Ministerialdirigent a. D. Joachim Hauck referiert im Rahmen der 1250-Jahr-Feierlichkeiten
Gelungener Vortrag "Landwirtschaft im Wandel" im Gemeindezentrum Neibsheim

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Bretten-Neibsheim (tkl) Im Rahmen des Jubiläums „1250 Jahre Neibsheim“ fand in der Kraichgaugemeinde ein Vortragsabend im Katholischen Gemeindezentrum statt. Referent war der Neibsheimer Ministerialdirigent a. D. Joachim Hauck. Im gut gefüllten Saal fand sich ein bunt gemischtes Publikum zusammen und folgte den Ausführungen zum Thema „Die Erde, von der wir alle leben – Landwirtschaft im Wandel“. Angesichts der bundesweiten Aktualität dieser Thematik bewiesen Heidi und Hermann Renner vom Organisationsteam ein glückliches Händchen mit Motto und Redner.

Joachim Hauk arbeitete in Führungspositionen im Regierungspräsidium und vor allem im Landwirtschaftsministerium. Dort diente er unter den Ministern Gerhard Weiser, Gerdi Staiblin, Willi Stächele, Peter Hauk, Alexander Bonde und zuletzt erneut Peter Hauk. Der mehrfach ausgezeichnete Referent wurde maßgeblich vom verstorbenen Minister Gerhard Weiser geprägt und pflegt noch heute enge Kontakte zu dessen Familie. Joachim Hauck streifte zu Beginn seines Vortrags die Geschichte der Landwirtschaft und zeigte anhand von Beispielen die weltweiten Zusammenhänge des Wirkens im ländlichen Raum auf. In freier Rede kamen weder Projekte aus seiner langjährigen Tätigkeit noch beeindruckende Zahlen zu den weltweiten Warenströmen zu kurz.

In den vergangenen 50 Jahren, so führte der konservativ geprägte Redner aus, gab es für das Landvolk gewaltige Veränderungen, die auch Probleme mit sich bringen. Hauck zitierte in einem Atemzug Boris Palmer und Bertold Brecht und appellierte, dass Lösungen nur gemeinsam von Bürgerschaft, Konsumenten und Landwirten gefunden werden können. Während Baden-Württemberg seit 1994 rückläufige Nitratwerte mit einer aktuellen Belastung von 9 Prozent vermelden kann, haben andere Bundesländer mit Werten von 60 Prozent zu kämpfen. Der Landkreis Vechta hingegen, merkte Hauck süffisant an, müsste eigentlich dreistöckig sein, um seine anfallende Güllemenge vernünftig im Boden auszubringen.

Der Vortragende ist heute noch in allen Regionen Süddeutschlands bestens vernetzt und fungiert bei Bedarf als engagierter Berater. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 27.000 Euro und einem enormen Arbeitspensum müssten sich badische und württembergische Bauern auf einem entfesselten Weltmarkt behaupten. Strömte vor 60 Jahren noch aus dem Misthaufen vor nahezu jedem Neibsheimer Haus eine Wolke Marke „Landluft“ und es wurden mittlerweile fast komplett verschwundene Kulturen wie Tabak, Majoran, Gurken oder Klee mit viel Handarbeit angebaut, beherrschen im Jahr 2020 völlig andere Fragen die Diskussion: Wer bestimmt zukünftig über den Boden? Wann stehen Investoren aus China vor der Haustür? Ist der Sojabohnenanbau rentabler als Mais?

Diese Gemengelage fordert von den Landwirten ein stetiges Abwägen zwischen kommerziellen Aspekten, Umweltrecht, Klimagerechtigkeit, Tierwohl, Globalisierung, Konsumverhalten und Zukunftschancen. Auch das anwesende Publikum ist vor allem als Verbraucher eingebunden und muss sich eigentlich tagtäglich mit dem Motto „Landwirtschaft im Wandel“ befassen und das eigene Verhalten hinterfragen. Bei der abschließenden Fragerunde entwickelte sich eine leidenschaftliche Diskussion. Teilweise prallten verschiedenste Weltanschauungen aufeinander, aber beim regen Meinungsaustausch zeigte sich, dass die Diskussion um die Wichtigkeit der Landwirte als Lebensmittelerzeuger inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Autor:

Thomas Klein aus Bretten

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