Alex Nies: „Auf diesen Lebensstil muss man stehen“

Schlagzeuger Alex Nies wurde in Bretten geboren. | Foto: Frank Wiesen
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Alex Nies ist Schlagzeuger in der Band des Musicals „Bodyguard“ in Köln. Im Interview berichtet er über seine Arbeit und sein Leben als Musiker.

Herr Nies, Sie wohnen derzeit in Köln. Wie ist Ihre Verbindung zu Bretten?

Ich wurde hier geboren. Aufgewachsen bin ich in Kürnbach. In Bretten habe ich das Melanchthongymnasium und das Edith-Stein-Gymnasium besucht. Hier habe ich aber auch meine musikalische Entwicklung begonnen. An der Jugendmusikschule habe ich bei Ulrich Dürr Unterricht genommen und unter Bernhard Pfaus in der Big Band des Melanchthon-Gymnasiums gespielt.

Wie sind Sie zum Musical gekommen?

Über einen befreundeten Dirigenten bei den musicals in Stuttgart, Boris Ritter. Ich habe dann schnell gemerkt, dass das genau das Richtige für mich ist, weil es meine klassische Ausbildung mit dem Schlagzeug verbindet. In Bodyguard spielen wir Pop und Rock, aber es gibt auch Noten und einen Dirigenten.

Was ist für Sie das Besondere an „Bodyguard“?

Ich finde die Show nicht nur interessant, sondern sehr gut und empfehle jedem, sie sich einmal anzuschauen. Es ist eine große Produktion. Wir spielen jeden Abend vor 1.200 bis 1.500 Menschen. Das macht den Reiz aus. Hinter und auf der Bühne arbeiten 80 bis 100 Menschen und sorgen dafür, dass die Leute etwas für ihr Geld geboten bekommen. Das Niveau ist hoch und alle liefern jeden Abend ihre beste Leistung ab. Vor allem die beiden Hauptrollen Patricia Meeden und Jürgen Fischer sind großartig.

Wie läuft für Sie ein Musical-Abend ab?

Eine halbe Stunde bis Stunde vor der Show checke ich mein Drumset und meinen In-Ear-Monitor sowie meine Schlägel und Percussions. Dann bespreche ich mit den anderen Musikern, ob es etwas Besonderes gibt. Zehn Minuten vor der Show beginnen wir damit, uns warmzuspielen. In Bodyguard befindet sich die Band hinter dem letzten Deko-Teil auf der Bühne. Am Schluss gibt es eine Video-Übertragung, in der man uns live sieht.

Wie lange mussten Sie sich im Vorfeld vorbereiten?

Für Bodyguard waren die Vorbereitungen nicht sehr schwierig, da wir viele bekannte Songs spielen, vor allem von Whitney Houston. Die Noten habe ich zwei Monate vor Probenbeginn erhalten. Als Schlagzeuger muss ich mir vor allem darüber Gedanken machen, wann ich zum Beispiel Loops oder Breaks spiele, sodass es zur Musik passt.

Wie geht es für Sie weiter, wenn für „Bodyguard“ Anfang 2017 der Vorhang fällt?

Das weiß ich noch nicht. Es kann sein, dass das Stück danach auf Tour geht. Ich habe viele Möglichkeiten, aber es ist noch alles offen. Als Musiker ist es sehr schwierig zu sagen: Das passiert in sechs Monaten. Ich lasse es auf mich zukommen. Aber klar: Auf diesen Lebensstil muss man stehen. Bisher ist der Wunsch, irgendwo dauerhaft zu bleiben, nur ein kleines Flämmchen.

Sie spielen Schlagzeug, seit Sie sieben Jahre alt waren. Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?

Meine ganze Familie sind Musiker – Eltern, Schwester,Tanten, Onkel. Ich wollte kein Instrument lernen, das meine Eltern spielten, also Blechblasinstrumente oder Klarinette. Über meinen Onkel bin ich auf das Schlagzeug aufmerksam geworden und habe beharrlich darauf bestanden. Am Anfang haben mir meine Eltern davon abgeraten, aber danach unterstützten sie mich voll und ganz.

Welche musikalische Ausbildung haben Sie genossen?

Mit 14 Jahren habe ich an der Hochschule für Musik in Karlsruhe ein Stipendium bekommen. Nach dem Abi habe ich dann eine Weile im Luftwaffen-Musikkorps in Karlsruhe gespielt. Ich habe aber auch in Rockbands gespielt und im Studio gearbeitet. Im Alter von 21 habe ich bereits große Shows gespielt und war europaweit unterwegs. Mit 26 habe ich dann mein Studium der Klassischen Musik in Stuttgart begonnen.

Was raten Sie jungen Menschen, die auch mit Musik ihr Geld verdienen möchten?

Viel üben und viel Geduld mitbringen. Leider wird der Markt nicht besser, aber Beharrlichkeit und Talent setzten sich immer durch. Man sollte sich aber auch anpassen, denn den Job wollen viele machen. Man muss vor allem mobil sein. Ich bin in acht Jahren zehn Mal umgezogen. Mit dem Musical „We Will Rock You“ war ich in ganz Europa unterwegs.

Hat man nur eine Chance, Profi-Musiker zu werden, wenn man so früh beginnt wie Sie?

Man hat prinzipiell immer eine Chance. Die Art der Ausbildung hat nichts damit zu tun, ob man Erfolg hat. Das eigene Talent hat mehr Aussagekraft. Es kommt auch darauf an, ob man für seine eigene Nische gefunden hat und dahintersteht.

Schlagzeuger Alex Nies wurde in Bretten geboren. | Foto: Frank Wiesen
Das Musical "Bodyguard" in Köln basiert auf dem gleichnamigen Film mit Whitney Houston und Kevin Costner. | Foto: Nilz Böhme
Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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