Authentisches und ungeschöntes Gärtnern
„dergartenkanal“ auf YouTube kommt aus Bretten
Bretten (ger) Wer im Garten Gemüse ziehen oder seinen Pfirsichbaum schneiden möchte und sich nicht auskennt, schaut gerne auch im Internet bei YouTube nach. Gut möglich, dass ihm „dergartenkanal“ von Max Herczog mit 65.500 Abonnenten vorgeschlagen wird. Dem Zuschauer fällt sofort der badische Dialekt des jungen Mannes auf. Tatsächlich ist Herczog Brettener und auch sein Garten befindet sich in der Melanchthonstadt.
Netzwerk mit anderen YouTubern entwickelt
Alles begann mit einem Videotagebuch, erzählt der Hobbygärtner. „Es ist einfacher zu filmen, wie man etwas anbaut, als immer alles aufzuschreiben. Dann weiß man auch später noch, wie das genau war“, erklärt er die Ursprünge seines Gartenkanals auf YouTube. 2015 hat er kleine Videos über die Anzucht von Salat, den Bau eines Hochbeets oder das Pikieren von Radieschen gedreht und veröffentlicht. Dann begannen andere Menschen, diese Videos zu schauen und zu abonnieren. „Das fand ich erstmal verrückt“, bekennt Herczog freimütig. Im Laufe der Zeit habe sich ein Netzwerk mit anderen YouTubern entwickelt und richtige Freundschaften entstanden, weshalb er den Kanal weitergeführt habe.
„Zeigen, dass man schon auf der Mikroebene etwas bewegen kann“
Mittlerweile veröffentlicht Herczog jede Woche im Schnitt drei Videos. Dabei ist es keine Hochglanzgartenwelt mit abgezirkelten Beeten und Bilderbuchobst und -gemüse, die der 29-Jährige vorführt. „Mir geht es darum, das Gärtnern zu zeigen, wie es ist: realistisch, authentisch und ungeschönt“, begründet Herczog, der Geographie und Sport auf Lehramt studiert, seine Intention. „Und auch aus Misserfolgen kann man lernen.“ Seine Überthemen sind Selbstversorgung und Kreislaufwirtschaft. „Ich möchte zeigen, dass man schon auf der Mikroebene etwas bewegen kann. Wer seine Chilis auf dem Balkon anbaut, ist schon Chili-Selbstversorger“, führt er ein kleines Beispiel an. So zeigt er in seinen Videos auch, was man mit der Ernte alles machen kann, wobei nicht nur gekocht, sondern auch eingekocht und haltbar gemacht wird.
„Vom Opa und beim eigenen Machen habe ich ganz viel gelernt“
Herczogs erfolgreichstes Video über die Anzucht von Gemüse und Obst wurde über 370.000 Mal aufgerufen. Mit seinen Videos über den Anbau von Ingwer ist er deutschlandweit bekannt. Zu den Favoriten seiner Follower zählen die Folgen, in denen sein Opa dabei ist. Der 84-Jährige bewirtschaftet den Garten schon seit Jahrzehnten und hat dem zehnjährigen Max auch das eigene Beet eingerichtet, in dem er erste Erfahrungen mit Radieschen und anderen Gemüsesorten sammeln konnte. „Vom Opa und beim eigenen Machen habe ich ganz viel gelernt“, sagt Herczog. Am Gärtnern fasziniert ihn vor allem die riesige Vielfalt. „Viele kennen nur die rote Tomate aus dem Supermarkt, dabei gibt es tausend verschiedenen Sorten Tomaten in fast allen Farben und Größen.“ Und in Herczogs Garten finden sich auch Exoten wie Andenbeere, Süßkartoffeln und Wassermelonen. Das große Feld der Möglichkeiten ist für ihn noch lange nicht ausgeschöpft: Er habe, wie er betont, bisher höchstens 50 Prozent dessen angebaut, was er im Kopf habe.
Ausbildung zum Pilzcoach
Viele Klicks bekommen auch seine kundigen Beiträge über das Pilzesammeln. Im bewegten Bild kann man besser als mithilfe eines Bestimmungsbuchs sehen, worauf es dabei ankommt. Seit drei Jahren beschäftigt sich Herczog intensiv mit Pilzen. „Steinpilze, Parasol und Maronen kannte ich schon, aber ich dachte, da muss doch noch mehr gehen.“ Über 50 Speisepilze kennt er mittlerweile zuverlässig, hat auch ein eigenes Pilzbeet im Garten. Und er plant, nächstes Jahr die Ausbildung zum Pilzcoach zu machen. Insgesamt geht es Herczog mit seinem Gartenkanal in erster Linie darum, seine Begeisterung weiterzugeben und Mut zu machen, sich selbst ans Gärtnern oder Pilzesammeln heranzutrauen. Ganz wichtig ist ihm auch, das Miteinander mit dem Opa und der Oma zu zeigen, denn er findet: „Gemeinsame Zeit ist das Wertvollste, was man sich schenken kann.“
Max Herczog ist einer von drei Protagonisten der nächsten Folge der SWR-Sendung „Mensch Heimat“, die am 12. November um 18.15 Uhr und am 13. November um 14 Uhr im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird. In dem Format wird anhand von drei Personen ein Ort oder eine Region vorgestellt. Diesmal geht es um den Kraichgau.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.