Verschwunden und Wiedergefunden
Figur auf dem Friedhof Bauerbach aufgestellt
Die Vorgeschichte
Während der Erfassung der Kleindenkmale für die Datenbank des Ladratsamtes Karlsruhe ist jemand eingefallen, dass bis vor wenigen Jahren neben dem Treppenaufgang zum alten Friedhofsteil eine Engelsfigur auf einem Sockel aus Sandstein stand, die zu den Kleindenkmalen gehören würde. Wo ist sie geblieben? Der Zufall hat nachgeholfen. Ortsvorsteher Torsten Müller hat beim Steinmetzbetrieb Schick in Bretten nachgefragt, ob er keinen Sandstein übrig hätte, auf den St. Peter Bauerbach einen uralten Taufstein stellen könnte. Ein Foto kam. Der Verfasser dieses Textes hat darin den Sockel der Figur vom Friedhof erkannt. Wenn der Sockel da ist, müsste eigentlich auch die Figur da sein. Ja, sie war bei Schick eingelagert. Die Engelsflügel tauchten allerdings nicht mehr auf.
Der Weg der Figur
In etwa lässt sich ihr Weg nachzeichnen, ältere Einwohner erinnern sich: Damian Dickemann aus Bauerbach (*1845 - + 1930) war Gendarm, also Polizeisoldat/Wachtmeister im Elsass. Wahrscheinlich in Binsheim, denn dort wurde eine Tochter geboren. Ein Kind ist verstorben. Nach seiner Rückkehr nach Bauerbach hat er die Engelsfigur zum Totengedenken an sein Kind fertigen lassen und auf dem Friedhof aufgestellt.
Der Engel
Wie die Figur einst ausgesehen hat, kann man auf einem Bild erkennen das Herbert Gödtler in einem Winter aufgenommen hat, bevor sie im Zuge der Neuanlage des Grabfeldes abgebaut und bei Schick eingelagert wurde. Auf dem Rücken sind Flügel zu erkennen. Deshalb sprach man in Bauerbach vom Friedhofsengel. Was die Figur wirklich darstellt ist nicht leicht zu interpretieren. Pfarrer Wolfgang Streicher deutet den 'Engel' so: "Ich glaube nicht, dass es sich um eine Heilige handelt. Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass die Figur die Trauer ( Tränentuch, abgesenkte Fackel als Zeichen des erloschenen Lebenslichts) in Gestalt eines Engels darstellt. Ähnliche Darstellungen gibt es auch für die Jahreszeiten, die Weisheit, die Theologie, ect. Allegorie nennt man diese Art von Darstellungen". Das sind bildliche Darstellungen für schwer fassbare Begriffe wie Liebe und Tod und sollen diese so für den Betrachter vorstellbar sozusagen fassbar machen. Auch Pfarrer Harald-Mathias Maiba glaubt nicht, dass hier eine Heilige oder ein Heiliger in Form eines Engels dargestellt wird.
Die Akteure
In Absprache mit OV Müller hat Ulrich Schick Sockel und Figur mit Festiger behandelt, Risse geschlossen, fehlende Teile ersetzt und dann Sockel und Figur neben dem Friedhofsaufgang zur Aussegnungshalle aufgestellt. Flügel hat der 'Engel' keine mehr. Nach den Kosten befragt, sagte der OV: "Reden wir nicht drüber, ich kann nicht klagen, Ulrich war großzügig wie immer, wenn es um Sachen für die Allgemeinheit geht." Und Augenzwinkernd: "Er ist schließlich auch Stadtrat" .
Die Figur ist dem Wetter ausgesetzt, der Sandstein nicht in allerbestem Zustand. Der Ortsvorsteher kann sich vorstellen, dass in einer dörflichen Gemeinschaftsaktion aus Bruchsteinen eine Grotte als Wetterschutz gebaut wird.
Autor:Roland Albert aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.