbruchsschutz durch widerstandsfähige Fenster- und Türrahmen und ergänzend hierzu unter Umständen Einbruchsschutz durch Einbruchsmeldeanlagen, allgemein auch als Alarmanlagen bezeichnet. Diese können aber eine gute Sicherung von Fenstern und Türen in keinem Fall ersetzen, sondern allenfalls ergänzen. Einbruchsmeldeanlagen können zwar einerseits Täter von einem Einbruch abhalten, andererseits aber „Profis“ erst recht anlocken, das sollte man stets bedenken.

Wozu würden Sie Hauseigentümern raten?
Wichtig und effektiv ist das Vortäuschen von Anwesenheit. Tun Sie so, als sei jemand zu Hause! Ebenfalls sehr effektiv gegen Einbrecher: Nachbarschaftliches Engagement und die Bereitschaft, nach Haus und Hof seiner Nachbarn zu sehen, wenn sie sich im Urlaub oder auf Reisen befinden.

Wie kann man herausfinden, welche Einbruchsicherung für´s eigene Haus die beste ist?
Die Polizei bietet eine kostenlose Beratung an. Die Fachleute von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Karlsruhe kommen nach Terminvereinbarung kostenlos und ohne Gewinnabsicht vor Ort und begutachten ein Anwesen sozusagen „mit den Augen eines Einbrechers“. Am Ende des Termins gibt es dann vernünftige Empfehlungen, wie Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung besser sichern können und welche Möglichkeiten sonst bestehen, ohne gleich Tausende von Euro ausgeben zu müssen. Grundsätzlich sollte man vor einer Investition immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung durchführen.

Nicht jeder ist Hauseigentümer. Was können Mieter tun, um ihre Wohnung gegen Einbrecher zu schützen?
In erster Linie betrifft ein Wohnungseinbruch die Bewohner einer Immobilie, unabhängig davon, ob sie Mieter oder Eigentümer sind. Im besten Fall vereinbaren Mieter und Vermieter gleich beim Abschluss eines Mietvertrages, wer notwendige Sicherungsmaßnahmen übernehmen wird und welche Maßnahmen der Mieter am Objekt treffen darf.

Gibt es auch kostengünstige Lösungen?
Wer nicht gleich investieren möchte, kann schnell und einfach sehr viel tun: Sorgen Sie dafür, dass ihr Briefkasten von Nachbarn, Freunden oder Verwandten täglich geleert wird und nicht mit Zeitungen und Post überquillt. Damit ihr Telefon auch bei Abwesenheit abgenommen wird, schalten Sie eine Rufumleitung – für die Türklingel empfiehlt sich eine so genannte Apothekerschaltung zu Nachbarn oder Freunden. Lassen Sie eine oder besser mehrere energiesparende Lampen mit Schaltuhren – insbesondere zwischen 17 und 23 Uhr ein- und ausschalten. Lassen Sie, wenn Sie nicht allzu lange weg sind, einen Fernseher oder ein Radio laufen. Lassen Sie im Urlaub möglichst täglich ihre Rollläden morgens öffnen und abends schließen. Nicht empfehlenswert sind – wie ich es nenne – Rollläden auf Halbmast, also halb geschlossene Rollläden. Sie signalisieren förmlich die Abwesenheit der Bewohner.

Kann man noch mehr tun?
Ja, helle Beleuchtung von Garten und Hinterhof mit Bewegungsmeldern können Einbrecher abschrecken. Fenster und Türen müssen vollständig geschlossen und verschlossen sein. Durch ein gekipptes Fenster steigt ein geübter Einbrecher in weniger als einer Minute ein. Kontrollieren Sie alle Fenster, bevor Sie gehen und schließen Sie die Haustür stets ab. Bitten Sie Nachbarn, Freunde und Verwandte, beim Abendspaziergang auch mal hinter das Haus und in den Garten zu sehen und bei verdächtigen Feststellungen jeder Art sofort die Polizei anzurufen. Man darf und sollte hier durchaus kreativ sein.

Manchmal reicht ja die Nachricht von einem Einbruch in der Umgebung, dass man sich verunsichert fühlt.
Ich kann das absolut nachvollziehen, die Nachricht von einem oder zwei Einbrüchen in der Gegend kann im Zeitalter der sozialen Medien fast schon eine Art Hysterie auslösen.

Was würden Sie empfehlen, um das eigene Sicherheitsgefühl zu stärken?
Hilfreich ist zunächst das Wissen darum, dass zwischen dem subjektiven Sicherheitsgefühl und der tatsächlichen Sicherheitslage ein großer Unterschied besteht. Wenn in einem Zeitraum von einem Jahr in unserem Zuständigkeitsbereich mit etwa 65.000 Einwohnern etwa 60 Wohnungseinbrüche begangen werden und davon sogar annähernd die Hälfte im Versuchsstadium stecken bleibt, kann man sich – sofern man einige der eben genannten Tipps beherzigt – doch sicher fühlen.

Dieses Wissen hilft leider einem Einbruchsgeschädigten nicht viel…
Dessen bin ich mir bewusst. Aber die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines vollendeten Einbruchs zu werden, ist in unserem Zuständigkeitsbereich viel geringer, als bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden. Trotzdem haben die wenigsten Angst, wenn sie mit dem Auto fahren. Und was auch sehr wichtig ist: Glauben Sie nicht jede Nachricht, die im Internet kursiert, vertrauen Sie nur Nachrichten der renommierten Zeitungen und Nachrichtenportale. Oder kontaktieren Sie uns. Das Polizeipräsidium Karlsruhe hat eine tolle Facebook-Seite.

Angenommen, es ist doch passiert und bei mir ist eingebrochen worden: Wie sollte ich mich verhalten?
Eine solche Situation möchten wir natürlich verhindern, aber sollte ein Einbruch stattgefunden haben, empfehlen wir, sofort über Notruf die Polizei zu verständigen und im Haus nichts zu verändern. So steigen die Chancen für unsere Kriminaltechnik, frische Spuren sichern zu können und Täter im Nachhinein zu ermitteln. Ich kann nachvollziehen, dass man seine Wohnung möglichst sofort wieder sauber aufgeräumt haben möchte, aber in diesem Fall sollte man erst die Kriminaltechnik arbeiten lassen.

Ein Wohnungseinbruch wird von vielen Menschen als besonders gravierender Eingriff in ihre Privatsphäre empfunden.
Ich kann bestätigen, dass manche Menschen nur schwer über so ein gravierendes Erlebnis hinwegkommen. Insbesondere Frauen belastet ein Einbruch in die eigenen vier Wände oft ganz erheblich. Ich kenne einzelne Fälle, bei denen Einbruchsgeschädigte umziehen mussten, weil sie dort nicht mehr wohnen konnten.

Wo finde ich Hilfe, um mit diesem Schock fertig zu werden?
Beim Polizeipräsidium Karlsruhe kümmern wir uns seit vielen Jahren intensiv um die Opfer von Straftaten. Das entsprechende Konzept, bei dem ich selbst beteiligt war, sieht neben ganz pragmatischen Dingen vor allem auch die Vermittlung von Opfern an professionelle Hilfseinrichtungen vor. Ich habe vor einigen Jahren das Projekt „Opferschutz auch im Ruhestand“ beim Polizeipräsidium Karlsruhe initiiert, bei dem pensionierte Polizeibeamte sich um ältere Opfer von Straftaten kümmern, ihnen bei wichtigen Behördengängen helfen und ihnen auch bei Zeugenaussagen zur Seite stehen, wenn das erforderlich ist. Wichtig ist, dass man mit anderen Menschen über das Erlebte spricht und professionelle Hilfe auch annimmt.

Die Fragen stellte Chris Heinemann

Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten | Foto: Brenner
http://www.heikenwaelder.de/
Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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