30 Jahre, die nie langweilig waren
Die Seifensieder nahmen 1990 zum ersten Mal am Fest teil

Die Seifensieder sind fester Bestandteil des Festes. | Foto: privat/archiv
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  • Die Seifensieder sind fester Bestandteil des Festes.
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Bretten (ger) Nach dem Peter-und-Paul-Fest im Jahre 1989 stellten Helga und Martin Rothfuß sowie ihre Freunde fest: Ohne aktive Teilnahme macht das Fest nur halb so viel Spaß! „Also haben wir überlegt, als was wir uns aktiv einbringen können. Da wir nicht singen und nicht tanzen können, war klar, dass wir etwas machen müssen“, schildert Martin Rothfuß. Beim Sichten der Handwerke fiel den Freunden auf, dass es noch keine Seifensieder gab. So befasste sich die siebenköpfige Gruppe mit der Geschichte der Seifenherstellung, studierte intensiv alle mittelalterlichen Quellen, die sie finden konnte, und fragte auch bei Firmen nach, die Seife industriell herstellen.

Seife wird auf offenem Feuer gesiedet

„Im Herbst 1989 stellten wir unsere Idee dem damaligen Stadtvogt Werner Sailer vor, der uns gerne sein Okay gab“, berichtet Rothfuß. Die erste Teilnahme am Fest als Seifensieder war jetzt das erklärte Ziel. Sie teilten sich auf: Die einen kümmerten sich um das Werkzeug, die anderen um das Lager, wieder andere besorgten den Platz dafür. Und so schlugen sie ihr erstes Lager beim Peter-und-Paul-Fest 1990 vor der Kreuzkirche auf. „Damit waren wir die erste mittelalterliche Gruppe, die mittelalterlich gewandet Seife auf offenem Feuer gesiedet haben“, berichtet Rothfuß nicht ohne Stolz. Gerade die Herstellung über offenem Feuer birgt ihre Tücken, da bei der Verseifung eine gleichbleibende Temperatur sehr wichtig ist.

Aufenthalte bei Mittelalter-Events im Ausland

Bald kamen neue Mitglieder dazu. Vor 18 Jahren, genau gesagt am 2. Februar 2002, wurde aus der Gruppe ein eingetragener Verein. Heute sind 20 Erwachsene und vier Kinder dabei. Nicht nur zu Peter-und-Paul ist Aktivität angesagt. Das ganze Jahr über trifft man sich, repariert Geräte, verbessert das Lager, das seit 2014 auf dem Viehmarkt aufgeschlagen wird, und nimmt an anderen Mittelalterfesten und Märkten, vor allem im süddeutschen Raum, teil. Aber auch Aufenthalte bei Mittelalter-Events im Ausland, etwa in Quattro Castella in Italien, in Tortosa in Spanien oder in Le Puy in Frankreich standen schon auf der Agenda.

30 Jahre, "die nie langweilig waren"

Zu erkennen ist die Gruppe an der Zunftfahne der osteuropäischen Seifensieder. Das Original findet man im Museum in Krakau. „Wir blicken auf 30 Jahre zurück, die nie langweilig waren“, bringt es Rothfuß auf den Punkt. Zu den unvergesslichen Erlebnissen zählen auch ein Auftritt in der beliebten SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“ 2010 sowie die Mitorganisation des immateriellen Kulturerbefestes, das im September 2018 in Bretten stattfand. Auch bei ihrem „Kerngeschäft“, der Seifenherstellung, gibt es immer wieder Neuerungen. Die ursprüngliche Produktion aus tierischem Fett, Lauge („fettsaures Salz“) und weichem Wasser haben sie seit Mitte 2010 verfeinert.

Produktion weiter verfeinert

Auf Anregung der Kräuterhexe aus Maulbronn haben sich die Seifensieder auf eine Kombination aus tierischen Fetten in Verbindung mit Feinseife aus pflanzlichen Ölen spezialisiert. Auf dem Peter-und-Paul-Fest kann man ihnen bei der Produktion zuschauen. „Es ist immer schön zu sehen, wie vor allem Kinder und ältere Leute sehr interessiert sind, stehenbleiben und sich alles erklären lassen“, freut sich Rothfuß. Da die Seifenherstellung durch die ätherischen Öle, die für den Duft sorgen, sehr teuer ist, verkaufen sie auf Märkten die Seifen eines südfranzösischen Seifensieders, der die Seifen exakt so herstellt wie sie. Die nachhaltige und mittelalterkompatible Verpackung kommt dann wieder von ihnen: Die Seifen werden in verfilzte Wolle eingepackt. So kann das Seifenstück verwendet werden, ohne dass man es auspacken muss.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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