Amerikanische Familienforscherin Cynthia Millar zu Gast in Kraichtal

Zu Besuch beim Bürgermeister: Ulrich Hintermayer (Zweiter von rechts) zeigte dem amerikanischen Gast, Cynthia Millar (Dritte von rechts) gemeinsam mit Franz Fuchs, Brigitta und Wolfgang Gult und Josef Pable (rechts) das Rathaus Kraichtal in Münzesheim, bevor es zum Ortsrundgang nach Neuenbürg ging. | Foto: sn
  • Zu Besuch beim Bürgermeister: Ulrich Hintermayer (Zweiter von rechts) zeigte dem amerikanischen Gast, Cynthia Millar (Dritte von rechts) gemeinsam mit Franz Fuchs, Brigitta und Wolfgang Gult und Josef Pable (rechts) das Rathaus Kraichtal in Münzesheim, bevor es zum Ortsrundgang nach Neuenbürg ging.
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Ihr Name ist Cynthia Millar und sie ist wohnhaft in der Großstadt St. Louis in Missouri am Mississippi, USA. Ihre Vorfahren stammen aus Kraichtals kleinstem Stadtteil Neuenbürg.. Auf der Suche nach ihren deutschen Wurzeln konnte dank der deutschen Kolonie „Germanna Foundation“ in den USA der Kontakt zum Heimat- und Museumsverein Kraichtal hergestellt werden.

Kraichtal (sn) So kam es, dass sich die Wege der Kraichtaler Josef Pable, Franz Fuchs, Brigitta und Wolfgang Gult sowie der Amerikanerin Cynthia Millar am Freitagvormittag, 5. Oktober, im Rathaus der Stadt Kraichtal, kreuzten. Das Treffen in Münzesheim war keinesfalls zufälliger Natur, sondern federführend von Josef Pable, Mitglied des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal, von langer Hand geplant worden. Bereits seit 30. September ist die Amerikanerin zusammen mit 15 weiteren Familienforschern in Gengenbach untergebracht. Von dort aus erkunden sie die Region. Bevor es am 8. Oktober für die Gruppe wieder zurück in die USA geht, standen ein Besuch in Kraichtal-Neuenbürg und davor ein Zwischenstopp beim Kraichtaler Bürgermeister auf der „to-do-Liste“. Mit Wolfgang Gult als Dolmetscher tauschten sich der weitgereiste Gast und Stadtoberhaupt Ulrich Hintermayer rege aus. Themen waren einerseits die gelungene Vorarbeit des Genealogen Josef Pable, dessen akribische und zeitintensive Recherche dieses Treffen erst hat zu Stand kommen lassen sowie die Geschichte um Anna Barbara Schön, mit der im Jahr 1717 alles begann.

Alles Begann im Jahr 1717 mit der Auswanderung der Neuenbürgerin Anna Barbara Schön

Im Gespräch berichtete Cynthia Millar, dass die im Jahr 1664 in Neuenbürg geborene Anna Barbara Schön mit ihren Kindern und ihrem Ehemann mittels Schiff in die USA ausgewandert ist. Sie sprach von keiner einfachen Überfahrt, bei der der Familie zunächst das ganze Geld vom Kapitän abgenommen worden war, um im Gegenzug dafür Essen und Trinken zu bekommen. Beim Stopp in England konnte sich die Familie weiteres Geld besorgen.

Rekatholisierung als Grund für die Auswanderung

Um die ganze Geschichte verstehen zu können, muss man wissen, dass bereits im Jahr 1714, 42 deutsche Männer, Frauen und Kinder in Virginia ankamen, wo ein Gouverneur sie am „Rapidan River“ in einer fünfeckigen Palisadenburg namens „Fort Germanna“ an der damaligen Kolonialgrenze ansiedelte. Die Deutschen kamen aus Dörfern in der Nähe von Siegen in Nordrhein-Westfalen, einem Silber- und Eisenerzgebiet. Der Gouverneur benutze sie, um sein Land abzubauen. Später ließ er eine zweite Gruppe von Deutschen zu seiner Belegschaft hinzufügen. Sie kamen hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Dörfern im Kraichgau in Baden-Württemberg und hatten erwartet, nach Pennsylvania zu gehen. Zu ihnen gehörten auch die Schöns, die sich jedoch nach siebenjähriger Tätigkeit als Diener vom Gouverneur lossagen und sich mit anderen deutschen Auswanderern zu einer eigenen Kolonie und Glaubensgemeinschaft zusammenschließen konnten.

„Auswanderer aus Kraichtal in den Westen sind generell keine Seltenheit“

Auch der Grund für die Auswanderung war ein religiöser. Josef Pable berichtete, dass um 1705 die Bevölkerung in Neuenbürg überwiegend evangelisch war. Der damalige Bischof von Speyer jedoch verfolgte das Ziel der Rekatholisierung. Die Schöns entschieden sich dazu, ihr Glück in den USA zu versuchen. „Auswanderer aus Kraichtal in den Westen sind generell keine Seltenheit“, so Josef Pable, der von vielen Oberöwisheimern weiss, die nach Südamerika ausgewandert sind. Überhaupt ist die „Spurensuche“, wie man das weite Feld der Familien- und Ahnenforschung auch nennen kann, weit verbreitet. „Das Interesse der Amerikaner an ihrer Herkunft ist groß“, bestätigt Cynthia Millar diese Einschätzung. Umso besser, dass es Organisationen wie die Kolonie „Germanna Foundation“ in den USA und engagierte Heimatforscher wie Josef Pable gibt, die beim Erforschen familiärer Herkunft über Jahrhunderte hinweg hilfreich Lücken schließen können.

Als Erinnerung an einen sicherlich unvergesslichen Tag in der Heimat ihrer Vorfahren, erhielt Cynthia Millar von Bürgermeister Ulrich Hintermayer einen aktuellen Bildband der Stadt Kraichtal, in dem eindrückliche Impressionen aus allen neun Kraichtaler Stadtteilen enthalten sind. Das Exemplar mit persönlicher Widmung landet für den am 8. Oktober anstehenden Rückflug von Deutschland in die USA sicherlich im Handgepäck und ist eine abwechslungsreiche Reiselektüre.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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