deutsch-französische Tonmischung
Ein Klang, bei dem die Wände bebten

- hochgeladen von Irene Goll
EIN KLANG, BEI DEM DIE WÄNDE BEBTEN
Erstaunliche Klangfülle und deutsch-französische Freundschaftsbegegnung beim Doppelkonzert des Dürrenbüchiger Blockflötenorchesters Picobella und des Straßburger Blockflötenorchesters Fiatabec in der voll besetzten Brettener Stiftskirche
So viele Blockflöten hat man selten auf einmal erlebt. Rund fünfzig Spielerinnen und Spieler waren am vergangenen Samstag, den 10. Mai 2025, in der Brettener Stiftskirche beim Doppelkonzert der Blockflötenorchester Picobella und Fiatabec zu hören. Vom Altarraum bis rund um die Orgel saßen und standen die Akteure dicht an dicht, um gemeinsam ihre Instrumente zum Klingen zu bringen. Ein imposanter Anblick – vor allem auch aufgrund der vielen Kontrabässe, die mit ihrer imposanten Höhe von fast drei Metern aus dem Flötenmeer ragten.
Gleich mit den ersten, druckvoll geblasenen Tönen brachten die beiden Orchester die Wände der bis auf den letzten Platz gefüllten Stiftskirche zum Beben. Wer hätte gedacht, dass mit dem vermeintlichen Kinderinstrument eine solche Klangfülle erzeugt werden kann. Das Publikum war begeistert und spendete tosenden Applaus. Christophe Formery, der Leiter von Fiatabec, und Daniel Koschitzki, der Leiter von Picobella, dirigierten das gigantische Doppelorchester abwechselnd und hatten sichtlich Freude mit diesem großartigen Klangkörper. Koschitzki saß zwischendurch auch als Spieler im Orchester und setzte mit dem gerade einmal zwanzig Zentimeter langen Sopranino brillante Spitzen.
Beeindruckend war die reiche Klangvariation, die den knapp vierhundert Zuhörerinnen und Zuhörern geboten wurde. Das abwechslungsreiche Programm, das Koschitzki und Formery zusammengestellt hatten, deckte 1000 Jahre Musikgeschichte ab. Vom mystisch anmutenden Mittelalterhymnus „Deus in adiutorium“ aus der Feder von Perotin, über doppelchörige Klangpracht in einer Kanzone von Ludovico Grossi da Viadana, barocke Stücke von Henry Purcell und Georg Philipp Telemann bis zu Filmmusik von William Walton, Klezmermelodien und einer Sinfonie des zeitgenössischen britischen Komponisten Ian Farquhar reichte das Repertoire. In letzterer überraschten Picobella und Fiatabec unter dem emphatischen Dirigat Formerys mit fast schon romantischen Tönen und einer süßen Klangschmelze, die man von der Blockflöte so gar nicht erwartet hätte.
„Es war ein ganz besonderes Erlebnis, mit meinem Orchester Fiatabec hier in Bretten zu Gast sein“, so Christophe Formery, der zusammen mit seiner Frau Joëlle Kuhne für den Folgetag eine Wiederholung des Konzerts im traditionsträchtigen Palais des Fêtes in Straßburg organisiert hatte. Mit der Minitour der beiden Blockflötenorchester war zudem ein wichtiges Zeichen der langjährigen deutsch-französischen Freundschaft gesetzt worden, die gerade in der Grenzregion zwischen Baden und dem Elsass eine große Rolle spielt. Daniel Koschitzki, der in seinen charmanten Konzertmoderationen ebenfalls auf den grenzüberschreitenden Austausch hingewiesen hatte, fasste es sehr schön in Worte: „Musik ist eine Sprache, die wir alle verstehen. Sie kennt keine Grenzen und schafft sofort ein Gefühl von Gemeinschaft und Einigkeit.“
Diese Harmonie zwischen den beiden Blockflötenorchestern war von der ersten Minute an zu spüren. Bleibt nur zu hoffen, dass es in naher Zukunft zu einer Wiederholung dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit kommen wird.
Text: Picobella
Fotos: G.Rinderspacher



Autor:Irene Goll aus Bretten |
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