Altstadtrettung Bretten
Gartenschau Bretten 2031: Es tun sich Abgründe auf. Vielleicht Zeit, Wasser auf die Mühlen zu lenken?

Ideen zur Gartenschau 2031 in Bretten. Die Einbeziehung der denkmalgeschützen Weißhofer Mühle könnte ein interessanter Ansatz zur Vermeidung eines unsinnigen Abrisses werden. Die Einbeziehung der Brettener Wasserwege in das Gesamtkonzept könnte weitgehend zusammenhängende Flächen schaffen. | Foto: Karte aus OpenStreetMaps, bearbeitet von Matthias Goll
  • Ideen zur Gartenschau 2031 in Bretten. Die Einbeziehung der denkmalgeschützen Weißhofer Mühle könnte ein interessanter Ansatz zur Vermeidung eines unsinnigen Abrisses werden. Die Einbeziehung der Brettener Wasserwege in das Gesamtkonzept könnte weitgehend zusammenhängende Flächen schaffen.
  • Foto: Karte aus OpenStreetMaps, bearbeitet von Matthias Goll
  • hochgeladen von Matthias Goll

Ein Loch klafft auf der matschigen Wiese. Jemand hat es notdürftig mit einem Baustahlgitter abgedeckt. Es misst ca. 2,60 Meter in der Tiefe und ca. 1 Meter im Durchmesser. Die Wände sind kreisrund ausgemauert.

Was hat das mit der Gartenschau zu tun? Das Loch kann als Metapher für die in 7 Jahren avisierte Gartenschau in Bretten stehen. Bisher besteht die Idee nämlich mehr aus Löchern denn Substanz. Die Brettener munkeln, es müsse schleunigst etwas passieren und auch die Bürger eingebunden werden, ansonsten müsse man den Zuschlag zurückgeben oder mit anderen Städten tauschen…

Loch 1: Für die Brettener Bürger war das Thema Gartenschau seit dem Zuschlag an ihre Stadt im Dezember 2020 bis ins Frühjahr 2024 in einem schwarzen Loch verschwunden.
Loch 2: Die kürzlich konkretisierten Planungen sehen vor, für die Gartenschau das Gebäude des Baustoffhandels Wertheimer abzureißen. Für dessen Neubau sollen nun neue Flächen auf der Diedelsheimer Höhe erschlossen und das Unternehmen entsprechend mit öffentlichen Geldern entschädigt werden. Wäre ich Wertheimer, so würde ich mir das vergolden lassen. Diese Umsiedelung wird Löcher in die Haushalte der kommenden Jahre reißen.
Loch 3: Ganz zu schweigen von dem Loch, dass weiterhin zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft bei der Umsetzung von Klimazielen und Naturschutz, solange völlig intakte Gebäude abgerissen und wieder aufgebaut werden – oder auch nicht (Freibad St. Laurentius).
Loch 4: Zudem kann das Konzept einer Parkanlage auf dem heutigen Gelände der Firma Wertheimer ganz ganz ganz sicher nicht funktionieren, denn bis 2031 wird es – entgegen der Annahme in den Bewerbungsunterlagen – ganz ganz ganz sicher keine Umgehungsstraße als Ersatz für die B294 geben. Gehen Sie in sich: Erfordert es nicht eine masochistische Veranlagung, eine Gartenschau in einem 30 Meter breiten Loch zwischen den lärmenden LKWs auf der B294 und dem Rauschen der Bahnlinie S4 zu besuchen? Das Argument, die zuliefernden LKWs der Firma Wertheimer müssten endlich weg, ist Käse. Durch die Stadt fahren am Tag zig LKW. Da kommt es auf die drei mehr nicht an, zumal das seit Jahrzehnten funktioniert.

Vielleicht wäre es an der Zeit, die Gartenschauideen aus dem letzten Jahrzehnt nochmals zu überdenken und nicht blind wieder alles unkritisch abzunicken, trotz der massiven Änderungen der ursprünglichen Voraussetzungen?
Ich hätte da eine Idee, wie eine neue Verwaltungsspitze und ein neuer Gemeinderat ein paar Löcher stopfen könnten und dabei sogar Gutes täten. Hierfür kehren wir zurück zum Loch auf der Wiese.
Im März 2024 hat es sich hinter einem - unbemerkt im Dornröschenschlaf dahinschlummernden - Kleinod unserer schönen Stadt aufgetan: Hinter der Weißhofer Mühle. Weißhofer was? Jepp, es gibt Sie noch. Sie ist eine von ehemals mindestens fünf Brettener Mühlen und steht unter Denkmalschutz. Drei davon gibt es noch. Die Weißhofer-, die Gottesacker- und die Bergmühle. Sie waren seit dem 13. Jahrhundert bis zur Elektrisierung im frühen 20. Jahrhundert extrem wichtig für unsere Stadt, denn sie versorgten die Bevölkerung und die Händler mit Mehl und Öl, die Handwerker schliffen Metallwaren und walkten Wollstoffe. Die Weißhofer Mühle tat das spätestens seit 1295 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie liegt malerisch am Bahndamm westlich der Bahnhaltestelle Schulzentrum. Auf dem nördlichen Teil des Geländes befindet sich das stattliche, 300 Jahre alte Mühlgebäude samt Scheunen und Remisen. Hinter dem Hauptgebäude sind Teile des Mühlkanals erhalten, der von Maulbronn her kommend die Mühle mit Wasser versorgte. Zwischen Kanal und Bahndamm tat sich auch das Loch auf. Es handelt sich vermutlich um einen ehemaligen, zur Mühle gehörenden Brunnenschacht. Nach Ausweis alter Karten stand nördlich davon ein weiteres Gebäude. Im Süden schließt sich ein malerischer Park mit alten Obstbäumen an. Er reicht bis an die Ufer der Weissach.

Die Gebäude und das Gelände standen im vergangenen Jahr zum Verkauf, kurz vor Abschluss sprang ein Interessent ab. Die Stadt sollte es nun für die Gartenschau und die Bürger sichern. Ohnehin gab es bereits Überlegungen, den Schulhof des Edith-Stein Gymnasiums um Teile des Weißhofer Mühlengeländes zu erweitern. Warum nicht auch hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Was kann schöner sein, als eine Lernpause unter Obstbäumen?
Jetzt müsste ich viele Konjunktive bemühen, ich entscheide mich faul für „könnte“. Die Gebäude könnten instandgesetzt werden und der Gartenschau als Verwaltungs-, Lager und Ausstellungsräume dienen. Immer noch X-Mal günstiger als die Wertheimer Umsiedlung. Die Gartenschau könnte unter dem Motto „Leben an und mit dem Wasser“ in wunderbarer Weise die Wasserwege sowie die Weißhofer und die Gottesacker Mühle einbinden. Mühlräder könnten wieder angebracht werden. Gartenschaubesucher könnten mit der Stadtbahn anreisen und von der Weißhofer Mühle am Wasser entlang zum Simmelturm, dann über den Seedamm bis zur Gottesackermühle und schließlich vorbei an der Alten Post zum Bahnhof gelangen. Das Wertheimer Gelände könnte als solches bestehen bleiben.

Wir haben in Bretten nicht viele freie Flächen. Eine Gartenschau in Form einer Perlenkette aus kleineren Parks und kurzen Wander- bzw. Radwegen böte aber auch einen gewissen Charme und ein Alleinstellungsmerkmal unserer schönen Stadt. Vielleicht könnten die Brettener darüber mal nachdenken.

Autor:

Matthias Goll aus Bretten

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