Ehepaar von dubiosen Bauarbeitern abgezockt
"Teer-Mafia" schlägt in Bretten zu

Foto: x-default - stock.adobe.com

Bretten (hk) Sie verlangen unverschämte Preise, bestehen darauf, dass sofort bezahlt wird und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen. Die Rede ist von betrügerischen Handwerkern und Bauarbeitern, die ihre Kunden über den Tisch ziehen. Auch in Bretten waren erst kürzlich „Teer-Betrüger“ unterwegs und nutzten die Gutgläubigkeit eines Brettener Ehepaares aus. Wie es dazu kam, lässt der Chef eines in Bretten ansässigen Unternehmens (Name ist der Redaktion bekannt), im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news Revue passieren. Ein vermeintlicher Bauarbeiter habe ihn angesprochen und erzählt, er und seine Kollegen hätten in der Nähe im Auftrag der Stadt Bretten eine Straße geteert. Und jetzt wäre noch Material für etwa 100 Quadratmeter übrig, das sie loswerden müssten und das sonst kaputtgehen würde. Sie boten an, die Einfahrt zu einem guten Preis ausbessern zu wollen. „Ich habe gesagt, ich bin hier nur der Mieter und muss das vorher mit den Vermietern besprechen“, erzählt der Firmenchef weiter.

Trotz „Bauchweh“ Angebot angenommen

Nachdem das Vermieter-Ehepaar dann vor Ort angekommen war, versprach der Arbeiter ihnen, dass der Teer nichts kosten würde und sie nur den Arbeitsaufwand in Höhe von 2.000 Euro übernehmen müssten. „Ich habe zu meiner Vermieterin gesagt, dass ich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache habe“, so der Firmenchef. Um sich zu vergewissern, dass alles rechtens ist, habe er daher noch an jenem Freitagnachmittag versucht, bei der Stadtverwaltung jemanden zu erreichen – vergebens. Trotz eines gewissen „Bauchwehs“ ließen sich die Vermieter auf das verlockende Angebot ein.

Rechtlich gesehen nichts zu machen

Dann ging wohl alles ganz schnell: Eine etwa zehnköpfige Gruppe an Männern stieß mit dem Teer dazu und flickte die Einfahrt in kurzer Zeit, während das Vermieter-Ehepaar das Geschehen im Auge behielt und der Firmenchef wieder seiner Arbeit nachging. Die Sache begann allerdings dann aus dem Ruder zu laufen, als die Arbeiter plötzlich sagten, sie hätten so viel mehr Teer verbraucht, dass der Preis inzwischen bei 7.000 Euro liege. Weil das so nicht ausgemacht war, rief der Firmenchef die Polizei an. „Der Beamte hat mich gefragt, ob die Bauarbeiter mit dem Geld abgehauen wären, ohne ihre Arbeit zu erledigen oder zu beenden. Und weil das nicht der Fall war, könnte die Polizei da rechtlich gesehen nichts machen“, schildert er. In der Zwischenzeit hätten die Arbeiter weiter fleißig geteert.

Truppe geht immer nach der gleichen Masche vor

Zwar hielten die Männer ihr Angebot wie versprochen ein, aber unter dem Strich viel zu teuer: 9.000 Euro verlangten sie schließlich nach getaner Arbeit, obwohl ursprünglich nur 2.000 Euro vereinbart worden waren. Die Arbeiter hätten darauf bestanden, das Geld sofort zu bekommen. Es wurde verhandelt, bis man sich auf eine Summe von 5.000 Euro geeinigt hatte. „Selbst das war immer noch zu viel“, ärgert sich der Firmenchef und schüttelt den Kopf. "Die haben so schnell gearbeitet – wir hatten gar keine Chance zu sagen, dass wir nur 100 Quadratmeter zu dem Preis von 2.000 Euro geteert haben wollen. Die wussten ganz genau, dass es mehr wird. Schließlich hatten sie ja auch so viel Material dabei." Noch dreister wurde es, als die Männer dann noch, nachdem sie den Vermietern eine Rechnung per Mail ausgestellt hatten, diese bis nach Hause begleiteten. Dort hätten sie sogar vor der Haustür gewartet, bis sie eine Geldüberweisungsbestätigung bekamen. „Das war eine beängstigende Situation. Die sind immer lauter geworden, bis eine aggressive Stimmung herrschte, dass man sich schon fast bedroht gefühlt hat.“ Erst später sei der Gedanke gekommen, dass die Truppe vermutlich zur sogenannten „Teer-Mafia“ gehöre, die immer nach der gleichen Masche vorgeht.

Hoher Preis, mangelhafte Qualität

Der hohe Preis sei das eine, so der Firmenchef, die mangelhafte Qualität nun das andere. Er hoffe, dass der Boden zumindest noch eine Weile halte. Das Mindeste, was er tun könne, sei den Fall bekannt zu machen, um andere vor Haustür-Geschäften zu bewahren. „Unsere Geschichte wollten wir unbedingt in die Zeitung bringen – damit das niemand anderem passiert.“

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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